"20 Jahre friedliche Revolution. 'Das Leben der Anderen' und Zeitzeugengespräche" - unter diesem Motto stand die Veranstaltung, die am vergangenen Montag in Karlsruhe stattfand. 153 Schüler aus Karlsruhe waren gekommen, 82 Schüler waren per Video aus Stuttgart zugeschaltet um an der Fragerunde mit den Zeitzeugen teilzunehmen. Das Thema gab der Film von Florian Henckel von Donnersmarck vor: Die Staatssicherheit und ihr Einfluss das Leben der Bürger der ehemaligen DDR.
Absolute Überwachung - Mikrofone hinter der Steckdose
Im Gespräch mit den Schülern war Klaus Knabe, der in Pforzheim mit dem DDR-Museum sein Lebenswerk errichtet hat und kurz vor dem Bau der Mauer 1962 geflüchtet war. Der Puppenspieler Thomas Hänsel, Leiter des Marotte-Figurentheaters, war bis 1987 in der DDR geblieben - und in dieser Zeit hatte sich stattliche Stasi-Akte von 1.500 Seiten über ihn angesammelt. Dass er in seiner eigenen Wohnung abgehört wurde, hatte er erst erfahren, als er in seine Akte einsah: " Bei mir waren auch Mikrofone hinter der Steckdose - wie im Film".
"Absolute Überwachung - das fand ich erschreckend", hatte ein Schüler über "Das Leben der Anderen" gesagt.
Und auch die Zeitzeugen konnten das nur bestätigen: "Man ging prinzipiell raus an die frische Luft, wenn man sich politisch unterhalten wollte", erinnerte sich Knabe an die Zeit in der DDR. Es habe auch für Kinder und Jugendliche immer zwei Meinungen gegeben: Die öffentliche in der Schule und die wahre Meinung in den eigenen vier Wänden.
Nachdem die Mauer gefallen und Deutschland wieder eins ist, gilt es alte Wunden zu heilen: Die Stasi-Akten, die sich zu Tausenden türmen, können von den Überwachungsopfern eingesehen werden. Neben wirren Interpretationen seiner Theaterstücke fand Thomas Hänsel auch die Namen der Spitzel, die ihn überwacht hatten. "Es gibt kein Mitleid für solche Menschen", sagte er und hatte mit Kopien seiner Akte für die Entlassung eines ehemaligen Stasi-Mitarbeiters gesorgt.
"Das fand ich gerecht".
Unrechtsstaat DDR: Willkür ohne Freiheit
Die Schüler waren neugierig: "War die DDR ein Unrechtsstaat?" Thomas Hänsels Antwort war einfach und eindeutig: "Ja". Die Bürger hätten mit extremen Unfreiheiten leben müssen. Knabe schloss sich der Meinung an: "Die DDR war ein Staat, der vorgab eine Demokratie zu sein." Kultusminister und Moderator der Runde, Helmut Rau, hatte ein anderes Wort dafür: "Willkür." Wo Politiker willkürlich handeln und nach belieben Menschen verhaften lassen können, gebe es keinen Rechtsstaat. Mit einem Zusammentreffen von Schülern aus Sachsen und Baden-Württemberg, soll die Wiedervereinigung dieses Jahr gefeiert werden. Helmut Rau begrüßt diese Aktion: "Dies gibt heute den Schülern die Möglichkeiten, die früher die Jugendlichen nicht hatten."