ka-news:
Herr Dohmen, wie lautet Ihre Bilanz der fast acht Jahre beim KSC?
Dohmen: Die ist positiv. Wir haben das Unmögliche geschafft. Den Aufstieg mit dem geringsten Etat in der Liga. Wahnsinn, was war das für ein Gefühl! Zuspruch durch die Medien und meine Kollegen. Zwei tolle Jahre in der 1. Liga mit gutem Fußball. Der Abstieg war bitter. Aber ein Abstieg mit Schulden ist lebensgefährlich. Insgesamt sehe ich eine gute Bilanz.
ka-news: Aber: Ein Misserfolg war der Abstieg und der folgende Absturz in der zweiten Liga. Wäre das vermeidbar gewesen?
Dohmen: Das weiß ich nicht, da sind viele Komponenten zu berücksichtigen. Und das ist vorbei.
ka-news: Was waren die Gründe für Ihren Rückzug?
Dohmen: Wir haben Dinge erreicht, für die der KSC eigentlich keine Infrastruktur hatte. Dies hat extrem viel Kraft für alle Beteiligten gekostet, auch für mich. Ich möchte mehr Zeit für meine Familie haben und der Verantwortung, die ich meiner kleinen Tochter gegenüber habe, ebenfalls gerecht werden.
ka-news: Beim KSC herrscht Unruhe, auch weil das neue Präsidium vieles anders machen will. Haben Sie mit so viel Unruhe gerechnet?
Dohmen: Im Fußball muss man mit allem rechnen. Und wenn ein Verein so umstrukturiert werden soll wie hier, wenn praktisch alles auf den Kopf gestellt werden soll - dann wird es unruhig.
ka-news: Rechnen Sie mit einer vorzeitigen Freistellung?
Dohmen: Nein.
ka-news: Und was waren Ihre größten Herausforderungen beim KSC?
Dohmen: Ich kann mich sehr genau daran erinnern, wie es war, als wir zum ersten Mal die Lizenzierungsunterlagen bei der DFL eingereicht haben, ohne Angst, dass wir die Auflagen nicht erfüllen.
Als wir Bankengespräche ohne die Bedenken führten, dass die Kredite nicht verlängert würden. Die großen Emotionen, Kampfgeist und Zusammenhalt, als wir zweimal erfolgreich gegen den Abstieg in die Regionalliga gekämpft haben.
ka-news: Es gab in Ihrer Amtszeit sicher auch Enttäuschungen?
Dohmen: Aber sicher. Das ist ganz normal, in jedem Job.
Bitter war natürlich der Abstieg. Auch weil er so knapp war. Aber das ist Fußball und Fußball ist nicht komplett planbar. Man muss seinen Grundsätzen treu bleiben. Und einer unserer Grundsätze war, den Verein nicht durch Schulden zu gefährden - um jeden Preis. Ein Abstieg ist bitter. Aber ein Abstieg mit Schulden ist lebensgefährlich. Wir haben viel erreicht, darauf bin ich sehr stolz.
Ein großes Dankeschön an meine Mitarbeiter, sie haben viele unentgeltliche Überstunden geleistet, da es für neues Personal und Verstärkung kein Geld gab. Wir waren oft an der Grenze. Ohne sie wäre all das nicht möglich gewesen.
ka-news: Welche Erinnerungen werden Ihnen immer im Kopf bleiben?
Dohmen: Sehr viele. Ich habe viele nette und liebe Menschen kennengelernt.
Diese Verbindungen werden bestehen bleiben. Der Job als Manager des KSC gibt einem viel zurück. Sonst könnte man so etwas gar nicht so lange aushalten. Etwa wenn man erlebt, wie ein junger Spieler das ihm geschenkte Vertrauen rechtfertigt, er sich weiter entwickelt und seinen Weg geht.
Wie die Fans reagieren, auch wenn sie vielleicht einmal enttäuscht sind, wie ich ja dann auch, und sauer sind. Doch wir waren und sind immer eine große Familie gewesen.
ka-news: Herr Metzger hat in seiner Antrittsrede davon gesprochen, dass er dem Verein zehn Millionen Euro zusätzliche Einnahmen generiert, welche Investitionen würden Sie Ihren Nachfolgern mit diesen Millionen raten?
Dohmen: Das müssen meine Nachfolger und das Präsidium entscheiden. Aber Umstrukturierungen, Aufstockung des Kaders, voraussichtlich zwei Millionen Schulden, bedingt durch den Abstieg, das alles verschlingt Geld! Der KSC kann diese zehn Millionen. auf jeden Fall gut gebrauchen.
(Interview: Peter Putzing)