Dem Fußball-Zweitligist Karlsruher SC gelang am Samstag ein verdienter 2:0-Sieg gegen Holstein Kiel. Die Gastgeber gingen favorisiert in die Partie. Im Jahr 2022 präsentierte sich Holstein bisher als eines der Top-Teams der Liga. Zehn von zwölf möglichen Punkten holten die Kieler aus den Spielen gegen den FC Schalke 04 (1:1), Jahn Regensburg (2:1), Fortuna Düsseldorf (1:0) und zuletzt bei Erzgebirge Aue (3:2). Gegen den KSC fehlte jedoch Mittelfeldmotor Lewis Holtby aufgrund von Knieproblemen - und das machte sich bemerkt.
Der 23-jährige Philipp Sander vertrat Holtby, der in der Vergangenheit sogar sechs Mal in der Champions League zum Einsatz kam, und erwischte nicht seinen besten Tag. Beispielhaft dafür war die 48. Minute: Den Kielern bot sich eine Überzahlsituation, als Sander auf die KSC-Hintermannschaft zudribbelte. Anstatt aber den mitgelaufenen Fabian Reese auf links zu bedienen, schloss Sander überhastet selbst ab und traf nur einen Karlsruher Verteidiger. Nach 79 Minuten war dann Schluss für den Holtby-Vertreter.

Auch Benedikt Pichler, einen weiteren Schlüsselspieler der "Störche", hatten Christoph Kobald und Daniel O'Shaughnessy gut im Griff. Der Topstürmer der Kieler (bislang sechs Treffer) tauchte nur einmal gefährlich im Strafraum der Gäste auf: Nach 25 Minuten hinderte ihn Kobald mit einer hochriskanten Grätsche im Strafraum am Abschluss, ansonsten war Pichler quasi abgemeldet. Einzig Fabian Reese blieb über 90 Minuten ein ständiger Unruheherd, in der zweiten Halbzeit wurde er dann aber phasenweise von Marco Thiede und Kyoung-Rok Choi oder Benjamin Goller gedoppelt.
Der KSC spielte über 90 Minuten hinweg klarer und taktisch flexibler als die Gastgeber. Choi und Goller tauschten immer wieder die Positionen. Ein entscheidender taktischer Kniff war die offensive Freiheit, die der Karlsruher Trainer Christian Eichner seinen Innenverteidigern gewährte. Nach sieben Minuten schaltete sich erst Kobald mit nach vorne ein und verfehlte das Kieler Tor mit einem Distanzschuss aus 20 Metern nur knapp.
O'Shaughnessy trifft aus 25 Metern
Neun Minuten später machte es sein Partner O'Shaughnessy dann besser und traf mit einem Schuss Marke "Tor des Monats" aus 25 Metern mit 100 Stundenkilometern genau in den Winkel. Die Kieler wussten gar nicht, wer den vorstoßenden Innenverteidiger aufnehmen sollte und der Wind tat sein Übriges.

Hatten die Karlsruher in der Anfangsphase noch mehr Ballbesitz (54 Prozent nach 27 Minuten), gewann Kiel zwar zumindest optisch immer mehr die Oberhand (57 Prozent nach 90 Minuten), konnte damit aber wenig anfangen. Zudem bewies KSC-Trainer Eichner auf der Pressekonferenz am Donnerstag Hellseherfähigkeiten: "Man darf nicht vergessen: Die Spiele werden in dieser Liga oft von draußen entschieden", sagte er. Fabian Schleusener kam nach 57 Minuten in die Partie und traf zehn Minuten später nach gutem Zuspiel von Philipp Hofmann zum 2:0.
Gute Chancen auf weitere Erfolgserlebnisse
Der KSC konnte es sich sogar erlauben, dass der in der Vorwoche so gut aufgelegte Goller nicht zu seiner Normalform auflief und nach 80 Minuten allein vor dem Kieler Torwart Thomas Dähne scheiterte. Mit einer solch geschlossen Mannschaftsleistung dürfte der KSC auch im Heimspiel gegen den FC Schalke 04 (Samstag, 13.30 Uhr) und beim Pokalspiel beim Hamburger SV (2. März, 18.30 Uhr) zumindest gute Chancen auf weitere Erfolgserlebnisse haben.
Christian Eichner hat spätestens mit der Rückkehr von Lucas Cueto vor allem offensiv die Qual der Wahl. Wenn alle Spieler fit sind und er beim bevorzugten 4-3-3 bleibt, stehen mit Fabian Schleusener, Philipp Hofmann, Malik Batmaz, Kyoung-Rok Choi, Fabio Kaufmann, Lucas Cueto, Marc Lorenz und Benjamin Goller acht Spieler für drei Positionen bereit. Choi könnte auch im Dreiermittelfeld spielen, dann müsste voraussichtlich Tim Breithaupt auf die Bank. Egal wer dann von Anfang an spielt: Eichner kann von der Bank aus, wie in Kiel erfolgreich praktiziert, nochmal richtig nachlegen.