Doch "große Sprüche raushauen" ist weiterhin nicht sein Ding. Mit Scharinger sprach Peter Putzing.
Herr Scharinger, am Mittwoch spielte ihre Mannschaft gegen die Offenbacher Kickers mit der zweiten Garde. Gegen Ceahlaul Piatra Neamt konnte man dagegen die wahrscheinliche Startformation des KSC für den Saisonauftakt gegen den MSV Duisburg sehen. Mit dem 3:1-Erfolg gegen den rumänischen Erstligaaufsteiger müssen Sie deshalb doch eigentlich zufrieden sein.
Ja, weil sich unser gutes Spiel auch im Ergebnis niedergeschlagen hat. Ich versuche jedoch bei jeder Analyse den Mittelweg zu beschreiten. Nach der Niederlage gegen Altrach lag ich nicht am Boden. Nach dem Erfolg habe ich nicht abgehoben, weil es einen verdienten Sieg gab. Gut ist, dass man eine Entwicklung im Team sieht. Diese Entwicklung wird fortschreiten, aber nicht linear. Es wird weiterhin mal Leistungsschwankungen und Abstimmungsprobleme geben. Bei einzelnen Akteuren und im Team. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Die Rumänen waren gut, die Partie fand auf einem hohen Niveau statt. Zudem hatten unsere Spieler die enormen Belastungen unseres Kurztrainingslagers in den Beinen. Ich war mit Ergebnis und Spiel zufrieden.
Sie kritisierten nach der Partie gegen Ceahlaul Piatra Neamt und am Mittwochabend gegen Offenbach die Chancenauswertung. Aber dieses Problem hat, vielleicht außer dem FC Barcelona, nahezu jede Mannschaft.
Ja, aber es ist bei uns eben ein deutliches Problem. Man muss da aber auch sehen, dass sowohl Klemen Lavric, der Riesenchancen hatte, wie auch Niklas Hoheneder, noch Trainingsrückstand haben. Giuseppe Aquaro kam gegen die Rumänen gar nicht zum Einsatz. Bei diesen Akteuren müssen wir noch andere Maßstäbe ansetzen. Sie brauchen noch einige Tage, bis sie ihre Höchstform erreichen.
Auch Alexander Iashvili kam wegen seiner Länderspieleinsätze später in den Wildpark. Er stand gegen die Rumänen erstmals in der Startelf. Ist das ein Fingerzeig für die Startelf gegen Duisburg?
Da muss man abwarten, aber es hat mich sehr gefreut, dass "Iashi" zwei Tore gemacht hat. Er, Delron Buckley oder auch Marco Terrazzino und Gaetan Krebs – das sind tolle Fußballer. Aber es muss klar sein: Gute Spiele, wie zum Beispiel in der vergangenen Saison gegen Düsseldorf, die helfen uns nichts, wenn wir am Ende nicht punkten. Einsatzbereit und laufbereit sind alle. Alle sind sehr fleißig. Doch am Ende entscheidet sowohl das Offensiv-, vor allem aber auch das Defensivverhalten über den Erfolg einer Mannschaft.
Sie haben gegen Ceahlaul Piatra Neamt immer wieder das System gewechselt...
Richtig. Dazu muss meine Mannschaft in der Lage sein. Iashvili spielte mal zentral, mal über links, dann war Anton Fink auf der Zehn. Ich habe einiges ausprobiert. Zudem wurde diese Partie von Spionen aus Duisburg gefilmt, die müssen nicht alles sehen.
Bis zum Spiel sind es noch zwei Tage. Zu kurz, trotz der langen Vorbereitungszeit?
Grundsätzlich wäre mir, bei dieser schwierigen Ausgangslage mit einer neuen Elf an den Start zu gehen, mehr Zeit lieber. Aber wir wussten das. Daher heißt es: Wir arbeiten auf die Duisburg Partie hin, absolvieren das Spiel und arbeiten dann weiter auf das nächste Spiel hin. Es wird dann immer noch viel Arbeit bleiben. Wir müssen uns in die Saison hineinentwickeln. Das wissen wir, da brauchen wir nicht zu lamentieren. Wir sind auf einem guten Weg. Wenn es so weiter geht, können wir unsere Zwischenziele, sich zum Beispiel in der Liga gut zu etablieren, erreichen.
Sie klingen optimistisch.
Ja, dazu besteht auch, trotz der der schwierigen Phase, Grund. Bei allem Realismus. Und: Große Sprüche raushauen, das liegt mir nicht. Ich stecke meine Energie lieber in die Arbeit mit der Mannschaft, in die Entwicklung des Teams. Sprüche fallen einem wieder auf den Kopf. Wir sind vor wenigen Wochen knapp dem Zweitliga-Abgrund entgangen, das darf man nicht vergessen.
Ihr Neuzugang Klemen Lavric, der gegen seinen Ex-Club Duisburg antritt, sagte: "Wir sind zwar keine Favoriten, aber es gibt keine Diskussion, wir müssen gewinnen!"
Wir wollen gewinnen. "Müssen" ist eine etwas kräftige Formulierung, die ich nicht so gerne verwende. Der MSV hat eine sehr gute Mannschaft. Da kamen Torhüter Fromlowitz und Domovchiyski aus der ersten Liga, zudem Jula und Shao vom Fast-Aufsteiger Cottbus. Es wäre naiv von uns, da große Töne zu spucken. Intern haben wir jedoch klare Ziele. Natürlich wollen wir eine Heimstärke entwickeln, und wollen mit einem Erfolgserlebnis starten.