Stechmücken sind lästig: Wenn sie nachts im Schlafzimmer umherschwirren zum Beispiel, oder Grillabende im Garten durch ihre juckenden Bisse ruinieren. Doch die kleinen Blutsauger können auch zur ernsthaften Gefahr werden, wenn ihre Stiche Krankheitserreger übertragen können, wie es bei einigen eingeschleppten neuen Arten der Fall ist, die aus wärmeren und feuchteren Regionen der Erde stammen und sich nun in Deutschland ausbreiten.
Eine solche neue Stechmückenart wurde nun in Brandenburg nachgewiesen: Anopheles hycranus. Eigentlich kommt die Mückenart nur in wärmeren, südlicheren Ländern vor. Doch jetzt steht fest: Das Insekt ist auch in Deutschland angekommen. Experten warnen, dass sie nicht ganz ungefährlich ist. Aber kann sie auch Malaria übertragen?
Neue Mückenart in Deutschland: Nördlichster Nachweis weltweit
Insgesamt seien 62 Exemplare der Art an zwei Orten in Überschwemmungsgebieten der Oder entdeckt worden. Das erklärte der Biologe Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Und die Funde sind nicht nur die ersten in Deutschland: Die Nachweise der Art in Brandenburg sind die nördlichsten weltweit.
Denn ursprünglich kommt Anopheles hycranus nur in südlicheren Regionen der Welt vor: Die Mücke ist von der Iberischen Halbinsel im Westen bis nach Vorderasien im Osten heimisch. Kampen erklärte, die Mücken würden Wärme lieben.
Übrigens: Mücken stechen auch im Winter, wenn sie in warmen Wohnungen überleben. Wer sein Zuhause aber frei von Schnaken halten will, kann zu Hausmitteln greifen. Aber auch im Freien kann man Mückenstiche mit einfachen Tricks vorbeugen. Wer trotzdem erwischt wurde, sollte den Stich behandeln und unbedingt eine Entzündung der Bisswunde vermeiden - sonst droht eine Blutvergiftung.
Neue Mückenart macht sich in Europa breit: Mücken mit Fallen gefangen
Doch die Anopheles-Art wurde in den letzten Jahren in immer mehr europäischen Ländern nachgewiesen, etwa in Österreich, Ungarn, Tschechien und Polen. In Deutschland gefunden hatte sie von August bis September 2024 eine Arbeitsgruppe um die Mückenforscherin Doreen Werner am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) in Müncheberg. Anschließend wurden sie genetisch identifiziert.
Das Team hatte laut Helge Kampe Fallen aufgestellt. 59 Mücken seien bei Quappendorf und drei in der Nähe des rund 25 Kilometer entfernten Zeschdorf im Oderbruch im Landkreis Märkisch-Oderland gesammelt worden. Kampen sagte: „Wenn man dieses Jahr noch mal an gleicher Stelle Fallen aufstellen würde, bin ich sicher, dass man erneut Exemplare dieser Spezies fangen könnte.“
Neue Mückenart: Wie kommt Anopheles hycranus nach Deutschland?
Das Vorkommen von Anopheles hycranus in Deutschland hänge wahrscheinlich mit den Klimaveränderungen zusammen, erklärte Kampen. „Es zeigt auf jeden Fall, dass sie sich hier wohlfühlen und das Klima für diese Mücken besser wird.“ Und wie ist die Mücke in die kühleren Regionen, wie nach Brandenburg, gekommen? Man könne davon ausgehen, dass der Mensch die Mücke verschleppt hat, erklärt Kampen das Vorkommen.
Übrigens: Das West-Nil-Virus breitet sich in Deutschland aus und wird von Mücken übertragen. Aber nicht nur invasive Stechmücken sind neu in Deutschland: Eine zerstörerische Ameise macht sich explosionsartig in Baden-Württemberg breit. Für Furcht unter Imkern sorgt die Asiatische Hornisse und auch Spinnenarten wie die Nosferatu-Spinne oder der invasive Japan-Käfer sind neu in Deutschland. Und für Panik sorgen regelmäßig tropische Spinnen, die über Bananenkisten in deutsche Supermärkte gelangen.
Eingeschleppte Stechmücken: Kann sie Malaria übertragen?
Die an der Oder nachgewiesene Moskito-Art gehört zur Gattung Anopheles. Sie gilt als potenzieller Überträger von Viren und Fadenwürmern. Und: Arten dieser Mückengattung können theoretisch Malaria-Erreger auf Menschen übertragen. Das könne laut Kampen auch diese Art.
Aber: Dazu müsste sich eine Mücke erst an einem Menschen infizieren, der etwa aus dem Tropen-Urlaub zurückgekommen sei und Malariaerreger in sich trage. Der Experte hält Anopheles hycranus deshalb als Überträger von Krankheitserregern derzeit nicht für relevant und nicht für besonders gefährlich. „Ihre Anwesenheit spielt für den normalen Menschen keine Rolle.“ Eine in Deutschland schon länger vorkommende Artverwandte sei als Überträger von Krankheitserregern deutlich gefährlicher: die Asiatische Tigermücke.
Der Klimawandel macht es nicht nur den Anopheles-Mücken leichter, in unseren Breitengraden zu überleben, auch für die Vermehrung des Malaria-Erregers werden die Bedingungen dadurch besser: Das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt auf seiner Website: „In Folge des Klimawandels dehnt sich der Zeitraum mit geeigneten klimatischen Bedingungen aus, sodass die Wahrscheinlichkeit für eine solche Übertragung in Deutschland steigen dürfte.“ Mit einer dauerhaften Rückkehr der Malaria nach Deutschland als endemische Krankheit sei jedoch nicht zu rechnen, solange an Malaria erkrankte Personen erkannt und behandelt werden.
Übrigens: Manche Menschen werden besonders häufig von Mücken gestochen. Der Grund: Stechmücken suchen sich ihre Opfer gezielt aus. Immerhin sind Mückenstiche nicht so schmerzhaft wie die Stiche anderer Insekten - etwa der einer Honigbiene.
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