Die Eichner Elf trat beim Favorit HSV selbstbewusst auf, hat toll gekämpft, gut gespielt. Aber: Keine der herausgespielten Chancen wurde genutzt. Daher kassierten die Badener nach drei Siegen in Serie eine 0:1 Niederlage.
Aufgrund der KSC-Siegesserie handelte Coach Christian Eichner nach dem Motto: "Never change a winning team", schickte die zuvor dreimal in Folge siegreiche Elf auf das Spielfeld. Logisch, dass sich dadurch an der taktischen Grundausrichtung nichts änderte, dass sich die Mittelfeldspieler in Rautenform postierten.
Schwache Chancenverwertung
Der KSC-Plan: Den HSV stressen, stressen und nochmals stressen. Die Rothosen nicht ins Spiel kommen lassen. Eichner hatte seiner Elf mitgegeben früh zu attackieren, damit der HSV nicht sein gefürchtetes Kombinationsspiel aufziehen kann. Und das machten die Wildparkprofis sehr flexibel, mal wurde im Angriff gepresst, dann ließ sich die Elf etwas zurückfallen, atmete durch, um dann den Gegner im Mittelfeld zu stören.
Der KSC begann selbstbewusst. Schon nach 32 Sekunden zischte ein Schuss von Fabian Schleusener knapp am HSV Tor vorbei. Die 1.400 KSC-Fans im Stadion unterstützen ihre Lieblinge lautstark. Die Karlsruher gestatteten den Hamburgern in den ersten 30 Minuten nicht eine Umschaltsituation. Aber, und das zog sich durch die ganze Partie: Die Chancenverwertung der Blau-Weißen war schwach, ja enttäuschend. Gegen die jüngste Mannschaft der Liga vergab die erfahrene KSC-Elf gute Gelegenheiten geradezu am Fließband.

Stephan Ambrosius, der vom HSV ausgeliehen ist und eine starke Leistung ablieferte, brachte mit seiner Analyse alles auf den Punkt: "Unser Problem war: Wir hatten Riesenchancen. Aber wenn man vorne die Tore nicht macht, kassiert man hinten eins, das ist leider heute passiert." Da brachte Malik Batmaz seinen Sturmkollegen "Schleuse" in Schussposition. Doch der scheiterte am starken Heuer-Fernández im HSV Gehäuse. Überhaupt: der ungemein engagierte "Schleuse- wurde zum Pechvogel. Denn entweder verzog er knapp, scheiterte am HSV Keeper oder er wurde in letzter Sekunde - nicht immer fair - am Einschuss gehindert.
Schleusener war enttäuscht: "Der HSV hat spielerische Klasse, dennoch: ärgerlich, dass wir in der ersten Halbzeit nicht in Führung gehen." Dass kurz vor der Halbzeit kassierte Tor "war sehr, sehr bitter. Ich hatte da eine große Chance - und im Gegenzug kassieren wir das Tor, das war bitter." In den ersten 45 Minuten habe man "überragend zugestellt. Nach dem Seitenwechsel war das nicht mehr ganz so gut. Wir kamen ein, zwei Schritte zu spät und das zehrt an den Kräften, wenn du 40, 50 Meter hinterherlaufen musst."
Großer Chancenwucher seitens des KSC
Doch die Badener hatten auch Glück. Als nach einer halben Stunde Bakery Jatta mit seinem schwachen linken Fuß über das leere KSC Tor feuerte. Und: Als kurz vor der Halbzeit die KSC Abseitsfalle misslang. Ambrosius konnte in höchster Not zur Ecke klären. Aber: Wer so großen Chancenwucher betreibt wie die Blau-Weißen, der wird im Fußball meist bestraft. Und der KSC wurde knallhart bestraft. Ludovit Reis wurde nicht attackiert, ballerte die Kugel mit seinem schwächeren linken Fuß ins KSC Tor.
Auch nach dem Seitenwechsel: Pech und Chancenwucher beim KSC im Gleichklang. Marvin Wanitzek kam frei zum Schuss, hämmerte den Ball an den Pfosten. Erstmals in dieser Saison dachten wohl viele: Tormaschine Philip Hofmann fehlt… Der HSV wurde stärker, war effektiver und brachten den Sieg - mit etwas Glück - ins Ziel. Auch, weil dem KSC in der zweiten Halbzeit etwas die Kraft ausging. Trainer Eichners Fazit: "Gegen den HSV bekommst du nur drei, vier Chancen. Wir hatten hochwertige - da muss man einfach führen."
Der Coach bekannte, "dass nach einer Stunde die Körner weniger wurden. Da haben wir dann, bis auf die Chance von Wanitzek, offensiv nicht mehr so oft stattgefunden." Dennoch zeigte sich der Fußballlehrer zufrieden: "Wie die Mannschaft Fußball gespielt hat, stimmt mich - auch wenn es um gewinnen und verlieren geht - zufrieden, Sandhausen, Regensburg und Rostock sind Gegner aus unserem Regal, auf Augenhöhe. Der HSV war ein Gradmesser aus der Kategorie; Top fünf. Wir haben gezeigt, dass wir bereit sind, auch da zu bestehen.“
Die Basis dazu ist da. Das belegen die Leistungsdaten. Das Team spulte 114,04 Kilometer ab und gewann in Hamburg 53 Prozent der Zweikämpfe.