Die Trennung erfolge einvernehmlich, betonte KSC-Präsident Ingo Wellenreuther. Man habe vor allem auch die Gesamtsituation beurteilt. "Der emotionale Druck von außen ist zu groß geworden", so Wellenreuther.
Am Wochenende hatte Rapolder bei der 1:4-Niederlage gegen den FC Ingolstadt einem Zuschauer den Stinkefinger gezeigt. Kurz nach der Partie hatte der 52-Jährige erklärt, dass, sollte er diese Geste tatsächlich getätigt haben, dies unbewusst geschehen sei. Bei dieser Darstellung bleibt Rapolder bis heute.
Diese Situation alleine sei allerdings nicht ausschlaggebend gewesen. Vielmehr habe die Vereinsführung und die sportliche Leitung die Gesamtsituation betrachten müssen. "Der Trainer hatte bei gewissen Personenkreisen vor Anfang an in der Kritik gestanden", so Wellenreuther. Nach der Zuspitzung der Ereignisse am Sonntagnachmittag sei die Gefahr für den Verein zu groß geworden, dass die sportliche Situation zu sehr in den Hintergrund gedrängt werde. Die Stimmung sei demnach derart hochgekocht, dass ein zielgerichtetes Arbeiten nicht mehr möglich war.
"Zuschauer und die Mannschaft müssen eine Einheit bilden"
Sportlich könne man dem Trainer keine Vorwürfe machen. Rapolder sammelte in 11 Spielen 13 Punkte. Zuvor brachte es der KSC in 13 Partien auf zehn Zähler. "Natürlich haben wir uns alle ein paar Punkte mehr vorgestellt", so Wellenreuther auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Den Verantwortlichen war allerdings von Beginn an klar, dass es ein ganz schwieriges Jahr werden würde." Man hätte nicht erwarten können, dass man mit Rapolder plötzlich um den Aufstieg hätte spielen können.
Mit der Trennung vom Trainer hoffen die Verantwortlichen, dass wieder etwas Ruhe in den Verein einkehrt, und die Grabenkämpfe verstummen. "Es ist wichtig, dass die Zuschauer und die Mannschaft eine Einheit bilden", so Wellenreuther. "Gerade unsere Mannschaft braucht derzeit besondere Unterstützung." So könnten die Fans ruhig nach 90 Minuten pfeifen, wenn das Spiel vorbei ist, allerdings nicht schon nach fünf Minuten. "Die Fans müssen gerade jetzt in den letzten zehn Spielen hinter der Mannschaft stehen und sollten auch mal den ein oder anderen Fehlpass verzeihen."
Wer Nachfolger von Rapolder wird, möchte der KSC am morgigen Mittwoch mitteilen. "Mit ihm werden wir den Rest der Saison bestreiten", kündigte Wellenreuther an. Einen Namen wollte er noch nicht nennen, sagte aber zehn Spieltage vor Saisonende: "Er muss wieder Begeisterung und Teamgeist in die Mannschaft bringen." Sind die Verhandlungen wie erwartet erfolgreich, dürfte der neue Coach schon im Spiel beim Aufstiegskandidaten VfL Bochum am Samstag auf der Bank sitzen. In der zweiten Liga ist in Rapolder der fünfte Trainer in dieser Saison gefeuert worden.
Als Nachfolger werden drei Namen gehandelt: Ex-Trainer Ede Becker, der im Moment Jugendchef im Wildpark ist - allerdings kein großes Interesse zeigt. Ein anderer Ex-Trainer, Winnie Schäfer, hat wohl eher Außenseiterchancen. So ist wohl Rainer Scharinger der aussichtsreichste Kandidat. Scharinger, einst Spieler beim KSC und Nachwuchstrainer in Hoffenheim, wurde zuletzt beim Drittigisten Aalen freigestellt. Allerdings hat Scharinger in Aalen noch einen Vertrag bis 2012. Werden sich Aalen und Scharinger einig, dann könnte der einstige feine Techniker schon morgen die Trainingseinheiten im Wildpark leiten.
"Sportlich habe ich mir nichts vorzuwerfen"
"Sportlich habe ich mir nichts vorzuwerfen", sagte Rapolder und ergänzte: "Die Vereine, bei denen ich gegangen bin, sind abgestiegen. Mannheim, Köln, Ahlen und Koblenz." Doch der als Konzepttrainer gepriesene Fußballlehrer konnte die "Schießbude KSC" nicht schließen. Zehn Gegentore bei den zwei zuletzt ausgetragen Heimspielen - auch das trug zur Trennung bei. Zudem soll es Probleme in der Außendarstellung gegeben haben.
Rapolder soll Freunde ins Trainingslager eingeladen haben, um Karten zu spielen. Bei Heimfahrten von Auswärtsspielen fuhr er nicht immer im Bus mit. Angeblich, um schneller im heimischen Koblenz zu sein. Die Neuzugänge Witschi und Omerbegovic, die auf Anraten Rapolders in den Wildpark kamen, sollen nicht über Zweitliganiveau verfügen.