Herr Eichner, wie lautet Ihr Fazit des Trainingslagers?

Es war ein gelungenes Trainingslager. Der Kader ist zusammengewachsen, auf und neben dem Spielfeld. Das Leistungsniveau wurde immer besser, auch weil wir - im Gegensatz zu den Wochen vor dem Camp - zehn gegen zehn spielen konnten. Das Trainingsniveau wurde durch die Konkurrenzsituation immer besser.

Das heißt die Formel gilt: Je voller es auf dem Trainingsplatz ist, desto höher das Leistungsniveau?

Ja, man hat das auch in den Testspielen bemerkt. Die ersten 60 Minuten gegen Budapest waren abgesehen von den leichten Fehlern zu den Gegentoren in Ordnung, da war es schon besser als in den Spielen zuvor. Auch die Partie gegen Bremen war ein Schritt nach vorne, allerdings nicht im Ergebnis. Es bleibt Arbeit.

Dann: Zusammenwachsen - das ist bei uns nie ein Problem. Aber da müssen wir auch gut sein, da müssen wir den ein oder anderen Tick besser sein als andere, um qualitative Unterschiede zu kompensieren. Zuvor war das zum Einen wegen der fehlenden Neuzugänge, aber auch wegen der vielen Verletzten nicht möglich.

KSC-Trainer Christian Eichner.
KSC-Trainer Christian Eichner. | Bild: mia

Haben Sie da Ursachenforschung betrieben warum der KSC derart viele verletzte Spieler hat? Liegt es an den Plätzen, ist es Pech, oder falsche Trainingsinhalte?

Natürlich haben wir alles hinterfragt. Es waren größtenteils Unfälle - mit und ohne Gegenspieler, egal ob beispielsweise bei Robin Bormuth oder Leon Jensen.

"Uns fehlen noch sechs Spieler für die Startelf"

Ist der KSC Kader - es soll ja kein weiterer Neuzugang kommen - so weit und vor allem so gut, dass man im ersten Spiel, bei der KSC-Filiale Paderborn, gewinnt?

Was da passieren wird, weiß ich heute noch nicht. Es wird ein normales Zweitligaspiel, das der KSC aber auch in Paderborn gewinnen kann. Uns fehlen noch immer ein halbes Dutzend Spieler, die in der Startelf stehen könnten. Dennoch habe ich maximales Vertrauen in die Jungs, die da sind, die sich Schritt für Schritt in eine gute Verfassung bringen. Egal in welcher Konstellation wir dort antreten, wir haben die Möglichkeit zu gewinnen.

Der Karlsruher Daniel Gordon am Ball.
Der Karlsruher Daniel Gordon am Ball. | Bild: Uli Deck/dpa/archivbild

Sie haben fünf Innenverteidiger unter Vertrag. So richtig fit ist nur: Daniel Gordon, der 37 Jahre alte Routinier…

Das war bis vor kurzem der Fall. Inzwischen hat Marcel Franke einen extremen Schritt nach vorne gemacht, ist fit, absolut belastbar. Da mache ich einen Haken dahinter und hoffe, dass nichts mehr kommt. Florian Ballas hat noch etwas Nachhofbedarf, da gilt es einen guten Mix zwischen Spielpraxis und Trainingseinheiten zu finden.

Die Konsequenz wäre: "Gordi" ist in Paderborn gesetzt?

Da spricht nicht viel dagegen. Er ist ein extrem wichtiger Spieler. Aber irgendwann sollte es das Ziel sein, dass Daniel Gordon nicht 25 Spiele plus pro Saison macht.

Christian Eichner im österreichischen Trainingslager. | Bild: mia

Wer hat Sie im Trainingslager überrascht?

Die Rückkehr von Leon Jensen nach seiner schweren Verletzung freut mich sehr. Er hat unter Belastung trainiert, der Junge hat eine lange Leidenszeit hinter sich und ist auf einem guten Weg. Kompliment, dass er nie nachgelassen hat. Ansonsten ist die Gruppe eng beieinander.

Ein Wort zu den Neuzugängen? Wer hilft sofort weiter?

Marcel Franke, aufgrund seiner Erfahrung, seiner Qualität. Er kann die Rolle von Robin Bormuth einnehmen. Er kann die Mannschaft von der Abwehr heraus - stand heute mit Daniel Gordon - führen, das können die beiden.

Marcel Franke
Marcel Franke | Bild: Mia

Haben Sie das Gerüst des Teams, das beim SCP beginnt, im Kopf?

Natürlich hat man als Trainer immer ein Gerüst im Kopf. Bedingt durch die vielen Ausfälle sieht dieses aber nicht aus wie zuvor geplant. Meine Aufgabe ist es nun, gegen Paderborn eine entsprechende Alternative zu finden.

Sind taktische Vorentscheidungen gefallen?

Wir haben viel daran gearbeitet, wie wir uns verhalten, wenn wir mit zwei Spitzen spielen, sodass das eine Möglichkeit darstellt, um die Mannschaft variabler aufzustellen. Für die Gegner soll es schwieriger werden, auszurechnen, in welcher Formation wir antreten.

Eichner zu klammen Kassen: "Ich muss nichts ausbügeln"

Sie sprachen die Stürmer an. Aber: Die KSC-Kasse ist leer. Ist es da verantwortungsvoll und sinnvoll für einen Stürmer, der fast 30 Jahre alt ist und in der 2. Schweizer Liga spielte, eine sechsstellige Ablöse zu bezahlen?

Ob und was der Club für diesen Spieler an Ablöse bezahlt hat, das kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, dass das ein Spieler ist, der aus unserer Scoutingabteilung empfohlen wurde. Wir haben absolutes Vertrauen in diese Abteilung und sind ständig in engem Austausch.

Simone Rapp
Simone Rapp | Bild: Mia

Nochmals: Die KSC-Kasse ist leer. Nervt es Sie, dass Sie unter den Fehlern anderer - bei Fehleinkäufen, die viel, viel Geld kosteten, durch die falsche Abmeldung der U23 - leiden müssen?

Ich fühle mich nicht so, als dass ich leiden müsste oder ausbügeln muss. Wir haben einen Spagat aus den Wünschen, Träumen des Umfeldes und den Realitäten, mit denen wir zurechtkommen müssen.

Hält der KSC die Klasse?

Wenn ich daran nicht glauben würde, wäre ich fehl am Platz!