In einer Tiroler Höhle haben Archäologen der Universität Innsbruck kürzlich einen spektakulären Fund gemacht. Wie der ORF Tirol berichtet, stieß das Team bei Grabungen in der Tischoferhöhle im Kaisertal bei Kufstein auf mehrere menschliche Artefakte. Es ist nicht das erste Mal, dass die Höhle bedeutende archäologische Funde liefert. Doch der aktuelle Fund sorgte bei den Forschern für besonders großes Erstaunen. Warum die neuen Ausgrabungsstücke eine echte Sensation sind und was sie für die Region Tirol bedeuten, erfahren Sie hier.
Sensationsfund in Tirol: Was macht die Artefakte so besonders?
Dem Bericht zufolge wird die Tischoferhöhle bereits seit 150 Jahren erforscht. Immer wieder kamen dabei auch menschliche Artefakte zum Vorschein. Grabungsleiter Joachim Pechtl erklärte gegenüber ORF Tirol mit Bedauern, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch Unmengen an Material „rausgeschaufelt“ wurden. Seit einigen Wochen graben nun Studenten des Instituts für Archäologie der Universität Innsbruck mit enormer Vorsicht – und wurden für ihre Mühen belohnt.
Bei den aktuellen Ausgrabungsstücken handelt es sich um eine bedeutende archäologische Entdeckung, die die Geschichte Tirols womöglich neu schreiben könnte. Denn dem Bericht von ORF Tirol zufolge wurden in der Höhle bisher nur Artefakte gefunden, die höchstens 35.000 Jahre alt sind. Die neuen Funde übertreffen dieses Alter jedoch bei Weitem.
In einer bisher scheinbar unberührten Ecke stieß das Archäologen-Team auf den Sensationsfund. Laut den Experten sollen die neu entdeckten Artefakte rund 100.000 Jahre alt sein und damit aus der Zeit der Neandertaler stammen. „Das haben wir so noch nicht gewusst“, erklärte Joachim Pechtl gegenüber ORF Tirol. „Bisher sind wir davon ausgegangen, dass die ältesten Funde in Tirol vom Jetzt-Menschen, also dem anatomisch modernen Menschen, stammen.“ Für Tirol bedeutet das, dass die Region deutlich früher besiedelt wurde als bisher angenommen. Demnach gilt der aktuelle Fund als Beweis dafür, dass sich bereits vor etwa 100.000 Jahren Neandertaler in der Tischoferhöhle aufgehalten haben.
Tirol: Welche Neandertaler-Artefakte wurden gefunden?
Laut Archäologe Joachim Pechtl wurden in rund zweieinhalb Metern Tiefe etwa zwölf Feuersteinartefakte gefunden. „Das schönste Stück ist eine Spitze, ein Abschlag aus Feuerstein, in einer sehr typischen Geräteform, wie sie zur Zeit der Neandertaler üblich war“, zitiert ORF Tirol den Grabungsleiter. Unter den Artefakten befanden sich zudem Werkzeuge zum Schneiden und Ausweiden – ein Hinweis darauf, dass die Höhle für Jagdaufenthalte genutzt wurde. Außerdem entdeckten die Archäologen kleine Holzkohlebrocken und angebrannte Knochen, was darauf schließen lässt, dass in der Höhle bereits vor 100.000 Jahren Feuer gemacht wurde.
Auch wenn bisher nicht besonders viele dieser Artefakte entdeckt wurden, seien sie dennoch deutlich älter als alles, was die Wissenschaftler erwartet hatten. Für eine exakte Datierung sei laut Pechtl jedoch ein mehrjähriges Forschungsprojekt notwendig. In zwei bis drei Jahren sollen die Ergebnisse der Untersuchung dann veröffentlicht werden.
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