"Thekenmannschaft", "Fanmannschaft", "Freizeitmannschaft" - das müssen sich die Kicker der zweiten Mannschaft des KSC öfter anhören. Von ganz ungefähr kommen die Bezeichnungen nicht: Zur Saison 2019/2020 meldeten sich Fans, um den KSC II zurück ins Leben zu holen - und absolvieren seitdem die Pflichtspiele.
Mehr Freiheiten für eigene Ideen
Die zweite Mannschaft organisiert und finanziert sich selbst, hat eigene Funktionäre und ist auf sich alleine gestellt. Organisiert wird die Mannschaft von Kapitän Jonas Scherghuber und Teammanager Sebastian Staneker.

Finanzielle Unterstützung gibt es vom Verein nicht - kein Problem, findet Kapitän Scherghuber: Denn dann habe man die Freiheiten, das eigene Konzept umzusetzen, Ideen schneller zu entwickeln und eigenständig zu sein. Die Mannschaft möchte ihre Gegner nicht mit einer gekauften Mannschaft überrennen, sondern Fußball spielen.
"Wollen keinen Erfolg kaufen"
"Wir spielen in der C-Klasse und wollen uns keinen Erfolg oder gute Spieler kaufen. Alles muss in einem Verhältnis stehen und nur, weil wir der KSC II sind, wollen wir keinen Vorteil gegenüber unseren Konkurrenten haben", sagt Scherghuber.

Die Mannschaft kauft keine Spieler und bezahlt sie auch nicht. Man arbeitet mit Spielern, die hinter dem Projekt "KSC II" stehen. "Unsere Neuzugänge haben wir mit null Euro finanziert. Wir wollen Spieler, die unsere Werte vertreten und keine anderen Absichten als den Fußball haben", so der sportliche Leiter Dennis Baumann.
Ganz ohne Hilfe geht es aber nicht - Unterstützung gibt es von regionalen Unternehmen. "Allen muss klar sein, dass Fußball spielen auch in der C-Klasse Geld kostet. Deshalb sind wir unseren Unterstützern umso dankbarer", sagt Staneker.
Wie kam es dazu?
Der Karlsruher SC hat seine zweite Mannschaft zur Saison 2018/2019 aus der Oberliga abgemeldet. Grund dafür waren vor allem die hohen Kosten, welche die Vereinsführung nicht mehr tragen wollte.
"Doch eine zweite Mannschaft gehört zu einem Profiverein dazu und bildet den Unterbau der Profis", sagt Nico Zimmermann im Gespräch mit ka-news.de. Er hatte damals die Idee, die zweite Mannschaft in "Eigenregie" zu neuem Leben zu erwecken. Zusammen mit Sebastian Staneker hat er die "Fanmannschaft" zusammengetrommelt; schnürte die erste Saison auch selbst die Schuhe, ist aber jetzt nicht mehr im Vordergrund aktiv.

"Wir wollten einen Teil unseres Vereins nicht einfach so aufgeben und haben dann im Wintertrainingslager 2018 die Idee gehabt, die zweite Mannschaft aus Fans neu zu gründen", so Zimmermann. Die Idee fand Anklang: Es fanden sich etliche Spieler zusammen, welche für den KSC II spielen wollten.
"Tragen das Wappen im Herzen"
"Das Besondere ist, dass wir das Wappen unseres KSC nicht nur auf der Brust, sondern auch im Herzen tragen", sagt Staneker, der aktuell das Team managt. Jeder Spieler sei überzeugter KSC-Fan, spiele für den Verein - und nicht für das Geld. Und auch nicht ausschließlich fürs Vergnügen - es herrscht große Disziplin in der zweiten Mannschaft.

Drei Mal die Woche ist Training, jedes Wochenende ein Testspiel - höchste Disziplin auf und neben dem Platz. Von einer Freizeitmannschaft kann man beim Karlsruher SC II definitiv nicht sprechen. Trotz Verpflichtungen wie Beruf, Schule oder Universität liegt die Trainingsbeteiligung auf Spitzenniveau.
Keine Freizeitmannschaft!
Trainer Bozidar Djokovic ist begeistert von seiner Mannschaft: "Jedes Training sind im Schnitt mehr als 20 Spieler anwesend. Das ist Landesliga-Niveau!" Zu wenig Wille, Motivation oder Ehrgeiz kann man den "Fan-Kickern" nicht nachsagen.

"Wer uns als Freizeitmannschaft bezeichnet, der soll zu unseren Trainings oder unseren Spielen kommen, um sich vom Gegenteil zu überzeugen", so Djokovic, "spätestens nach unserem Pokalspiel gegen Auerbach muss allen klar sein, wer wir sind. Und das ist definitiv keine Freizeitmannschaft, und schon gar keine Thekenmannschaft!"
Lesen Sie im zweiten Teil mehr zu den sportlichen Erfolgen und Zielen der zweiten Mannschaft: 1 Jahr KSC II: Fan-Mannschaft mit Potential - "da wächst was Großes zusammen"

KSC II - Spieltermine
Samstag, 8. August, 15 Uhr: Ersingen II - Karlsruher SC II
Samstag, 15. August, 15 Uhr: Büchenau - Karlsruher SC II
Samstag 22. August, 15 Uhr: Karlsruher SC II - FV Liedolsheim
Samstag 29. August, Uhrzeit 17 Uhr: FC 21 Karlsruhe - Karlsruher SC II
