Ob Badeurlaub am Gardasee, Wandern im Trentino oder ein Städtetrip nach Mailand oder Rom – Italien zählt für viele Deutsche zu den beliebtesten Reisezielen im Sommer. Doch derzeit wird das Urlaubsland von einer Welle an Krankheitsfällen überschattet: Immer mehr Regionen melden Infektionen mit dem West-Nil-Virus – einige davon mit tödlichem Verlauf. Was hinter dem Virus steckt und ob auch der Gardasee betroffen ist, lesen Sie hier.
Wie wird das West-Nil-Virus übertragen?
Laut Informationen des Robert Koch-Instituts (RKI) kommt das West-Nil-Virus in der Regel bei wildlebenden Vögeln vor und kann über den Stich einheimischer Mücken der Gattung Culex weiter übertragen werden. Sticht eine Mücke einen infizierten Vogel, kann sich das Virus auf andere Säugetiere übertragen, wenn diese ebenfalls von der Mücke gestochen werden. Laut dem RKI soll das vor allem bei Pferden vorkommen – doch auch Menschen können sich so mit dem Virus infizieren. In einzelnen Fällen kam es laut dem RKI auch durch Organtransplantation oder Bluttransfusion zu einer Übertragung des Virus. Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der ersten Symptome können nach Angaben des RKI zwischen zwei und 14 Tage vergehen.
Ursprünglich in den Tropen beheimatet, hat sich das West-Nil-Virus inzwischen durch Zugvögel auch in Europa und in Mittelmeerregionen ausgebreitet. Dem RKI zufolge wird es insbesondere in Südeuropa bereits seit längerer Zeit saisonal während der Sommermonate übertragen – und kann dort sogar überwintern. Besonders häufig von Ansteckungen betroffen sind nach Angaben des RKI Menschen in Italien, Griechenland, Frankreich, der Türkei sowie weiten Teilen des Balkans. Doch auch in nördlicher gelegenen Regionen tritt das Virus zunehmend auf, etwa in Rumänien, Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Österreich. Seit 2019 wurden dem RKI zufolge auch in Deutschland Krankheitsfälle gemeldet, bei denen sich Menschen durch Mückenstiche mit dem Virus infizierten.
Wie äußert sich das West-Nil-Virus?
Wie das RKI berichtet, verlaufen Infektionen mit dem West-Nil-Virus größtenteils ohne erkennbare Symptome. Nur etwa 20 Prozent der infizierten Personen entwickeln demnach eine grippeähnliche Erkrankung mit Fieber. Diese dauert in der Regel drei bis sechs Tage und heilt meist ohne Komplikationen aus.
Symptome des West-Nil-Virus sind unter anderem:
- Fieber
- Schüttelfrost
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Abgeschlagenheit
- Lymphknotenschwellungen
- Hautausschlag (in circa 50 Prozent der Fälle)
Todesfälle in Italien: Wie gefährlich ist das West-Nil-Virus?
In seltenen Fällen kann eine Infektion mit dem West-Nil-Virus auch zu einem schweren Krankheitsverlauf führen. Laut dem Robert Koch-Institut erkrankt etwa einer von hundert infizierten Menschen an einer sogenannten neuroinvasiven Form der Erkrankung. Dabei kann es bei einigen Patienten zu einer gutartigen Hirnhautentzündung (Meningitis) kommen. In Einzelfällen kann sich außerdem eine Hirnentzündung (Enzephalitis) entwickeln, die mit unterschiedlichen neurologischen Schäden einhergeht und im schlimmsten Fall tödlich verlaufen kann.
Zuletzt trat das Virus vermehrt in Italien auf. Laut einem Bericht der italienischen Gesundheitsbehörde ISS vom 31. Juli 2025 wurden allein in der Woche vom 24. bis 30. Juli 57 neue Krankheitsfälle registriert, darunter 40 mit einer neuroinvasiven Verlaufsform. Damit stieg die Zahl der gemeldeten Infektionen in Italien in diesem Jahr auf 89. Mindestens acht Menschen sind laut dem Bericht infolge der Erkrankung gestorben. Besonders gefährdet für einen schweren Verlauf sind dem RKI zufolge ältere Menschen sowie Personen mit Vorerkrankungen.
Gardasee: Was müssen Urlauber über das West-Nil-Virus wissen?
Laut dem Bericht der italienischen Gesundheitsbehörde ISS wurde das West-Nil-Virus bislang in insgesamt zehn Regionen Italiens nachgewiesen – darunter Piemont, die Lombardei, Venetien, Friaul-Julisch Venetien, Emilia-Romagna, Latium, Abruzzen, Kampanien, Apulien und Sardinien. Positive Befunde wurden unter anderem auch in der Provinz Brescia gemeldet, die nur rund 30 Kilometer östlich des Gardasees liegt. Die Todesfälle ereigneten sich dem Bericht nach in Piemont, Latium und Kampanien.
Inwiefern sich das West-Nil-Virus in den kommenden Wochen weiter verbreiten wird, lässt sich nur schwer vorhersagen. Die Ausbreitung hängt von laut dem RKI von verschiedenen Faktoren ab: Demnach würden Ausbrüche häufig mit günstigen Wetter- und Klima-Bedingungen für Mücken zusammenhängen.
Wie das Auswärtige Amt informiert, kann es in Italien während der Sommermonate immer wieder zu saisonalen Ausbrüchen des West-Nil-Virus kommen. Eine Schutzimpfung oder gezielte Behandlung im Krankheitsfall ist derzeit jedoch noch nicht verfügbar. Um eine Ansteckung zu vermeiden, rät das Auswärtige Amt daher insbesondere tagsüber zu Schutzmaßnahmen im Rahmen einer sogenannten Expositionsprophylaxe. Das bedeutet, Mückenstiche beispielsweise durch Insektenabwehrmittel für die Haut, lange Kleidung oder Insektennetze zu verhindern.
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