Liebe Fußballfreunde,
ist das nicht herrlich? Der KSC bundesweit in den Schlagzeilen! Das ist doch ein Pfund, mit dem die KSC-Marketing-Abteilung so richtig wuchern könnte. Dadurch müsste es doch ein Leichtes sein, die in der Mitgliederversammlung vom vergangenen Montag im Bereich Werbung beklagten Mindereinnahmen in Höhe von 436.000 Euro als Vermarkter einnehmen zu können und die Lücken bei der Bandenwerbung im Stadion ganz locker zu schließen.
Gute Saisonstart ist Vergangenheit
Okay, die bundesweiten Schlagzeilen waren jetzt nicht unbedingt der Leistung der Mannschaft geschuldet, die in Kaiserslautern zum dritten Mal in Folge eine Niederlage kassieren musste, weil sie dort einen ziemlich unterirdischen Fußball gespielt hat. Der gute Saisonstart ist dadurch zunächst einmal Vergangenheit und es wurde deutlich, dass der KSC nur dann ganz oben mitspielen kann, wenn erstens alle Leistungsträger fit und in Form sind und zum zweiten die ganze Truppe in jedem Spiel am oberen Limit agiert.
Die Liga ist so eng, dass eigentlich jedes Schwächeln sofort dahingehend bestraft wird, dass man aus der Spitzengruppe herausfällt. Doch trotz des Absturzes auf Platz neun, was meiner Meinung nach in den kommenden Begegnungen durchaus wieder korrigiert werden kann, sorgte der KSC für Schlagzeilen. Das hat er unter anderem mal wieder einigen unverbesserlichen Idioten zu verdanken, die glaubten, sich mit ebensolchen unverbesserlichen Idioten aus Kaiserslautern nach dem Spiel im Stadion prügeln zu müssen.
Krawalle beim FCK: Saftige Strafen drohen
Ich will dabei nicht darüber rechten, dass anreisende KSC-Fans schon vor dem Spiel von so genannten Anhängern des FCK beschimpft und mit Feuerwerkskörpern beworfen wurden und ich will da auch überhaupt nicht die völlig inakzeptable Aktion am Vorabend des Spiels verschweigen, als Mitglieder des KSC-Betreuerstabs vor dem Mannschaftshotel von Lauterer Hooligans bedroht wurden.
Aber Tatsache ist eben auch, dass aus dem KSC-Block nach Spielschluss versucht wurde, in den Lauterer Bock vorzudringen und es zu den angesprochenen Schlägereien kam, bei denen der Ordnerdienst überfordert und die die Polizei offenbar unfähig war, die Eskalation der Gewalt zu verhindern.
Und so darf sich der KSC als "Wiederholungstäter" (wie vermutlich auch der 1. FCK ) wieder einmal auf eine saftige Bestrafung seitens der DFL einstellen, die sogar bis zu einem Ausschluss seiner Anhänger oder einem "Geisterspiel" ohne Zuschauer führen kann. So gesehen ist das wiederum nicht so gut für die Vermarktung der noch freien Werbebanden. Allerdings dürften entsprechende Erlöse sowieso erst in einem neuen Stadion zu erzielen sein, sofern sich die KSC-Anhänger dort in Gänze wie zivilisierte Menschen benehmen sollten.
Neues Stadion? Gemach, gemach...
Dieses neue Stadion soll ja jetzt tatsächlich kommen, wenn man all den gemeinsamen Presserklärungen von Stadt und KSC Glauben schenken will. Doch gemach, liebe Fußballfreunde. Noch sind die Verträge nicht gemacht und (um mit Westernhagen zu sprechen) gelacht wurde auch noch nicht allzu viel, auch wenn die KSC-Mitglieder der schönen 3D-Animation eines neuen Stadions, die bei der Versammlung am Montag gezeigt wurde, durchaus Beifall zollten und dem Präsidium ihre Unterstützung bei diesem Vorhaben zusagten.
Aber es gibt (mal wieder) einige Knackpunkte, die einer endgültigen Einigung wohl noch im Wege stehen. Und es ist offenbar nicht der KSC, der die neuen Hürden aufgestellt hat. Wenn es stimmt, dass am 5. Juni dieses Jahres gemeinsam vereinbart wurde, dass auf dem Birkenparkplatz ein Parkhaus für 1.600 Plätze gebaut wird und dies ein Teil des Businessplans des KSC war, um seine Pachtverpflichtungen erfüllen zu können, verwundert es doch, dass dieser Posten in den neuen Stadionplänen nicht mehr auftaucht.
Übernimmt sich der KSC mit der Pacht?
Für sich genommen mag das eine Kleinigkeit sein, wenn ich aber meine Pachtzahlungen (400.000 Euro in der dritten, 1,5 Millionen in der zweiten und drei Millionen in der ersten Liga) nebst weiteren Abgaben an die Stadt auf Grundlage bestimmter Einnahmen rechne, ist natürlich jeder Einnahmeposten von existentieller Bedeutung. Das gilt auch für die Ausgaben. Wenn es stimmt, dass der Stadtkämmerer jedes Jahr ab Inbetriebnahme des neuen Stadions zusätzlich zur Pacht darauf besteht, dass der KSC 1,3 Millionen für Instandsetzungskosten bereit stellen muss (obwohl ihm das Stadion nicht gehört), bedeutet dies im Kern eine zusätzliche Mieterhöhung in genau dieser Größenordnung.
Damit würde der KSC sehenden Auges den Weg gehen, den Alemannia Aachen und der MSV Duisburg gegangen sind, die deshalb Pleite gingen, weil sie eine Pacht vereinbart hatten, die völlig unrealistisch war. Dabei ist der KSC offenbar durchaus bereit, sich an der Instandsetzung des Stadions nach Ablauf einer von dem Bauunternehmer zu leistenden fünfjährigen Gewährleistungsfrist zu beteiligen, aber nur in einer Höhe, in der solche Kosten tatsächlich auch anfallen und eine Größenordnung von 1,3 Millionen nicht überschreiten.
"Abenteuerliche Zahlen" bei Stadionkosten
Ein in meinen Augen vernünftiger und akzeptabler Vorschlag. Und wenn es stimmt, dass der KSC sich auch bereit erklärt hat, die Kosten für den Stadionbetrieb (Rasenpflege und so weiter) sowie die Personalkosten der von der Stadt für die Instandhaltung des Baukörpers beauftragten Mitarbeiter zu übernehmen, scheint mir dies mehr als angemessen.
Dass dafür allerdings tatsächlich gleich fünf städtische Angestellte mit Kosten von rund 80.000 Euro pro Person und Jahr vom KSC bezahlt werden sollen, ist allerdings eine ebenso fragwürdige Rechnung, wie überhaupt die zum Teil abenteuerlichen Zahlen, die bei den Stadionkosten veröffentlicht wurden, durchaus zu hinterfragen sind.
So wurde jetzt erst in der neuen Kostenberechnung unter anderem berücksichtigt, dass die Mehrwertsteuer, die in der lange Zeit immer wieder genannten Zahl von120 Millionen für ein neues Stadion enthalten war, wieder zurückerstattet wird. Deshalb glaube ich erst an dieses neue Stadion, wenn es tatsächlich steht, denn die Hürden, die da noch zu nehmen sind, scheinen mir noch ziemlich hoch. Aber wie pflegte mein langjähriger Kollege Helmut Zeschel in einem solchen Fall immer zu sagen: "Es hofft der Mensch solang er lebt!" Na denn.
lhr Harald Linder