In dem Erfolgsteam von 2007 gab's viel Typen. Echte Typen. Zum Beispiel die beiden Innenverteidiger Mario Eggimann und Maik Franz. Beide agierten knallhart - bis gnadenlos. Immer ungemein engagiert. Franz war aus Wolfsburg gekommen, weil er endlich Stammspieler sein wollte. Dafür verzichtete "Iron Maik" auf fast eine Viertelmillion Euro an Gehalt. Jährlich!
Auch "Eggi" entwickelte sich prächtig. Er legte im Wildpark die Grundlage dafür, dass er später Nationalspieler und WM-Teilnehmer wurde. Beide haben übrigens noch etwas gemeinsam: Sie lernten zu KSC-Aufstiegszeiten in der Fächerstadt ihre Lebensgefährtinnen Eva und Iris kennen.
"Bundesliga - wir kommen!"
Auch in der Offensive war diese Elf überragend besetzt. Mit Edmond Kapllani und Giovanni Federico stellten die Badener die beiden besten Torschützen der Liga. Fußballer, Funktionäre - aber vor allem die Fans hatten diesen wunderbaren Aufstieg verdient. Nach fast einem Jahrzehnt der Qual und Pein waren die Karlsruher wieder erstklassig. "Bundesliga - wir kommen!" schallte es durch den Wildpark. Aus tausenden Kehlen, von glücklichen Anhängern skandiert.
Nach dem Super-Gau vom Jahr 2000, als der Traditionsverein in die Regionalliga abstieg, als der KSC als Drittligist dahindümpelte und zuvor Millionen in den Sand gesetzt wurden, konnte sich der badische Renommierclub jetzt endlich wieder mit der deutschen Fußballelite messen.
Von der Hölle zurück in den Himmel
Nach einer großartigen Saison, in der die Karlsruher vom ersten Spieltag an in der Tabelle immer ganz, ganz oben dabei waren, wurde der Traum wahr. "Das ist der Höhepunkt meiner sportlichen Laufbahn", erklärte der "Vater des KSC-Erfolgs", Trainer Ede Becker, freudestrahlend. Inzwischen ist Becker für den Nachwuchsbereich des KSC mit Erfolg zuständig.
Die Saison war eine Ansammlung von Superlativen. Mit Torhüter Markus Miller - laut Fachmagazin "Kicker" - stand bei den Badenern der beste Fangkünstler der zweiten Liga zwischen den Pfosten. Mit "Zauberer" Giovanni Federico spielte der beste Zeitligaakteur im KSC-Dress. Auch daher erzielten die Karlsruher die meisten Tore alle Klubs.
Sportlich war es KSC-Urgestein Ede Becker, der schon seit rund 20 Jahren für die Badener gute Arbeit ablieferte, der für den Aufschwung sorgte. Erst war Becker Spieler, dann Amateurtrainer und Assistenzcoach, ehe er Cheftrainer wurde. Becker und auch sein kongenialer Partner Sportdirektor Rolf Dohmen setzten gemeinsam ihr durchdachtes Erfolgskonzept um.
Man besann sich auf des KSC größte Stärke: Die Nachwuchsarbeit. Becker bediente sich wieder in der Wildpark-Quelle für Fußballstars. Nach Oliver Kahn, Jens Nowotny und Mehmet Scholl, hießen die neuen Topspieler, die in der KSC-Jugend ausgebildet wurden: Christian Eichner, Sebastian Freis, Timo Staffeldt oder Florian Dick. Allesamt Akteure, die aus der Region stammen, deren Herz im KSC-Rhythmus schlägt und mit denen sich KSC-Fans identifizieren. Die Fans zeigten wieder ihre Liebe. Fahnen oder Fähnchen und Aufkleber - Blau-Weiß ist wieder überall in.
"Badens Beste sind zurück!"
Endlich wieder badische Bodenständigkeit im Wildpark. Bei Neuzugängen hatten Becker und Dohmen ein "goldenes Händchen." Klasse statt Masse wurde geholt. Der Lohn für die akribischen Arbeiter: Der Traum vom Aufstieg wurde wahr. "Badens Beste sind zurück!"
Vier Spieltage vor Saisonende hatten die Badener stolze zwölf Zäher auf den ersten Nichtaufstiegsplatz Vorsprung. Dazu ein um zwölf Treffer besseres Torverhältnis als Greuther Fürth, das Rang vier in der Tabelle belegt. "Das reicht, den Vorsprung holt keiner mehr auf, wir werden absolut verdient aufsteigen. Aber wir werden weiterhin Vollgas geben, denn ich will als Meister aufstiegen", sagt Abwehrrecke Maik Franz nach dem Sieg bei Hansa Rostock.
Man habe, "ganz schön kräftig gefeiert." Bis in die Morgenstunden waren die Gesänge der KSC-Kicker zu hören. Auch an der Theke zeigten die Profis Durchhaltevermögen und Teamgeist… "Der Sekt ist im Hotel ausgegangen“, erklärte Kapitän Mario Eggimann schmunzelnd und ergänzte: "Ich hatte Kopfschmerzen, aber nicht von meinem Kopfballtor zum 2:1 in Rostock."

Als das Erfolgsteam dann am Tag danach um 17:07 Uhr auf Gleis 2 am Karlsruher Hauptbahnhof ankam, wurde es von tausenden jubelnden KSC-Fans empfangen. Die hatten sich kurzfristig per Emails und Telefonaktion zu diesem tollen Empfang verabredet und die KSC-Profis überrascht. "Für unsere Fans freut es mich riesig, dass wir den Aufstieg so gut wie in trockenen Tüchern haben, denn die sind immer erstklassig gewesen", so Timo Staffeldt, der beim Sieg in Rostock den verletzten Godfried Aduobe im defensiven Mittelfeld vertrat und dabei eine tolle Leistung bot.
Trotz aller Superlativen: Die Akteure blieben auf dem Boden. Beispiel gefällig? Abwehrass Christian Eichner besuchte am Tag nach der Rückreise, morgens um acht Uhr, eine Vorlesung in Mathematik. Der Lehramtsstudent dazu. "Bei unserer Rückkehr waren Tausende auf dem Bahnhof, so etwas habe ich noch nie erlebt. Da ist es wichtig, dass man die Normalität im Auge behält und die heißt: Aufgaben wahrnehmen und arbeiten!"