Startseite
Icon Pfeil nach unten
KSC / Karlsruher SC
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Harrys KSC-Sportschau: 40 Punkte - der KSC hat Beschimpfung nicht verdient

Karlsruhe

Harrys KSC-Sportschau: 40 Punkte - der KSC hat Beschimpfung nicht verdient

    • |
    • |
    Harrys KSC-Sportschau: Die neue ka-news-Kolumne von Harald Linder
    Harrys KSC-Sportschau: Die neue ka-news-Kolumne von Harald Linder Foto: (Archiv)

    Liebe Fußballfreunde,

    bis zum vergangenen Sonntag habe ich mich eigentlich nicht darum gekümmert, welche Bedeutung die Zahl 40 für die Menschheit im Allgemeinen und für den KSC im Besonderen hat. Aber als nach dem 1:1-Unentschieden gegen Erzgebirge Aue (fast) jeder nur noch von den 40 Punkten sprach, die man endlich habe und sich jetzt neue Ziele setzen könne, wollte ich doch mal wissen, was es mit dieser Zahl auf sich hat.

    Und tatsächlich: im "Ökumenischen Heiligenlexikon" steht unter dem Titel "Zahlenmystik", dass die 40 für einen Zeitraum steht, der Wende und Neubeginn ermöglicht. Auch weitere Beispiele für die besondere Bedeutung der Zahl 40 gibt es. So beträgt das Mindestalter für das Amt des Bundespräsidenten 40 Jahre (das steht nicht im Heiligenlexikon, sondern im Grundgesetz) und 40 Jahre lang existierte die DDR. Aber das ist ein anderes Thema.

    Zurück zum KSC und den 40 Punkten. Diese gelten in der Fußball-Bundesliga gemeinhin als die Zahl, die man braucht, um nicht abzusteigen. Genau das hat der KSC am Sonntag nach dem 1:1 gegen Aue erreicht und sich damit offenbar von soviel Druck befreit, dass plötzlich alle (Spieler, Trainer, Manager oder Vereinsführung) ungefragt von einer neuen Zielsetzung sprechen, sich auf die kommenden Aufgaben gegen die Topteams der Liga freuen und sich durchaus vorstellen können, bei etwas Glück sogar noch ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können. Formulierungen, die man vor kurzem nicht mal ansatzweise in den Mund genommen hätte. Dabei hätte man mit einem Sieg gegen die Erzgebirgler, der aufgrund der Überlegenheit möglich und auch verdient gewesen wäre, sogar 42 Punkte auf dem Konto haben können, aber das hätte möglicherweise nicht diese Glücksgefühle ausgelöst wie die magische 40, zumal die 42 im Ökumenischen Heiligenlexikon nicht vorkommt.

    Allerdings löste das Ergebnis gegen Aue nicht nur Glücksgefühle aus, wie vor allem einige Reaktionen auf der Haupttribüne zeigten. Das wäre ja zu akzeptieren, denn es ist legitim, die Leistung der Mannschaft kritisch zu hinterfragen. Wenn aber Spieler (zumal eigene) und der Trainer auf eine Art und Weise beschimpft und persönlich beleidigt werden, wie dies bei der Auswechslung von Nazarov und der Hereinnahme von Rouwen Hennings geschehen ist, hat dies nichts mehr mit Kritik oder dem nachvollziehbaren Äußern von Unmut zu tun. Ein solches Verhalten ist auch nicht damit zu rechtfertigen, dass man als Haupttribünengast meint, für seinen teuren Platz auch das Recht gepachtet zu haben, sich wie der letzte Assi zu benehmen.

    Es handelt sich sicher nur um eine kleine Minderheit, die da aus dem Rahmen fiel, aber ich würde mir wünschen, dass deren Sitznachbarn die nötige Courage aufbringen, diesen Flegeln Einhalt zu gebieten, damit die Mannschaft am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern die Unterstützung erfährt, die sie nach einer bislang großartigen Saison verdient hat, auch wenn es nicht immer berauschend war, was sie abgeliefert hat. Man darf nämlich nicht vergessen, dass sie aus der dritten Liga kommt und acht Spieltage vor Saisonende dahingehend Planungssicherheit geschaffen hat, dass man nicht nur für die zweite sondern sogar für die erste Liga eine Lizenz beantragen konnte, unabhängig davon, wie das Spiel heute Abend in Köln ausgeht.

    Das sollten sich die Hooligans auf der Haupttribüne mal überlegen, wenn sie meinen, in einem spätpubertären Testosteron-Anfall mal wieder Spieler oder Trainer beschimpfen und beleidigen zu müssen. Für diese Krakeeler hätte ich übrigens auch eine Interpretation der Zahl 40 parat. Vom französischen Wort quarante (vierzig) stammt der Ausdruck Quarantäne. Im 14. Jahrhundert wurden erstmals vierzigtägige Isolationsperioden zur Vermeidung von Pestepidemien verhängt. Das wäre doch was für die Prolls auf der Haupttribüne.

    Ihr Harald Linder

    Jeden Mittwochnachmittag beleuchtet unser Autor Harald Linder in der ka-news-Kolumne "Harrys KSC-Sportschau" verschiedene Themen rund um den Karlsruher SC. Der einstige Chefredakteur des Kurier ist nach seiner Pensionierung mittlerweile als freier Publizist, unter anderem auch für ka-news, tätig und hat für seine Sportkommentare, die sich überwiegend mit dem KSC beschäftigen, schon einige Auszeichnungen erhalten. So wurde er 2007 im Rahmen der Karlsruher Sportlerehrung mit der "Gläsernen Pyramide" als "Sportjournalist des Jahres" ausgezeichnet und 2012 war er Preisträger beim regionalen Ehrenabend des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS), wo er den zweiten Preis in der Kategorie "Kommentar/Glosse" erhielt. Alle bisher bei ka-news erschienenen KSC-Kolumnen von Harald Linder finden Sie hier!

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden