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Ohrenkneifer: Kann der Biss für Menschen gefährlich werden?

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Ohrenkneifer: Kann der Biss für Menschen gefährlich werden?

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    Die kleinen Insekten findet man häufig unter Steinen im Garten. Doch kann der Biss des Ohrenkneifers gefährlich werden?
    Die kleinen Insekten findet man häufig unter Steinen im Garten. Doch kann der Biss des Ohrenkneifers gefährlich werden? Foto: dpa-Bildfunk

    Ohrenkneifer sorgen immer wieder für Irritation – vor allem, wenn sie plötzlich in Schuppen, auf Terrassen oder sogar in Wohnräume gelangen. Die Vorstellung, sie könnten Menschen beißen oder sogar in Ohren eindringen, hält sich seit Jahrhunderten hartnäckig. Doch was ist dran an dem Mythos? Bei einem Blick auf die Lebensweise des Insekts zeigt sich, welche Rolle der Ohrenkneifer tatsächlich im Garten spielt – und was passiert, wenn er doch einmal zupackt.

    Ohrenkneifer: Lebensweise und Habitat

    Ohrenkneifer, in der Fachsprache als Dermaptera bezeichnet, gehören zu einer uralten Ordnung der Insekten, deren Vertreter laut Plantura Gartenmagazin bereits vor mindestens 34 Millionen Jahren existierten. Der in Deutschland verbreitete Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia) zählt zu den kleineren Gattungen und erreicht eine Körperlänge von 9 bis 16 Millimetern. Charakteristisch sind seine Zangen am Hinterleib, die sogenannten Cerci. Diese dienen nicht nur zur Verteidigung und Jagd, sondern auch zum Entfalten der stark reduzierten Hinterflügel, mit denen das Tier kaum fliegt. Als Allesfresser nutzt der Ohrenkneifer ein breites Nahrungsangebot, zu dem neben abgestorbenem Pflanzenmaterial auch Insektenlarven, Blattläuse und mitunter Früchte oder Blüten von Zierpflanzen zählen.

    Die Tiere sind wärmeliebend und bevorzugen strukturreiche Lebensräume wie Gärten, Parks, Balkone oder Terrassen, wo sie sich unter Steinen, in Blumentöpfen oder unter Laub verstecken. Der Ohrenkneifer zeigt sich bevorzugt in der Dämmerung und bei Nacht. Tagsüber zieht er sich in dunkle, feuchte Verstecke zurück – dazu zählen auch gelegentlich Innenräume wie Scheunen, Schuppen oder Garagen. In Gebäude gelangt er dabei eher zufällig. Seine Lebensweise bleibt oft verborgen: In Spalten, unter Rinde oder in Ritzen findet er Nahrung und legt dort auch seine Eier ab. Die Bezeichnung „Ohrenkneifer“ beruht auf einem alten Mythos, ist biologisch jedoch irreführend – mit menschlichen Ohren hat das Insekt nichts im Sinn.

    Biss des Ohrenkneifers

    Der Mythos vom Ohrenkneifer, der Menschen im Schlaf befällt und in deren Gehörgänge kriecht, reicht bis ins europäische Mittelalter zurück. Wie das Gartenmagazin Plantura berichtet, glaubte man damals, die Insekten würden ins Ohr eindringen, am Trommelfell reißen und dort sogar Eier ablegen. Diese Vorstellung prägte nicht nur den deutschen Namen, sondern findet sich auch im wissenschaftlichen: Forficula auricularia – wobei auricula übersetzt „Öhrchen“ bedeutet. Die Vorstellung erscheint aus heutiger Sicht unbegründet, doch der Mythos hielt sich hartnäckig. Möglich bleibt, dass Ohrenkneifer sich früher tatsächlich in feuchten Betten oder unbeheizten Schlafräumen aufhielten – Bedingungen, die ihnen entgegenkommen. Dunkelheit, Enge und Feuchtigkeit bilden ideale Rückzugsorte, besonders in schlecht gelüfteten Wohnräumen vergangener Jahrhunderte.

    Die Symbolik des Ohres hielt sich nicht nur in der Namensgebung: Im Mittelalter nutzte man die Tiere sogar medizinisch. Gemahlen zu Pulver, sollten sie Ohrenkrankheiten wie Schwerhörigkeit oder Taubheit lindern. Das heutige Unbehagen gegenüber Ohrenkneifern wurzelt also tief, doch wissenschaftlich lässt sich der Mythos entkräften. Laut T-Online sind die Zangen des Tieres schlichtweg zu schwach, um menschliche Haut ernsthaft zu verletzen. Zwar kann es zu einem Zwicken kommen, wenn man das Tier in die Enge treibt, doch ein Biss bleibt harmlos. Zudem verfügt der Ohrenkneifer über eine Abwehrtechnik: Er kann ein Sekret verspritzen – bis zu zehn Zentimeter weit –, das jedoch für den Menschen völlig ungefährlich ist.

    Ohrenkneifer als Nützling

    Ohrenkneifer übernehmen im Garten eine wichtige Rolle bei der natürlichen Schädlingskontrolle. Laut MDR ernähren sie sich von Blattläusen, Apfelwicklern, Milben und Erdflöhen – Schädlingen, die Pflanzen stark zusetzen können. Wer Ohrenkneifer gezielt im Garten ansiedelt, fördert also ein ökologisches Gleichgewicht und kann auf chemische Mittel verzichten. Besonders gern nutzen die Tiere einfache Verstecke: mit Stroh gefüllte Blumentöpfe oder kleine Bambusröhren bieten ihnen ideale Rückzugsorte. Hängt man diese mit der Öffnung nach unten in Obstbäume, bleiben die Ohrenkneifer dort in der Nähe ihrer Beutetiere – und meiden im Gegenzug Schuppen, Garagen oder andere Innenräume. Eine Bekämpfung im Garten ist daher nicht nur unnötig, sondern schadet auch dem biologischen Pflanzenschutz.

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