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„Mitmach-Heime“ in der Pflege: Könnte so die stambulante Versorgung aussehen?

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„Mitmach-Heime“ in der Pflege: Könnte so die stambulante Versorgung aussehen?

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    Gemüse schnippeln im Pflegeheim? Ja, denn im Mitmach-Heim müssen auch die Pflegebedürftigen anpacken. So wie zu Hause wird dann gemeinsam gekocht, geputzt und mehr.
    Gemüse schnippeln im Pflegeheim? Ja, denn im Mitmach-Heim müssen auch die Pflegebedürftigen anpacken. So wie zu Hause wird dann gemeinsam gekocht, geputzt und mehr. Foto: Carlo Prearo, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Menschen, die pflegebedürftig werden, haben eigentlich nur die Wahl zwischen der Pflege zu Hause – ambulant – und der Versorgung in einem Pflegeheim – stationär. Das Konzept der sogenannten stambulanten Pflege verbindet beide Pflegeformen und wurde bereits 2024 von Ex-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellt. Regulär angeboten wird diese Art der Pflege in Deutschland aber derzeit nicht. Einzige Ausnahme: das Haus Rheinaue im baden-württembergischen Wyhl am Kaiserstuhl.

    In dem Mitmach-Heim wird die Mischform aus ambulanter und stationärer Pflege bereits seit 2016 gelebt. Was laut dem Betreiber, der BeneVit-Gruppe, als Modellprojekt angefangen hat, darf seit 2025 laut einer Pressemitteilung der Gruppe unbefristet weiterlaufen. Aber nur, weil eine „pragmatische Lösung auf Landesebene“ gefunden worden sei. Eine gesetzliche Grundlage für die stambulante Pflege gibt es bis heute nicht. Was ist ein Mitmach-Heim? Und kommt die stambulante Pflege noch?

    Mitmach-Heim in der Pflege: Wie funktioniert die stambulante Versorgung?

    Im Mitmach-Heim in Baden-Württemberg leben laut der BeneVit-Gruppe 56 Menschen in vier Wohngruppen zusammen. Alle haben ein eigenes Zimmer, beteiligen sich aktiv am Alltag und übernehmen alltägliche Aufgaben wie Kochen oder Backen. In dem Heim können sich auch die Angehörigen beteiligen. Übernehmen sie etwa Leistungen wie die Zimmerreinigung, die Wäscheversorgung oder teilweise die Grundpflege, kann die pflegebedürftige Person trotz der stationären Unterbringung Pflegegeld bekommen.

    Das Besondere an dem Konzept ist nämlich: Neben stationären Leistungen haben Pflegebedürftige auch ein ambulantes Leistungsrecht. Das gibt es in einem regulären Pflegeheim nicht. So lassen sich aber auch Kosten sparen. Laut der BeneVit-Gruppe sinke der Eigenanteil im Mitmach-Heim dank der stambulanten Pflege pro Monat um bis zu 1000 Euro. Außerdem würde sich die Pflegekasse pro Jahr und versicherter Person bis zu 5000 Euro im Vergleich zur regulären vollstationären Pflege sparen.

    Wenn auch seit 2025 unbefristet und kein Modellprojekt mehr, gilt für das Mitmach-Haus in Wyhl eine Ausnahmeregelung. Andere Kommunen oder Pflegeheim-Betreiber dürfen nicht nach dem Stambulant-Konzept arbeiten. Genau dahin sollte die Reise laut Kaspar Pfister, Gründer und Geschäftsführer der BeneVit-Gruppe, aber gehen. Angesichts der enormen Herausforderungen in der Pflege müsse Deutschland „den Mut haben, neue Wege zu beschreiten und Pflege endlich ganzheitlich zu denken“, sagt er laut der BeneVit-Pressemitteilung. Das stambulante Modell beweise, dass die Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung überwunden werden können und dass dies Vorteile für alle Beteiligten habe. „Wohn- und Betreuungsformen, in denen Pflege- und Betreuungskräfte sowie Angehörige die Versorgung gemeinsam übernehmen, senken nicht nur Kosten, sondern überzeugen auch mit einer hohen Qualität und Zufriedenheit“, sagt Pfister. Stambulant sei daher nicht nur eine gute Lösung für Wyhl, sondern für Deutschland. Wie weit ist die Politik aber in diesem Punkt?

    Stambulante Pflege: Wird die Pflegeform bald eingeführt?

    Mit dem vorzeitigen Aus der Ampel-Regierung ist auch das Konzept der stambulanten Pflege ins Straucheln geraten. Karl Lauterbach hatte die neue Pflegeform bereits am 20. März 2024 in Berlin vorgestellt. „Das ist eine Versorgungsform, die in Deutschland bisher fehlt“, sagte der SPD-Politiker laut dem Deutschlandfunk vor über einem Jahr und stellte seinen Plan zur Einführung als Teil des Pflegekompetenzgesetzes vor. Verabschiedet wurde das Gesetz in dieser Form aber nie.

    Nun könnte Lauterbachs Nachfolgerin, Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU), für die Einführung des Konzepts sorgen. Bei einem Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß, der sich für Stambulant-Projekte in seinem Wahlkreis einsetzt, machte die Ministerin konkrete Zusagen für eine gesetzliche Verankerung des Konzepts. Das geht aus einem Instagram-Post des Abgeordneten vom 21. Juli 2025 hervor.

    In einer auf der Social-Media-Plattform veröffentlichten Pressemitteilung erklärt Bareiß, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) Warken zufolge diesbezüglich bereits intensiv an einem Gesetzentwurf arbeite. Unter anderem soll dieser der stambulanten Pflege eine rechtliche Grundlage geben. Warken habe die Teilnehmer der Gesprächsrunde außerdem darüber informiert, dass besagter Entwurf noch bis zum Herbst in das Bundeskabinett und das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren eingebracht werden soll. Mitmach-Heime könnte es bald also noch in weiteren Kommunen geben.

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