Ein "Kölscher Jung" gab an Karneval beim KSC sein Startelfdebüt - und das passte. Sven Müller, der beim 1. FC Köln unter Ex-Trainer Peter Stöger sogar einen Einsatz in der ersten Bundesliga hatte, machte seine Sache als Vertreter des verletzten Benjamin Uphoff gegen Spitzenreiter VfL Osnabrück - bis auf eine Unsicherheit kurz vor Spielende - gut.

Dass Karneval ist - interessierte ihn wenig. Die Schwestern seiner Freundin kamen nach Karlsruhe zu Besuch. Zum einen war ihm das wichtiger, als ein Trip am trainingsfreien Tag in die Domstadt, zum anderen: "Am Freitag ist ein Spiel gegen Uerdingen - das ist wichtiger als Karneval", sagt Müller.
Aus Fehlern lernt man
Der gerade 23 Jahre alt gewordene Torhüter strahlte bei seinem ersten Auftritt in der KSC-Startelf im Wildpark Ruhe aus. Von Nervosität bei der Partie gegen den Tabellenführer Osnabrück - keine Spur. Müller: "Nervös bin ich nicht. Dafür trainiere ich Woche für Woche. Ich freue mich darauf, vor den Fans aufzulaufen."

Mit seinem Auftritt war er insgesamt zufrieden: "Bis auf die letzte Aktion war es ein ruhiger Nachmittag. Ich wollte da den Ball unbedingt fangen. Es war ein bisschen zu viel Tumult im Strafraum - ich hätte den Ball besser wegfausten sollen. Passiert - abhaken, lernen."
Es fehlt Müller an Spielpraxis - das weiß auch der Trainer
Zu dieser Einstellung und Aufarbeitung durch Müller passt eine Kurzbeschreibung durch KSC-Torwarttrainer Kai Rabe: "Er ist eine coole Socke und er entwickelt sich stetig weiter." Trainer Alois Schwartz war mit dem Startelfdebüt seiner Nummer zwei zufrieden, nahm den kleinen Lapsus vor Spielende gelassen hin: "Es fehlt ihm die Spielpraxis, da passiert so etwas. Er war sich wohl zu sicher. Er hat im Nachhinein erkannt, dass es besser gewesen wäre zu fausten", sagt er.

Der KSC-Coach ergänzt: "Sven konnte ja schon beim 1. FC Köln Erfahrung sammeln. Zudem hat er in der Woche vor dem Spiel gegen Osnabrück einen sehr guten Eindruck gemacht, hat in Lotte 30 Minuten gut gespielt. Er hat es dort und im Training gut gemacht. Daher hat er unser Vertrauen." Alle bescheinigen Müller: Er strahlt Ruhe aus!

Torwarttrainer Rabe, der mit seiner akribischen und abwechslungsreichen Arbeit seit Jahren dafür sorgt, dass beim KSC immer richtig gute Torhüter zwischen den Pfosten stehen, bestätigt Müller eine positive Einstellung: "Er ist lernwillig, er will sich verbessern. Sven ist sehr reaktionsstark und sprunggewaltig, zudem ein absoluter Wettkampftyp."
Müller ist jung, hat Potenzial
Müller sei zudem ein guter Fußballer und diese Eigenschaft ist im modernen Fußball unerlässlich. "Er ist beidfüßig gut, kann einen langen wie einen kurzen Ball präzise spielen. Er ist ein spielerischer Torwart." Als Mensch ist der 1,90 Meter-Mann "kein Lautsprecher, ein zurückhaltender Typ, der aber genau weiß, wie das Geschäft läuft."

Müller ist ein Torwarttalent, noch nicht am Ende seiner Leistungsfähigkeit, hat Entwicklungspotential. Er hat etliche Stärken, kann sich aber auch noch auf einigen torwartspezifischen Gebieten verbessern. So in Sachen Strafraumbeherrschung.
Zurück auf die Bank
Aber bei allem Talent heiß es wohl: Gegen Osnabrück rein ins Team - und am kommenden Spieltag schon wieder raus, sollte Uphoff wieder fit sein. In Duisburg gegen Uerdingen muss Müller wohl schon wieder auf der Auswechselbank Platz nehmen.

Das nimmt er ebenso klaglos wie sportlich hin. "Wir sind ein Torwartteam. Ich weiß: Benjamin ist die Nummer eins, ich die Nummer zwei. Wenn er verletzt ist, bin ich da, dann versuche ich zu helfen, wenn Beni da ist - dann sitze ich auf die Bank." Uphoff bestätigt: "Das Verhältnis im Torwartteam ist sehr gut. Wir kommen alle gut miteinander klar."
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