Der DVD-Tipp von Patrick Wurster
"High School Musical"-Macher Kenny Ortega, der mit Jackson nach "Dangerous" und "History" im Staples Center von Los Angeles auch an der "This Is It"-Konzertserie gearbeitet hat, montierte über 100 Stunden akribischer Vorbereitung aus Michaels letzten Wochen und Tagen beginnend beim Casting der Dance-Crew zu einem knapp zweistündigen "Making Of" an- und ineinander, das einen begnadeten Künstler zeigt, der unnachgiebig am Comeback arbeitet.
Wenngleich die Londoner Pressekonferenz, auf der MJ im März 2009 nach zwölf Jahren Tourpause etwas verstörend seine Wiederkehr ankündigte, beschönigend zusammengeschnitten wurde, widerspricht der Film jeglichen Spekulationen um den körperlichen Zustand des 50-Jährigen. Er hinterlässt einen zwar hageren, aber absolut agilen Jacko und den letzten Eindruck, dass der Moonwalker den Auftrittsmarathon durchaus bewältigt hätte. 18 Tage vor der Premiere in der 02-Arena fällt verfrüht der Final Curtain: Michael Jackson stirbt an einer Überdosis des Betäubungsmittels Propofol.
Weil beim konzeptlosen Dreh natürlich niemand daran gedacht hätte, dass aus diesen Szenen jemals eine Kinodokumentation entstehen könnte, musste Ortega auf so etwas wie Dramaturgie oder einen roten Faden verzichten. Den tragischen Menschen hinter der kaputten Nase klammert der Film aus. Er beschränkt sich darauf, ein Musikvideo, eine Hommage, eine Vergötterung zu sein und stellt den Superstar, die Songs und sein ungebrochenes Tanztalent in den Vordergrund.
Zu hören sind unter anderem die Greatest Hits "Beat It", "Black Or White", "Billie Jean" und "Man In The Mirror", zu "They Don't Care About Us" marschiert eine virtuell vervielfachte futuristische Soldatenarmada auf, die den Moves ihres Vortänzer folgt; in einem anderen Hintergrundfilm spaziert Jacko als "Smooth Criminal" via Greenscreen in einen Schwarzweiß-Streifen mit Rita Hayworth und lässt sich von Humphrey Bogart durch ein Fenster jagen, um so auf der Bühne vor seinem geliebten Publikum zu landen; "The Way You Make Me Feel" spielt auf einem überdimensionierten Gerüst vor Manhattans Skyline; auch seinen Jackson Five macht er mit alten Film- und Fotoschnipseln eine musikalische Liebeserklärung; bei "Thriller" entsteigen die Untoten diesmal in 3D ihren Gräbern; und schließlich wollte Jacko am Ende der Öko-Schnulze "Earth Song" einen überdimensionierten Schaufellader über die Bühne rollen lassen. "This Is It" - eine pompöse, perfekt durchchoreografierte "Best Of"-Pop-Show. Die größte aller Zeiten. Das wär's gewesen.
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