Zwei Tage vor dem Beginn der Weltmeisterschaft hat der deutsche WM-Tross sein Quartier für die "Mission Titelverteidigung" bezogen. Auch in Russland zählt das DFB-Team zu den Top-Favoriten auf den WM-Sieg. Vor zwölf Jahren sah das noch ganz anders aus. Fußball-Deutschland war skeptisch, zu was die Nationalmannschaft bei der Heim-WM in der Lage sein wird.
Am Ende wurde es Platz 3 und ein unvergesslicher Fußball-Sommer, der im ganzen Land eine nie dagewesene Euphorie auslöste. Jens Nowotny war einer von 23 Spielern, die damals im WM-Kader von Bundestrainer Jürgen Klinsmann standen und das "Sommermärchen" erlebten.

Unvergesslichen Fußball-Sommer erlebt
Zum Einsatz kam der damals 32 Jahre alte Abwehrspieler bei der WM 2006 nur im letzten Spiel des Turniers gegen Portugal (3:1). Doch trotz der geringen Einsatzzeiten damals, hat der 44-jährige Ex-Profi bis heute gute Erinnerungen an das Turnier und was rund um das Team in den vier Wochen passierte. "Ich erinnere mich an viele glückliche Menschen auf den Straßen und den Stadien, vereint im Fan-Sein."
Die Nationalmannschaft galt nach dem kläglichen Vorrunden-Aus bei der EM 2004 als Rumpeltruppe. Doch all das änderte sich während der vier Wochen im Sommer 2006. "Die Stimmung und der Stolz auf Mannschaft, Leistung und Land können innerhalb eines solchen Turniers enorm wachsen", erinnert sich der gebürtige Malscher heute.
"Löw entscheidet immer im Sinne des Teams"
In den Jungs, die in Russland dabei sind, herrsche jetzt vor allem Spannung und Erwartung, ist sich Nowotny sicher. Zwei Weggefährten des Sommermärchens sind auch im Trainerstab in Russland dabei: Bundestrainer Jogi Löw, damals Co-Trainer, und Miro Klose, der bei der WM 2006 Torschützenkönig wurde.
Mit der Nicht-Berücksichtigung von Manchester City-Star Leroy Sané sah sich der Bundestrainer einiger Kritik ausgesetzt. Nowotny beteuert im Gespräch mit ka-news aber, dass Löw stets Entscheidungen im Sinne der Mannschaft und des Erfolges trifft. Ob er den Kader genauso zusammengestellt hätte, lässt sich für den 48-maligen Nationalspieler nur schwer beurteilen. "Ich weiß nicht, ob ich die selben Eindrücke wie Joachim Löw gewonnen hätte."

"Frankreich ist für mich der Top-Favorit"
Generell sieht der Ex-Profi des KSC und von Bayer Leverkusen die deutsche Mannschaft gut aufgestellt und traut dem Team auch zu, bei gutem Turnierverlauf wieder bis ins Finale zu kommen. "Ich hoffe, sie kommen bis ins Endspiel", so Nowotny gegenüber ka-news weiter. Für ihn sind aber die Franzosen mit Trainer Didier Deschamps und den Superstars Antoine Griezmann, Kylian Mbappe und Paul Pogba erster Anwärter als Weltmeister 2018. "Als Top-Favorit auf den Titel sehe ich Frankreich."
Bei der Weltmeisterschaft wird Nowotny seine Erfahrungen, genau wie Ex-Teamkollege Oliver Kahn (für das ZDF), als Experte für das Internet-Unternehmen NetEase einbringen. Ansonsten wird der der ehemalige WM-Teilnehmer die WM - wie Millionen andere - als Fan mit Freunden und Familie verfolgen.