"Killer-Miller" hat großen Anteil daran, dass der KSC wohl ein weiteres Jahr in Liga zwei mit dabei sein wird. Ob der gebürtige Allgäuer dann noch im Tor der Badener steht - ungewiss. Mit Miller sprach Peter Putzing.
ka-news: Herr Miller, wie fühlt man sich als Matchwinner?
Miller: Naja Matchwinner - ich weiß nicht.
Ich kann sagen, dass es in der ersten Halbzeit für mich super lief, in einer Phase, als es für die Mannschaft weniger gut lief. Aber den Sieg in letzter Sekunde hat die ganze Mannschaft erarbeitet.
ka-news: Nach diesem Sieg kann man sagen, dass der Klassenerhalt wohl in trockenen Tüchern ist. Oder?
Miller: Ich bin immer positiv eingestellt - aber auch Realist. Ich glaube, dass wir so gut wie durch sind. Aber: Eben nur so gut wie, es muss rechnerisch sicher sein. Wir müssen in Koblenz nachlegen, dass das bald der Fall ist.
"Es gibt keine Erklärung für diese erste Halbzeit"
ka-news: Sie haben unmittelbar nach dem Sieg die Moral der Mannschaft gelobt. Aber wenn die Moral so gut ist, warum wird die dann nicht von Anfang an gezeigt, warum liefert das Team dann eine Katastrophenhalbzeit ab?
Miller: Es gibt keine Erklärung für diese erste Halbzeit. Vielleicht haben wir in dem Fall auch eine so schwache Halbzeit gebraucht, um dann aufzudrehen. Ich weiß nicht, woran es lag.
Ich bin im Spiel auf mich konzentriert, will meinen Teil dazu beitragen, dass wir erfolgreich agieren.
ka-news: Wenn man an die kommende Saison denkt muss man berücksichtigen: Es kann doch nicht sein, dass die Mannschaft hin und wieder zeigt was in ihr steckt - oft aber ganz schwache Auftritte abliefert. Nur vier Siege in der Rückrunde - das ist eine bittere Bilanz.
Miller: Nur vier Siege - wenn man sich das vor Augen hält ist das wirklich zu wenig. Aber wir haben noch vier Spiele, um diese Bilanz zu verbessern.
ka-news: Und die Fehleranalyse lautet?
Miller: Ich bin kein Trainer.
Aber ich glaube man darf nie den psychologischen Aspekt vernachlässigen, wir waren in einem Negativlauf.
Volle Konzentration auf den Klassenerhalt
ka-news: Für Sie war es eine außergewöhnliche Saison. Obwohl mit einem korrekten Vertrag ausgestattet, zu dem die Ex-KSC-Verantwortlichen Sie ein paar Monate zuvor geradezu gedrängt hatten, wurden Sie am Anfang der Saison ausgemustert. Dann die Rückkehr. Ist der Ärger über diese Behandlung verraucht?
Miller: So geht es im Fußball eben zu. Ich versuche auch aus diesem schlimmen Erlebnis etwas Positives herauszuziehen. Das hat mich in meiner Lebenserfahrung weitergebracht.
Ich habe auch gelernt, dass es nur vergeudete Energie ist, wenn man nach hinten schaut. Ich bin froh, dass ich wieder spielen durfte, bin froh, dass meine Leistungen immer konstanter und besser wurden. Das ist fast ein Jahr her, die Zeit vergeht schnell - abgehakt.
ka-news: Die Zeit vergeht schnell, die Saison ist bald vorüber - und Markus Miller hat dann keinen Vertrag mehr. Wie geht es weiter?
Miller (lacht): Schöner Übergang zum nächsten Thema. Für mich steht im Mittelpunkt, den Klassenerhalt zu sichern - dann schauen wir weiter.
ka-news: Gab es schon Gespräche zwischen dem KSC und Ihnen beziehungsweise Ihrem Berater?
Miller: Mein Berater und KSC-Manager Arnold Trentl kennen sich schon lange gut. Da gab es schon Gespräche. Sie stehen in ständigem Kontakt. Es ist keinesfalls ausgeschlossen, dass ich weiterhin beim KSC spielen werde.
Aber zuerst müssen wir den Klassenerhalt klar machen, dann hat man den Kopf für anderes frei.
"Bin voll und ganz auf mein Handeln beim KSC konzentriert"
ka-news: Kann man das so interpretieren, dass Sie noch gar nicht wissen, wohin die Reise in der kommenden Saison geht?
Miller: Richtig, es ist definitiv nichts entschieden und somit alles möglich.
ka-news: Man weiß, dass Sie und Ihre Frau sich mit den beiden Söhnen in Karlsruhe sehr wohl fühlen. Auf der anderen Seite sind Sie Profi und müssen mobil sein.
Miller: So ist es. Auf der einen Seite ist es sehr schön hier - auf der anderen Seite ist die sportliche Karriere, das sportliche Weiterkommen und auf der anderen Seite das Wissen, dass die Zeit als Profi ist begrenzt.
Das müssen wir abwägen. Über diesen Spagat muss ich mir meine Gedanken machen, wenn ich die Auswahl nachdenke.
ka-news: Welche Clubs stehen denn zur Auswahl?
Miller: Also es ist nicht so, dass sich bei mir die Aktenordner mit Angeboten stapeln. Im Moment gibt es nichts Konkretes. Ich bin voll und ganz auf mein Handeln beim KSC konzentriert.
Alles andere ist Zukunftsmusik.
Hoffenheim und Stuttgart bekunden Interesse
ka-news: Man munkelt aber zwei Dinge: Der VfB Stuttgart habe Interesse an Ihnen, falls Timo Hildeband nicht zum VfB wechselt. Sollte Hildebrand ins Schwabenland gehen - dann soll Hoffenheim Interesse an einer Miller-Verpflichtung haben.
Miller: Ja? Davon habe ich zwar noch nichts gehört - aber das wäre eine Anerkennung meiner Leistung. Solche Gerüchte basieren auf meiner Arbeit. Aber: Gerüchte sind Gerüchte und Tatsachen sind Tatsachen. Und eine Tatsache ist: Es gibt keine drei Stapel, zwischen denen ich mich entscheiden muss.
ka-news: Gibt es eine Deadline, bis wann die Zukunft entschieden sein muss?
Miller (lacht): Nach den Erfahrungen vor der Saison bin ich gelassener geworden. Da mache ich mir keinen Druck. Es kommt wie es kommt.
Natürlich hätte ich gerne früh Klarheit, aber man muss auch die sportliche Situation des KSC sehen – und da ist eben auch noch nichts klar.
ka-news: Da heißt: Sie halten in Koblenz den Kasten sauber, der KSC hält die Liga - und Sie bleiben im Wildpark?
Miller: Das mit der Leistung glaube ich, denn ich spiele seit Monaten konstant gut - der Rest liegt nicht in meinem Entscheidungsbereich.
(Interview: Peter Putzing)