Startseite
Icon Pfeil nach unten
Deutschland & Welt
Icon Pfeil nach unten

Sekundäres Ertrinken im Schlaf: Gibt es das überhaupt?

Schlaf

Sekundäres Ertrinken im Schlaf: Gibt es das überhaupt?

    • |
    • |
    • |
    Sekundäres Ertrinken: Gibt es das wirklich?
    Sekundäres Ertrinken: Gibt es das wirklich? Foto: Jens Büttner, dpa (Symbolbild)

    Schwimmen ist nicht nur Abkühlung und Spaß im Sommer, sondern hilft auch dabei, gesund zu bleiben. Es ranken sich aber auch viele Mythen um das Bewegen im Nass, wie etwa die Frage, ob man überhaupt schwanger im See baden darf. Auch das vielbeschworene Phänomen des sekundären Ertrinkens sorgt immer wieder für Verunsicherung. Aber was versteht man darunter, und gibt es das überhaupt so? Hier erfahren Sie mehr dazu.

    Ertrinken: So viele Fälle gibt es in Deutschland

    Dass Schwimmen aber nicht nur Vergnügen, sondern auch Lebensgefahr bedeuten kann, zeigt eine Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Denn im Jahr 2024 sind laut DLRG mindestens 411 Menschen in Deutschland ertrunken, 31 mehr als im Jahr zuvor. Damit steigen die Todeszahlen durch Ertrinken bereits zum dritten Mal in Folge.

    Besonders viele Opfer gab es unter den 71- bis 80-Jährigen, soweit das Alter bekannt war. Auch Kinder waren betroffen: Jeweils 14 der Verstorbenen waren zwischen 1 und 10 beziehungsweise zwischen 11 und 20 Jahre alt. Bei jungen Menschen kann Ertrinken nicht nur direkt zum Tod führen, sondern auch Auslöser eines plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstands sein.

    Sekundäres Ertrinken: Das versteht man unter dem Begriff

    Wenn es um Badeunfälle geht, sorgt neben den akuten Gefahren vor allem ein Begriff regelmäßig für Verunsicherung: das sogenannte sekundäre Ertrinken. Laut Universitätsklinikum Bonn beschreibt er die Vorstellung, dass eingeatmetes Wasser noch Stunden oder Tage später unbemerkt zu lebensgefährlichen Reaktionen führen kann.

    Verbreitet wurde die Bezeichnung demnach vor allem nach dem Fall eines vierjährigen Jungen aus dem Jahr 2017, der eine Woche nach dem Spielen im Wasser plötzlich verstarb. Später stellte sich zwar eine Herzerkrankung als Ursache heraus, doch die Angst vor solchen verzögerten Folgen hält sich seitdem bis heute.

    Was ist wirklich dran an sekundärem Ertrinken?

    Obwohl das sekundäre Ertrinken also eine weit verbreitete Sorge ist, ist der Begriff in der Medizin gar nicht anerkannt. Denn wie das Amerikanische Rote Kreuz berichtet, handelt es sich dabei um keinen offiziell definierten medizinischen Zustand. Auch internationale Fachorganisationen sprächen sich demnach gegen die Verwendung des Begriffs aus, da bislang kein wissenschaftlicher Nachweis für dessen Existenz vorliege.

    Was hingegen medizinisch tatsächlich passieren kann, hat mit der Vorstellung des sogenannten sekundären Ertrinkens wenig zu tun. Laut Universitätsklinikum Bonn besteht bei Menschen, die bei Badeunfällen größere Mengen Wasser eingeatmet haben, das Risiko für Komplikationen wie eine Lungenentzündung, ein Lungenödem oder ein akutes Atemnotsyndrom. In solchen Fällen kann sich der Zustand in den ersten Stunden nach dem Unfall noch verschlechtern.

    Laut einem wissenschaftlichen Artikel im Cleveland Clinic Journal of Medicine treten bei solchen Spätfolgen aber immer erkennbare Beschwerden auf. Dass jemand also Tage nach einem Badeunfall völlig symptomlos stirbt, wie es das Bild des sekundären Ertrinkens nahelegt, sei daher medizinisch nicht nachgewiesen.

    Spätfolgen von Badeunfällen: Auf diese Warnsignale sollte man achten

    Doch welche Anzeichen sprechen dafür, dass ärztliche Hilfe nach dem Baden notwendig ist? Laut Universitätsklinikum Bonn zählen dazu unter anderem anhaltender Husten, eine beschleunigte oder erschwerte Atmung, Erbrechen sowie Veränderungen im psychischen Verhalten. Als Orientierung gilt: Wenn beim Baden Wasser verschluckt wurde und die Beschwerden danach stärker sind als beim Verschlucken eines Getränks, sollte man sicherheitshalber einen Arzt aufsuchen.

    Badeunfälle vermeiden: Darauf sollte man achten

    Damit es gar nicht erst zu Badeunfällen und möglichen Folgen kommt, sollte man einige Dinge beachten, wenn man zum Schwimmen geht. Laut dem Deutschen Roten Kreuz helfen vor allem diese Grundregeln:

    Kinder immer im Blick behalten:

    • Kinder nie unbeaufsichtigt lassen, auch an bewachten Badestellen
    • Aufsicht am besten unter mehreren Erwachsenen aufteilen
    • Schwimmflügel und andere Schwimmhilfen nicht als Lebensretter verstehen, da sie keinen sicheren Schutz vor dem Ertrinken bieten

    Verhalten im und am Wasser:

    • Nicht mit vollem oder ganz leerem Magen schwimmen
    • Nie unter Alkoholeinfluss oder nach Drogenkonsum ins Wasser
    • Nicht überhitzt ins Wasser springen
    • Das Wasser bei Kälte, Gewitter oder starkem Wellengang sofort verlassen
    • Nur ins Wasser springen, wenn es tief genug ist und keine Hindernisse zu erwarten sind
    • Große Distanzen nie allein schwimmen
    • Unübersichtliche oder stark bewachsene Gewässer meiden

    Sekundäres Ertrinken: Was man darüber wissen sollte

    Schwimmen kann gefährlich sein und Badeunfälle können ernsthafte Folgen haben. Diese treten aber in der Regel nicht unbemerkt und Tage später auf, sondern gehen mit klaren Symptomen einher. Dass jemand im Schlaf plötzlich und ohne Anzeichen an sogenanntem sekundären Ertrinken stirbt, ist nach aktuellem medizinischen Stand nicht belegt. Trotzdem gilt: Wenn nach einem Badeunfall Beschwerden auftreten oder sich der allgemeine Zustand verschlechtert, sollte man nicht zögern und ärztlichen Rat einholen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden