Liebe Fußballfreunde,
wenn der KSC am Sonntag beim VfR Aalen gastiert, beginnt in der zweiten Liga der Endspurt und es ist nicht ausgeschlossen, dass der KSC am Ende zumindest unter den ersten dreien landet und vielleicht sogar auf direktem Weg den so lange ersehnten Aufstieg in die erste Liga schafft.
Und so gehörte der KSC auch zu den Vereinen, die von der DFL aufgefordert wurden, neben einem Lizenzantrag für die zweite Liga, auch ein entsprechendes Zahlenwerk für den Fall des Erstliga-Aufstiegs zu erstellen. Diese Lizenzunterlagen hat der KSC heute der DFL übermittelt. Auch wenn KSC-Präsident Ingo Wellenreuther noch keine konkreten Eckdaten nennen wollte, darf man davon ausgehen, dass sich der Lizenzspieleretat von gegenwärtig etwa acht Millionen Euro deutlich nach oben bewegen wird. Auf 15 bis 18 Millionen Euro werden sich die Aufwendungen für diesen Bereich voraussichtlich summieren, eine Zahl, die ebenso realistisch erscheint, wie die kalkulierten Zuschauer, von denen in der ersten Liga im Schnitt deutlich über 20 000 in den Wildpark pilgern dürften.
Das Gros der Einnahmen in der ersten Liga käme aus dem TV-Topf und würde bei ungefähr 20 Millionen Euro liegen, auch wenn den KSC in der Fünfjahreswertung das Drittligajahr 2012/2013 noch negativ belasten würde. Und so sähe es mit der Finanzierung eines möglichen Erstliga-Abenteuers so schlecht nicht aus. Wäre da nicht dieser unselige Vertrag mit dem Rechthändler Kölmel, der von den etwa 20 Millionen Euro an TV-Geld 15 Prozent einstreichen würde - in der zweiten Liga sind es zehn Prozent - auf den sich das damalige Präsidium Metzger und Kölmel im Jahr 2010 verständigt hatten.
Damals scheute man sich von KSC-Seite, diesen Vertrag, der im Jahr 2000 abgeschlossen wurde (und dessen damalige Finanzspritze von 7,5 Millionen Euro den KSC vor der Insolvenz bewahrte), gerichtlich grundsätzlich auf seinen Inhalt prüfen zu lassen. Der besagte nämlich, dass die Kölmel-Investition beim KSC damals in der Absicht erfolgte, dass die Einzelvermarktung der Vereine kommt, die dem Rechtehändler dann entsprechende Vermarktungsmöglichkeiten des Produkts KSC geboten hätten. Wie bekannt, kam diese Einzelvermarktung nicht, die Liga blieb bei der Zentralvermarktung und so konnte dieser Vertrag eigentlich nicht gelebt werden, was das damalige Präsidium Raase ebenso reklamierte wie die unbegrenzte Laufzeit dieses Vertrags.
Zwar bekam Kölmel in zwei Gerichtsverfahren dahingehend Recht, dass der Vertrag grundsätzlich gültig sei, aber die Kernfrage, ob dies auch für den Inhalt gilt, wurde gerichtlich nie geklärt, weil sich das dem Präsidium Raase nachfolgende Präsidium Metzger außergerichtlich auf einen Vergleich verständigte, der dem KSC jetzt wie ein Klotz am Bein hängt. Dieser besagt zwar, dass der KSC bis zum Jahr 2019 aus dem Vertrag aussteigen kann, aber nur dann, wenn es im Wildpark gelingt, bis dahin rund 15 Millionen Euro, die sich pro Erstligajahr um jeweils 500.000 Euro erhöhen würden, als Ablöse zu zahlen. Ein völlig unrealistisches Szenario, wenn man die finanzielle Lage des KSC kennt. Der wird diese Summe bis dahin kaum aufbringen können, wodurch der Vertrag mit Kölmel ab 2019 wieder eine unbefristete Laufzeit haben wird.
Was im Jahr 2010 so großartig als "Durchbruch" bei den Kölmel-Gesprächen gefeiert wurde, erweist sich heute, vor der Möglichkeit eines Erstliga-Aufstiegs als klarer Wettbewerbsnachteil, denn mit den rund drei Millionen aus dem TV-Topf, die der KSC in diesem Fall an Kölmel überweisen müsste – dem man als cleverem Geschäftsmann übrigens keinen Vorwurf machen kann – könnte man nicht wenig in die Verbesserung des Spielerkaders investieren.
Die Möglichkeit einer grundsätzlichen gerichtlichen Klärung wurde seinerzeit um eines kurzfristigen Erfolges wegen, der zudem anzuzweifeln ist, verspielt, aber die damaligen Befürworter dieses Deals werden dieses unselige Konstrukt vermutlich auch heute noch als grandiose Leistung einer KSC-Führung bezeichnen, die von den Mitgliedern später mit Schimpf und Schande aus dem Amt gejagt wurde. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Ihr Harald Linder