Der Mindestlohn in Deutschland steigt – erneut. Ab dem 1. Januar 2026 gilt eine gesetzliche Lohnuntergrenze von 13,90 Euro brutto pro Stunde, ein Jahr später sollen es sogar 14,60 Euro sein. Zwischenzeitlich hatte die SPD sogar eine Erhöhung auf 15 Euro im Sinn. Für Millionen von Beschäftigten bedeutet das: spürbar mehr Geld auf dem Konto. Doch wer profitiert tatsächlich – und was sagt die Statistik? Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Es geht nicht nur um Fairness, sondern um Milliarden.
Einkommen: Wer profitiert vom höheren Mindestlohn ab 2026?
Seit der Einführung im Jahr 2015 ist der gesetzliche Mindestlohn eine zentrale Stellschraube im deutschen Arbeitsmarkt. Mit der kommenden Erhöhung auf 13,90 Euro steigt die gesetzliche Lohnuntergrenze um 1,08 Euro im Vergleich zu 2025 (12,82 Euro) – das entspricht einem Plus von rund 8,4 Prozent. Laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) wird die Anpassung von der Mindestlohnkommission vorgeschlagen, deren Entscheidungen sich an Tariflohnentwicklungen orientieren und nur von der Bundesregierung bestätigt werden können.
Nach einer aktuellen Schätzung des Statistischen Bundesamts (Destatis) betrifft die erneute Erhöhung im Jahr 2026 bis zu 6,6 Millionen Jobs – das entspricht rund 17 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland. Besonders auffällig: Frauen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Ostdeutschland profitieren überdurchschnittlich. So liegen rund 20 Prozent der weiblich besetzten Jobs unterhalb der neuen Grenze, bei Männern sind es lediglich 14 Prozent. In Ostdeutschland sind es ebenfalls rund 20 Prozent, in Westdeutschland dagegen nur 16 Prozent. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern mit 22 Prozent betroffener Beschäftigungsverhältnisse. Dies erklärte das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung.
Mindestlohn: Diese Branchen profitieren besonders von einer Erhöhung
Rein rechnerisch bedeutet die Lohnerhöhung eine zusätzliche Verdienstsumme von bis zu 400 Millionen Euro – allein durch die erste Stufe im Jahr 2026. Für das Folgejahr 2027 rechnet Destatis mit weiteren 430 Millionen Euro. Doch die Behörde betont: Es handelt sich um Obergrenzen. Die Berechnungen beruhen auf der Struktur der Verdiensterhebung vom April 2024, spätere Lohnsteigerungen wurden nicht berücksichtigt. Daher können die tatsächlichen Effekte geringer ausfallen.
Die Auswirkungen sind nicht gleich verteilt: Im Gastgewerbe arbeiten 56 Prozent der Beschäftigten unterhalb des neuen Mindestlohns, in der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei sind es 43 Prozent. Auch Minijobberinnen und Minijobber profitieren direkt, da der gesetzliche Mindestlohn unabhängig vom Beschäftigungsumfang gilt. Die Minijob-Grenze wird mit jeder Erhöhung angepasst, 2025 liegt sie laut der Informationswebsite der Bundesregierung bei 556 Euro pro Monat.
Trotz der positiven Effekte gibt es auch Stimmen, die auf mögliche Nebenwirkungen hinweisen. Arbeitgeberverbände fürchten höhere Lohnkosten in bestimmten Branchen, insbesondere im Dienstleistungssektor. Auch die Mindestlohnkommission selbst mahnt zur sorgfältigen Abwägung zwischen Lohnschutz und Beschäftigungssicherheit.
Übrigens: Nicht nur wegen des Mindestlohns unterscheiden sich die Gehälter in Deutschland teilweise stark. Auch die Branche hat neben dem Abschluss einen starken Einfluss auf das Gehalt, wie sich an den Beispielen Tourismuskauffrau, Rechtspfleger und Finanzberater zeigt.
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