Der Konzertbericht von Patrick Wurster
Sein Name ist schon in aller Munde, als offiziell noch gar nicht bekannt gegeben werden darf, dass Peter Fox nach seinem Auftritt bei den "HipHop Open" auf dem Vorplatz des Mannheimer Barockschlosses nur eine Woche später ohne Eintrittsgeld und wenige Kilometer entfernt zu hören und vor allem zu sehen sein wird.
Eine halbe Stunde lässt der Rotschopf aus Berlin die am "Fest"-Sonntagabend brechend volle Klotze warten; und von 21.30 Uhr an macht er ihn endlich, seinen "Stadtaffen" - doch die ganz große Party bleibt aus.
Peter Fox aka Pierre Baigorry hat sich auf Solopfaden vom Sound des Dancehall-Elfers Seeed entfernt; arbeitet viel mit vordergründigen Streichern, fetten Bläsern und einer großen Trommlersektion. Die Cold Steel Drummer aus North Carolina sind auf der Bühne mit ihren im phosphoreszierenden Neongrün gehaltenen Sticks neben den bizarr anmutenden Affenmaskenträgern der Hinkucker! Und ebenso wie sein Sologang erst nach der Singleauskopplung "Haus am See" mit ihren süßlichen Violinen auf der Suche nach ein wenig Landidylle gezündet hat, dauert es auch im Mikrokosmos "Fest" - bis er die eingängigeren Takte anschlagen lässt. Und textlich ist Peter Fox sowieso ziemlich ambivalent.
Das schön-schreckliche wabernde "Schwarz zu blau", wahrscheinlich eines der wahrsten Lieder, die je über Kreuzberger und andere Großstadtnächte geschrieben wurden und Fox den Sieg bei Stefan Raabs "Bundesvision Song Contest" bescherten, funktioniert dann auch trotz der düsteren Aura, die bedrohliche Weltuntergangsstimmung von der Bühne haucht. Halten kann sich der Asphalt-Geruch nicht lange, denn der Hauptakteur wirbelt schon wieder wie wild mit dem schwarzen Handtuch, während hinter seinem Rücken zum "Zweiten Gesicht" ein überdimensioniertes Augenpaar giftgrüne Blicke auf den bis zum letzten Platz besetzten Hügel wirft.
Der lässt ihn bei seinem dritten Vorbeischauen in Karlsruhe seit 2003 aber ganz offensichtlich ebenso unbeeindruckt wie die Massen, die sich seinetwegen hier auf engstem Raum zusammengepfercht haben. Fox gibt sich hauptstädtisch abgeklärt. Man muss nicht unbedingt überempfindlich sein, um Kommentare wie "ihr da auf dem Berg Klotz oder wie das Ding heißt" als affig zu verurteilen; erst recht nachdem die "Fest"-Aufnahmen vom Gig 2006 (siehe auch: "Bass, bässer, am bässten!") die Seeed-Live-DVD prägen.
Für eine solch ausgelassene Stimmung wie noch drei Jahre zuvor ist der Sound jedenfalls trotz perfekt orchestrierten Stücken, Single-Hits ("Alles neu"), Feiernummern ("Schüttel deinen Speck") samt ausgefeilter Bühnenperformance und flankierender Lightshow einfach zu sperrig. Erst bei den Seeed-Tracks "Aufstehen" und "Dickes B" wird vieles anders und siehe - da sind die Hände! Zeit, um die gefühlten 100.000 plus noch ordentlich in Wallung zu bringen, bleibt nicht mehr; aber für mehr als Fox-Trott wäre ja ohnehin kein Platz gewesen.
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