Herr Dohmen, es geht jetzt in die heiße Phase: Wie sieht Ihr Wahlkampf aus?
Ich habe wirklich kurz darüber nachgedacht, richtigen Wahlkampf zu machen. Aufgrund der Corona-Pandemie nehme ich aber Abstand davon. Ich wollte Mitglieder und Fanclubs einladen, aber dort nicht auf einer Bühne stehen, sondern mich unter die Besucher mischen. Ich hätte mich für Fragen zur Verfügung gestellt.
Ich hatte dabei auch an Getränke und Flammkuchen gedacht, für den symbolischen Beitrag von einem Euro, der Gesamtbetrag wäre dann der KSC-Jugend zugutegekommen. Dies könnte man ja aber auch nach den Wahlen nachholen, wenn es wieder erlaubt ist. Eines möchte ich aber klarstellen: Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, dass ich über niemanden negativ rede. Ich will keine Schlammschlacht, es muss ein sauberer Wahlkampf werden.
Sie sind Medienprofi. Ist es ein Nachteil, dass diese Mitgliederversammlung "nur" digital stattfindet?
Das ist vielleicht möglich, aber damit müssen alle klarkommen. Ich habe mir das alles sehr lange überlegt. Denn - bei allem Respekt - ich will nicht Präsident eines Kaninchenvereins werden, sondern beim Karlsruher Sport Club. Und ich will dieses Amt nicht nur für zwei Jahre übernehmen, ich denke längerfristig.

Einst waren einige Fangruppen gegen Sie, wegen Ihrer Abmeldung vom Verein und der juristischen Einforderung von Prämien aus Ihrer Zeit als Sportdirektor, nachdem man Sie freigestellt hat. Haben Sie sich - trotz dessen - mit Fans und deren Vertretern getroffen?
Ich habe mich schon vor längerer Zeit mit einigen getroffen, als ich das erste Mal den Wunsch geäußert hatte, Präsident zu werden. All das ist besprochen und bereinigt. Einige tragen mir noch etwas nach, aber es ist besprochen, da ist nicht viel hängen geblieben.
Ich habe mich regelmäßig mit verschiedenen Fanvertretern getroffen und ich bin zu jeder Zeit gesprächsbereit, falls hier noch Bedarf bestünde.
Was befähigt Sie dazu, Präsident des KSC zu werden?
Zunächst, weil das mein Verein ist, auch wenn ich Rheinländer bin. Ich habe in Karlsruhe sportlich und beruflich meine größten Erfolge gefeiert und Karlsruhe ist seit 40 Jahren meine Heimat. Ich würde dem KSC sehr gerne meine Arbeit im Ehrenamt anbieten.
Sie erwähnen nicht Ihre sportliche Kompetenz...
Ich habe ein sehr gutes Netzwerk durch meinen Beruf, gute Verbindungen. Das habe ich auch nach der Freistellung beim KSC kontinuierlich ausgebaut. Ich kommuniziere nicht nur heute noch mit der Ersten und Zweiten Bundesliga sowie mit den unteren Ligen und kann daher heute mit Stolz sagen, zum deutschen Profifußball-Netzwerk zu gehören.
Wenn der KSC Sie als Präsidenten hätte, bräuchte er dann überhaupt noch einen Sportdirektor - oder kann man sich diese etlichen hunderttausend Euro jährlich sparen?
Das zu beurteilen steht mir jetzt noch nicht zu. Sollte ich gewählt werden, werde ich dazu eine klare Stellung beziehen. Ich möchte aber sofort etwas klarstellen: Ich strebe lediglich ein Ehrenamt an.
Mitkandidaten von Ihnen wollen, um die sportliche Kompetenz zu erhöhen, einen Beirat gründen. Sie auch?
Darauf kann man meiner Ansicht nach verzichten. Wie viele Beiräte hat denn der KSC inzwischen? Wir brauchen keine externen Berater, dieses Netzwerk haben wir selbst.

Sie haben Spieler wie Federico oder Kapllani aus unterklassigen Teams zum KSC geholt. Werden Sie sich ins Scouting einbringen?
Aber natürlich. Ich habe auch Mario Eggimann aus der Schweiz geholt, ihn in der U17 beobachtet. Das Entscheidende wird aber sein: Die Leute im operativen Geschäft müssen ein Konzept erstellen. Ich würde unterstützen, das in die richtige Richtung zu lenken.
Im Endeffekt hat die sportliche Leitung das Sagen, für das operative Geschäft. Vor allem der Trainer, auch wenn der Sportdirektor sein Vorgesetzter ist. Wenn ein Trainer von einem Spieler nicht überzeugt ist und der wird dennoch geholt, ist das von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Was würden Sie denn anders machen als Ihr Vorgänger Ingo Wellenreuther?
Ich würde versuchen, die Grabenkämpfe im Verein in den einzelnen Gremien und Abteilungen zu beenden. Da ist vieles schief gelaufen, da ist Unruhe drin, da gibt es Befindlichkeiten. Das muss eingestellt werden.
Die Abteilungen müssen wieder als eine Einheit auftreten, man muss Visionen haben und auch das KIT einbeziehen. Und: Das Nachwuchsleistungszentrum muss gefördert werden. Mit großen Ausrufezeichen versehe ich eine U23!
Der KSC II spielt in der untersten Klasse - wie soll das gehen?
Es gibt Vereine, zum Beispiel in der Oberliga, die sich aus wirtschaftlichen Gründen damit befassen, sich abzumelden. Da könnte man einsteigen und den Verein irgendwann ganz rüberholen. Eintracht Frankfurt denkt im Moment über so eine Möglichkeit nach.
Das aktuelle KSC-Team II ist ein tolles Fanprojekt, aber bis die weiter oben sind, das dauert zu lange. Man sollte sich auf jeden Fall nochmal mit dem Fußballverband in Verbindung setzen.
Sagen Sie etwas zu Ihrer Konkurrenz um den Job?
Jedes KSC-Mitglied, das die Bedingungen erfüllt, hat das Recht sich zu bewerben. Ich finde es gut, dass sich eine Frau bewirbt. Ich habe in meiner Zeit als Manager von Nike mit Britta Steinmann, der Chefin von Wattenscheid, gut zusammengearbeitet.
Wenn Sie nicht als Präsident gewählt werden, stellen Sie sich als Vize zur Wahl. Kritiker sagen: So werden die gleichen Leute am Ruder bleiben, die den KSC fast in die Insolvenz getrieben haben...
Anfangs wollte ich nur Präsident werden, erst danach Vize. Der Grund: Ich will dem KSC mit meinen Erfahrungen im Fußballgeschäft und Netzwerk helfen. Und: Dabei geht es ja um den KSC - und der Vize-Präsident hat das gleiche Stimmrecht wie der Präsident.
Sagen Sie etwas zu Ihren Chancen?
Es wird eng werden und ich stehe für einen fairen Umgang miteinander. Aber: Ich bin Fußballer - und ein Fußballer will immer gewinnen.
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