Hans-Joachim Of

Auf Wolfgang Niedecken können sich fast alle einigen. Der Musiker, Maler und Buchautor aus Köln, der im März seinen 70. Geburtstag feierte, gründete 1976 die Gruppe BAP und fortan war "Nix wie bisher." Bis heute ist der Sänger, Texter, Gitarrist und Komponist die einzige Konstante im Bandgefüge.

BAP kommt bald nach Karlsruhe
Wolfgang Niedecken, Gründer und Frontmann der Kölner Rockband BAP. | Bild: Hans-Joachim Of

Als Solist nahm der "Kölsche Jung", der zu den wesentlichen Protagonisten, die den Kölner Dialekt über die regionalen Grenzen hinaus auch in der Rockmusik etabliert haben, bislang vier eigene Alben auf. Am 25. November kommt er wieder einmal nach Karlsruhe ins Kulturzentrum Tollhaus mit einem literarisch-musikalischen "Special rund um Bob Dylan, Niedecken und BAP."

Auf den Spuren von Bob Dylan

2017 hatte Niedecken eine Reise kreuz und quer durch die USA auf den Spuren von Bob Dylan unternommen. Sein daraus entstandenes, aktuelles Buch "Niedecken über Dylan" handelt von dieser außergewöhnlichen Reise. Der BAP-Frontmann schreibt über die Querverbindungen zu seiner eigenen Biographie und die Berührungspunkte mit der Geschichte seiner Band, zu der bekanntlich bis 2014 auch der Wahl-Durlacher Schlagzeuger Jürgen Zöller gehörte.

Bob Dylan erhält den Literaturnobelpreis 2016
Bob Dylan, Singer, Songwriter und Nobelpreisträger - Er war bereits für viele Künstler eine Inspiration. | Bild: Jim Lo Scalzo

Wolfgang Niedecken liest ausgewählte Passagen und spielt die entsprechenden Lieder dazu. Am Piano wird ihn Mike Herting begleiten. "Ohne Bob Dylan wäre ich mit Sicherheit nie Musiker geworden", sagt der bekennende Stones-Fan Niedecken, der Dylan als den "Größten unter den amerikanischen Songwritern" bezeichnet und anmerkt: "Kein anderer Musiker hat mir einen tieferen Einblick in die amerikanische Seele gegeben und viele meiner Songs wären ohne Bob Dylan nicht entstanden."

Ein erzkatholischer Rockmusiker?

Tatsache ist, dass es keinen anderen deutschen Musiker gibt, der eine solche Nähe zu Bob Dylan aufweist, wie Niedecken. Seit Jahrzehnten prägt er mit seiner Band oder als Solomusiker die deutschsprachige Rockmusik und setzt sich dabei immer wieder mit dem Werk des amerikanischen Lyrikers und Literaturpreisträgers, der am 24. Mai 1940 in Duluth (Minnesota) als Robert Allen Zimmerman geboren wurde, auseinander.

Auch Bob Dylan war einmal jung.
Auch Bob Dylan war einmal jung. | Bild: Pixabay/Wikilmages

Er hat zahlreiche Coverversionen von Bob Dylan-Songs veröffentlicht und sein Vorbild mehrmals persönlich getroffen. Wer ist Wolfgang Niedecken, der seit 1994 zum zweiten Mal verheiratet ist und zwei Söhne und zwei Töchter hat, und was macht ihn so besonders? Er kam aus einer "erzkatholischen Familie" und besuchte von 1962 bis 1970 ein Internat der Pallottiner, wo er nach eigenen Angaben sexuell missbraucht wurde.

"De Kölsche Dylan"

Nach dem Gymnasium war in den frühen 70er Jahren ein erster, künstlerischer Schwerpunkt das Studium der freien Malerei und Kunstgeschichte ohne Abitur, wo er zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland hatte. Niedecken ist bis heute aktiv bildender Künstler, der die meisten BAP-Plattencover gestaltete. Nebenbei spielte er ab 1966 in einer Schülerband und 1974 schrieb er seinen ersten Songtext auf Kölsch mit dem Titel "Helfe kann dir keiner" - bis heute Bestandteil der Songliste.

Auch bei heutigen Konzerten darf „Helfe kann dir keiner“ nicht fehlen.
Auch bei heutigen Konzerten darf „Helfe kann dir keiner“ nicht fehlen. | Bild: Hans-Joachim Of

1977 war der erste Auftritt unter dem Namen BAP. Nach Niedeckens Darstellung geht der Bandname auf seine Erzählungen über seinen Vater Josef (kölsch: Bapp = Papa) zurück, mit denen er die anderen Gruppenmitglieder belustigt haben soll.

Ab 1977 folgten erste öffentliche Auftritte mit Band oder als Solist mit Gitarre und Mundharmonika, was ihm im Rheinland, nicht zuletzt seiner großen Affinität zum amerikanischen Songwriter, den Beinamen „De Kölsche Dylan“ einbrachte.

Der Durchbruch für BAP

1979 entstand das Album "Wolfgang Niedecken's BAP rockt andere kölsche Leeder" und damit der große Durchbruch. Die Band wurde deutschlandweit bekannt. Zusammen mit Trude Herr, Tommy Engel oder den "Bläck Fööss" nahm Niedecken, der für sein soziales und politisches Engagement bekannt ist und 2013 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, etliche Songs, darunter "Niemals geht man so ganz" auf.

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Auch bei Jürgen Zeltinger war er am Start und verfasste 1992 die Anti-Rassismus-Hymne "Arsch huh, Zäng ussenander." Dann kamen mit "Leopardefell" auf Kölsch gesungene Dylan-Songs und 1995 ein weiteres Solo-Album und in der Folge wieder Platten mit BAP. Am 2. November 2011 änderte sich "schlagartig" das Leben des Wolfgang Niedecken.

"Für 'ne Moment" - Niedeckens Biographie

Eigentlich war der Tourstart zum 17. Studioalbum "Halv su wild" geplant, doch Niedecken erlitt einen Schlaganfall, den er dank des schnellen Eingreifens seiner Frau Tina folgenlos überstand. Schon ein Jahr später stand er wieder auf der Bühne und man holte die Tournee nach. Im gleichen Jahr hatte er noch seine Biographie "Für 'ne Moment" geschrieben und 2013 erschien das Buch "Zugabe – die Geschichte einer Rückkehr."

BAP kommt bald nach Karlsruhe
Bis heute gibt Wolfgang Niedecken immer wieder begeistert Zugaben. | Bild: Hans-Joachim Of

Im gleichen Jahr hatte er noch das seiner Frau gewidmete, in Woodstock entstandene, Solo-Album "Zosamme alt“ veröffentlicht. 2014 wirkte er an der deutschen Version des Benefiz-Songs "Do They Know It's Christmas" mit der Band Aid Germany mit und 2016 nahm er an der TV-Sendung "Sing meinen Song – das Tauschkonzert" teil.

BAP kommt bald nach Karlsruhe
Niedecken Musik hat auch eine karitative Note. | Bild: Hans-Joachim Of

Seit 2004 ist Niedecken zudem Sonderbotschafter der Hilfsaktion "Gemeinsam für Afrika" und gründete in der Folge das Hilfsprogramm “Rebound“ für die Kinderhilfsorganisation "World Vision." Bei seiner Rückkehr ins Karlsruher Tollhaus darf sich die Gästeschar am 25. November auf einen interessanten Abend mit einer charismatischen Persönlichkeit freuen.