Dieses Unverständnis drückt die Abteilungsleitung der Fanhilfe Karlsruhe am Donnerstagabend in einer Pressemitteilung aus. Der Punkt: Sie empfindet die geringe Strafe für den Beamten als "erschreckend". "Verglichen mit bisherigen Prozessen auffällig gewordener Fußballfans eine absolute Frechheit! Es scheint offensichtlich, dass in der Bundesrepublik mit zweierlei Maß gemessen wird", so die Fanhilfe Karlsruhe.

Die Abteilung "Fanhilfe Karlsruhe" hat sich 2017 innerhalb der Supporters Karlsruhe 1986 e.V. gegründet und setzt sich unter anderem für die Rechte von Fußballfans ein.
Was ist passiert?
Der Vorfall ereignet sich am 19. August. Aus der Dienstwaffe des 28-jährige Polizeibeamten Maximilian K. löst sich vor dem Augsburger Stadion ein Schuss. Nach Angaben des Bayrischen Rundfunks (BR) soll eine Wasserschlacht außer Kontrolle geraten sein. Über Stunden hinweg hätten sich die Beamten mit Wasserpistolen besprüht, ehe der Schuss fiel.
Die Kugel trifft einen mit Polizisten voll besetzten Bus. Einige Kollegen in dem Bus sollen Knalltraumata erlitten haben. Einen davon soll die Kugel nur knapp verfehlt haben. Ob die Polizisten im Zuge der Wasserschlacht in dem Bus "Schutz" suchten, geht aus dem Artikel nicht klar hervor.
Vor Gericht sagt der 28-jährige Schütze aus, er könne sich nicht mehr an den Schuss erinnern; er habe wohl instinktiv gehandelt und die Wasserpistole als "Trigger" wahrgenommen. Dass sich im Kopf von Maximilian K. eventuell ein "trainiertes Schussprogramm" abgespielt haben könnte, hält ein Ausbilder des USK indessen für "völlig unrealistisch", wie der BR weiter ausführt.

Ebenfalls unter Gedächtnislücken leiden laut Angaben des BR auch die Polizisten, die an dem Vorfall beteiligt waren. Der Satz "Ich kann mich nicht erinnern" soll während des Prozesses wohl häufiger gefallen sein. Ein LKA-Beamter gab an, von den Zeugen belogen worden zu sein.
Schlussendlich wurde Maximilian K. zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Zudem müsse er laut dem BR 5.000 Euro an eine wohltätige Vereinigung spenden und verlor seinen Beamtenstatus. Der Beschuldigte soll sich im Rahmen des Prozesses entschuldigt und um eine Versetzung in den Innendienst gebeten haben.
Fanhilfe Augsburg veröffentlicht Statement
Die Fanhilfe Augsburg ist entrüstet und veröffentlicht auf ihrer Webseite ein Statement zu dem Prozess: "Es darf nicht sein, dass Polizeibeamte – selbst im Falle von rechtswidrigen Handlungen – wegen ihres Status von staatlichen Institutionen geschützt werden", heißt es darin.

Die Fanhilfe fordert außerdem "unabhängige Ermittlungsstellen für polizeiliches Fehlverhalten, die Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte sowie einen Stopp der ausufernden Einsätze des USK im Rahmen von Fußballspielen."
Das komplette Statement der Augsburger Fanhilfe gibt es hier zum Nachlesen: https://rot-gruen-weisse-hilfe.de/usk-prozess-in-augsburg-eine-katastrophe-fuer-den-rechtsstaat/