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Italien lockt deutsche Rentner mit vielen Vorteilen – doch es gibt auch einen Haken

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Italien lockt deutsche Rentner mit vielen Vorteilen – doch es gibt auch einen Haken

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    Als Rentner in Italien leben und das Dolce Vita genießen? Möglich – aber es bietet auch Stolpersteine.
    Als Rentner in Italien leben und das Dolce Vita genießen? Möglich – aber es bietet auch Stolpersteine. Foto: autofocus67, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Italien ist eines der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen: Es liegt nahe an der Heimat, hat aber meist besseres Wetter, wunderschöne Landschaften von den Alpen bis zu Stränden am Meer, und das Mittelmeeressen ist auch nicht zu verachten. Aber warum nur auf Urlaube beschränken? Wie wäre es, den Ruhestand direkt in Italien zu verbringen? Was nach einem Traum für viele klingt, ist tatsächlich gut machbar, denn Italien bietet einige Vorteile, die auch Rentnern aus Deutschland zugutekommen. Auswanderungswillige Rentner sollten sich aber auch auf einige Nachteile einstellen.

    Deutsche Rentner in Italien: Verlockende Vorteile

    Laut dem Rentenatlas 2024, den die Deutsche Rentenversicherung (DRV) veröffentlicht hat, wurden 1,7 Millionen Renten ins Ausland gezahlt, das sind etwa 6,6 Prozent aller Rentenzahlungen. Zu den bei Rentnern beliebtesten Ländern gehören Österreich, die Schweiz und Spanien. Italien liegt laut DRV auf dem achten Platz: Dorthin wurden im Vorjahr 7797 Renten an Rentner mit deutscher Staatsbürgerschaft gezahlt.

    Neben dem Lebensstil, dem Klima, dem Essen und der vielfältigen Landschaft bietet Italien für Deutsche den Vorteil, dass man hierhin relativ einfach auswandern kann, da es ein EU-Mitgliedsstaat ist. Wenn man länger als drei Monate in Italien bleiben will, muss man sich nur bei der zuständigen Gemeinde anmelden. Außerdem sind Deutsche in der Regel weiterhin in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert und erworbene Rentenansprüche gehen nicht verloren, informiert die Broschüre Arbeit und Rente in Europa der DRV.

    Für Rentner in Italien gilt laut der Website der Deutschen Rentenversicherung, dass die Rente in der bisherigen Höhe auf ein Konto der Wahl überwiesen wird: Es gibt keine Abzüge, auch wenn man als Rentner im Ausland wohnt und ein italienisches Bankkonto besitzt. Ausnahmen kann es geben, wenn Rentenansprüche noch aus anderen Ländern bestehen. Rentner sollten den Rentenservice der Deutschen Post spätestens zwei Monate vor ihrem Umzug über die Pläne informieren, heißt es auf der Seite der DRV. Wenn die Rente erst beginnt, wenn man schon im Ausland wohnt, rät die Deutsche Rentenversicherung, die Rente in dem Land zu beantragen, in dem man lebt, beziehungsweise in das man umgezogen ist. Denn oft reiche ein einziger Antrag für alle Renten im In- und Ausland. Der Antrag sollte etwa drei Monate vor dem beabsichtigten Beginn gestellt werden.

    Was die Krankenversicherung bei Rentnern im Ausland angeht, informiert die Deutsche Verbindungsstelle Krankenversicherung – Ausland im GKV-Spitzenverband wie folgt: Die Versicherung bei einer Krankenkasse in Deutschland bleibt auch beim Auswandern in ein EU-Land wie Italien bestehen, wenn man eine Rente der Deutschen Rentenversicherung erhält und im neuen Wohnstaat keinen Leistungsanspruch aus der dortigen Krankenversicherung hat. Man zahlt also weiterhin Krankenversicherungsbeiträge an die Krankenkasse in Deutschland, in Italien fallen keine Beiträge an. Zudem können laut einer Website der Europäischen Union alle EU-Bürger mit einem sogenannten S1-Formular Gesundheitsleistungen in ihrem Wohnland in Anspruch nehmen, wenn sie nicht dort versichert sind, also zum Beispiel deutsche Rentner in Italien, wenn sie in Deutschland krankenversichert sind.

    Italien bietet außerdem steuerliche Vorteile für Rentner: Mit dem „Legge di Bilancio 2019“ wurde laut Gazzetta Ufficiale eine Pauschalsteuer von sieben Prozent auf ausländische Einkünfte für alle Rentner eingeführt, die ihren Wohnsitz nach Italien verlegen. Gültig ist das für die Regionen Sizilien, Kalabrien, Sardinien, Kampanien, Basilikata, Abruzzen, Molise oder Apulien und nur in Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern.

    Außerdem besteht ein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Italien: Siegfried Mayr, Steuerberater in Mailand, erklärte gegenüber dem Handelsblatt, dass Renten vom deutschen Staat nur in Deutschland versteuert werden. Private Altersvorsorgen versteuert Italien als Wohnsitzstaat – progressiv bis zu 43 Prozent plus regionale Zuschläge bis insgesamt etwa drei Prozent.

    Übrigens: Bisher konnten sich Rentner in Deutschland ihre Monatsrente auch in bar auszahlen lassen. Dieser Service wird aber ab Dezember 2025 eingestellt. Rentner sollten bis dahin unbedingt ihre Kontoverbindung beim Rentenservice der Deutschen Post hinterlegen.

    Ruhestand in Italien verbringen: Was ist der Haken?

    Doch wie so oft im Leben ist nicht alles Gold, was glänzt. Neben den steuerlichen Anreizen und weiteren Vorteilen, die ein Ruhestand in Italien mit sich bringen kann, gibt es auch Nachteile, die abgewogen werden sollten. Zunächst sind die Lebenshaltungskosten nicht überall in Italien günstiger als in Deutschland. Der Preisniveauindex für Verbrauchsgüter und Dienstleistungen in der EU aus dem Jahr 2023 zeigt laut Statista zwar, dass Italien bei 99,3 Prozent liegt und Deutschland bei 109,7 Prozent – wobei 100 dem EU-Durchschnitt entspricht. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien: Zahlen von ISTAT (Istituto Nazionale di Statistica) zeigen, dass der Norden rund sechs bis acht Prozent über dem nationalen Durchschnitt liegt, Süditalien und die Inseln hingegen etwa drei Prozent unter dem landesweiten Mittelwert.

    Das heißt: Wer in Norditalien leben will, sollte mit ähnlichen Preisen wie in Deutschland rechnen, in Süditalien erwarten Auswanderer niedrigere Lebenshaltungskosten.

    Als einen großen Haken am Leben in Italien nennt eine Analyse der Steuerberatungsfirma Arletti & Partners die italienische Bürokratie, einschließlich der Einwanderungsbürokratie: Die sei „ziemlich komplex und im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, die effizientere Online-Systeme eingeführt haben, relativ langsam“. Und nicht nur das: Selbst Beamte in der öffentlichen Verwaltung sprechen oft kein Englisch. Wer als Rentner in Italien kein Italienisch spricht, könnte sich also bei Behördengängen schwertun.

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