Erneut ein tödlicher Unfall auf Mallorca: Ein junger Deutscher stirbt nach einem Balkonsturz in einem Hotel nahe der Playa de Palma. Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie gefährlicher Mutproben, bei denen meist junge Männer versuchen, vom Hotelbalkon in den Pool zu springen – ein Phänomen, das unter dem Namen „Balkoning“ bekannt wurde. Was steckt hinter dem gefährlichen Trend – und wie gehen die Behörden dagegen vor?
Aktueller Fall auf Mallorca: Deutscher stirbt nach Sturz von Balkon
In dem aktuellen Fall war der etwa 20-jährige Deutsche laut Crónica Balear mit einer Gruppe an der Playa unterwegs und kehrte gegen 2.00 Uhr mit einem Freund ins Hotel zurück – etwa einen Kilometer von der Partymeile entfernt. Nach Zeugenaussagen wollte er vom Balkon aus in den Pool springen. Sein Begleiter hörte nur noch den Aufprall. Rettungskräfte konnten ihn zunächst wiederbeleben, im Krankenhaus erlag er jedoch seinen Verletzungen. Ob Alkohol eine Rolle spielte, ist wahrscheinlich, aber nicht bestätigt. Die Behörden ordnen den Fall allerdings als Balkoning ein.
Was ist Balkoning?
Balkoning ist der eingedeutschte Begriff des englischen „Balconing“. Gemeint sind damit riskante Sprünge von Hotelbalkonen – entweder direkt in darunter gelegene Pools oder von einem Balkon zum nächsten. Obwohl es mitunter absichtlich geschieht, handelt es sich in den meisten Fällen um alkoholbedingte Unfälle, etwa beim Versuch, von einem Balkon zum anderen zu klettern. Den Begriff erläuterte beispielsweise im Jahr 2017 ein Team aus spanischen Ärzten in dem medizinischen Fachjournal Injury. Ursprünglich stammt der Begriff aus Spanien, wo diese Art von Unfällen seit den 2000er Jahren verstärkt bei jungen, meist männlichen Touristen beobachtet wird – vorwiegend in Partyregionen wie Magaluf und Playa de Palma.
Wie oft kommt Balkoning vor?
Auch wenn solche Fälle immer wieder als tragische Einzelfälle erscheinen – hinter dem Phänomen steckt ein Trend, den Mediziner und Behörden seit Jahren beobachten. Eine spanische Studie analysierte 46 Fälle schwerer Balkonstürze auf den Balearen über fünf Jahre – 97 Prozent der Opfer waren Männer, der Altersdurchschnitt lag bei 24 Jahren. In 95 Prozent der Fälle war Alkohol im Spiel, in über einem Drittel auch Drogen, wie aus dem Injury-Bericht hervorgeht. Auch in einer US-Studie ist von einem deutlichen Trend die Rede: In einem Trauma-Zentrum in San Diego machten Balkonstürze 10 Prozent aller behandelten Stürze aus der Höhe aus – ebenfalls mit deutlichem Zusammenhang zu Alkoholkonsum.
Balkoning auf Social Media – Wie Netzwerke den Trend befeuern
Social-Media-Beiträge – wie etwa das Ranking der sogenannten „Balconing-Liga“ – machen das gefährliche Phänomen noch sichtbarer. In dieser makabren Aufstellung – unter anderem auf der Plattform Reddit zu finden – lag Großbritannien in der „Saison 24/25“ mit sieben Punkten auf Platz eins – dicht gefolgt von Deutschland mit sechs Punkten. Die „Punkte“ setzen sich dabei aus „Todesfällen“ und „Verletzten“ zusammen.
Warum ist Balkoning so gefährlich?
Wie aus dem Injury-Fachbeitrag hervorgeht, liegt der durchschnittliche Sturz beim Balkongin bei rund drei Stockwerken Höhe – das Risiko schwerer Verletzungen ist entsprechend hoch. Häufig sind Kopfverletzungen wie Schädelbrüche oder Hirnblutungen, aber auch Wirbelsäulen- und Beinbrüche. In einer US-Studie mussten 41 Prozent der Betroffenen operiert werden, 38 Prozent wurden intubiert, und rund ein Fünftel kam nach dem Krankenhausaufenthalt in Reha oder Pflegeeinrichtungen. Zwei der Patienten starben.
Der Alkoholkonsum spielt den Experten zufolge dabei eine zentrale Rolle: Er führt zu Gleichgewichtsstörungen, überschätztem Selbstvertrauen und erhöhter Risikobereitschaft.
Gegenmaßnahmen: Was tun die Behörden auf Mallorca gegen den Trend?
Den Behörden auf Mallorca ist der mitunter tödliche Trend schon lange ein Dorn im Auge. In der besonders betroffenen Gemeinde Calvià, zu der Magaluf gehört, wurden im Jahr 2023 fünf ausländische Urlauber wegen Balconing mit Geldstrafen von jeweils 36.000 Euro belegt und aus dem Hotel geworfen. Möglich macht das die Gesetzesreform „Balearic Agenda 2030“, die Bußgelder von bis zu 60.000 Euro vorsieht.
Zudem setzen die Gemeinden verstärkt auf Aufklärungskampagnen. Trotz dieser Maßnahmen häufen sich vor allem an der Playa de Palma weiter die Unfälle – anders als in Magaluf, wo gezielte Präventionskampagnen laut Behörden die Fallzahlen bereits deutlich senken konnten.
Übrigens: Alkoholexzesse führen auf Mallorca immer wieder zu Unfällen. Die Behörden haben daher die Reißleine gezogen und an bestimmten Orten ein Alkoholverbot verhängt.
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