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Boomer sollen für Pflege vorsorgen – Wirtschaftsweise warnt vor System-Kollaps

Pflege

Boomer sollen für Pflege vorsorgen – Wirtschaftsweise warnt vor System-Kollaps

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    Babyboomer sollen selbst für die Pflege vorsorgen. Dieser Meinung ist zumindest eine Wirtschaftsweise.
    Babyboomer sollen selbst für die Pflege vorsorgen. Dieser Meinung ist zumindest eine Wirtschaftsweise. Foto: LIGHTFIELD STUDIOS, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Immer mehr alte und weniger junge Menschen – der demografische Wandel ist nicht nur bei der Rente regelmäßig Thema und sorgt für politische Diskussionen, sondern auch in der Pflege. Immer wieder warnen Experten vor einem Kollaps der Pflegeversicherung, zu Beginn des Jahres musste erstmals eine Pflegekasse vor der Zahlungsunfähigkeit gerettet werden. Gleichzeitig steigen die Pflegekosten immer weiter an und auch weitere Beitragserhöhungen scheinen nicht vom Tisch.

    Nun hat auch die Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft, Monika Schnitzer, vor der dramatischen Lage gewarnt. Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte die Wirtschaftsweise: „Wir müssen uns auf jeden Fall mit den Sozialversicherungen beschäftigen. Die sind nicht zukunftsfest.“ Und damit ist auch die Pflege gemeint. Schnitzer will insbesondere die Babyboomer-Generation, zu der die 63-Jährige selbst zählt, ans Sparen und Vorsorgen bringen. Was fordert sie?

    Übrigens: Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag eine umfassende Pflegereform angekündigt. Konkrete Neuerungen sind im Vertrag nicht festgelegt, eine Formulierung deutet aber darauf hin, dass eine Karenzzeit eingeführt werden könnte. Das hätte möglicherweise zur Folge, dass Pflegebedürftige eine bestimmte Wartezeit erfüllen müssten, bevor sie Leistungen der Pflegeversicherung beziehen können. Außerdem ist die Pflege beim Bundeshaushalt fast leer ausgegangen.

    Pflege: Sind „große und mutige Reformen“ von Union und SPD zu erwarten?

    Hundert Tage mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), hundert Tage mit Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) und hundert Tage mit Union und SPD. In den ersten hundert Tagen sei die neue Bundesregierung „mit Volldampf gestartet“. Das müsse man anerkennen, sagte Ökonomin Monika Schnitzer im RND-Interview. Was Wirtschaftsthemen angehe, habe die Regierung einiges in Aussicht gestellt und sei bereits einiges angegangen, „der große Wurf fehlt aber noch“, bewertet die Expertin die aktuelle Lage.

    Dass ein solcher großer Wurf noch kommt, bezweifelte die Wirtschaftsexpertin: „Aktuell sieht es leider nicht so aus, als gingen Union und SPD große und mutige Reformen an. Dabei wären die nicht nur bei der Rente nötig“, sagte Schnitzer. Auch die Ausgaben der Pflegeversicherung dürften nicht weiter so ansteigen wie bisher. Hier sieht die Expertin aktuell insbesondere die Generation der Babyboomer in der Pflicht.

    Babyboomer sollen gezielt für die Pflege vorsorgen: Was fordert Monika Schnitzer?

    Die Pflegeversicherung ist schon heute keine Vollversicherung, einen Teil der Kosten müssen Pflegebedürftige also selbst tragen. Dieser könnte allerdings größer sein und man dürfe sich nicht nur auf den Schutz der Sozialversicherung verlassen, findet Schnitzer, die dem RND erklärte: „Natürlich muss es Unterstützung geben, aber es muss auch klar sein, dass jeder damit rechnen muss, irgendwann mal ein Pflegefall zu werden.“ Für genau diesen Fall müsse man selbst vorsorgen.

    Als Erstes sieht die Wirtschaftsweise hier die Babyboomer in der Pflicht und beruft sich damit auf einen „guten Vorschlag“ des Beirats des Wirtschaftsministeriums. Dieser stammt aus dem Jahr 2022 und erklärt: „Die große Kohorte der ‚Babyboomer‘ hat noch zwei Jahrzehnte vor sich, bevor ein nennenswerter Anteil von ihnen pflegebedürftig wird.“ Angesichts dieser langen Zeitspanne sei es den meisten Menschen dieser Generation zumutbar, Kosten, die über die Leistungen der Pflegeversicherung hinausgehen, durch eigene Vorsorge abzusichern. Auch Schnitzer befindet, Babyboomer sollten jetzt die Zeit nutzen, „um mehr in einem Fonds anzusparen und so dafür zu sorgen, dass ihre Pflegeleistung später finanziert werden kann“.

    Natürlich dürfe „man die Leute nicht alleine lassen“, sagte die Wirtschaftsweise im Interview. „Aber solange Menschen noch Vermögen besitzen, auch wenn es ein Eigenheim ist, dann muss das eben herangezogen werden.“ Schnitzer betonte: „Man kann nicht erwarten, dass der Staat das Eigenheim schützt, wovon am Ende die Erben profitieren, aber die Kosten der Pflege von der Allgemeinheit getragen werden.“ Dass Menschen selbst sparen, und das auch am Kapitalmarkt, sollte der Wirtschaftsexpertin zufolge für künftige Reformen ein Baustein sein – nicht nur für die Pflege, sondern auch um das Rentensystem zu stabilisieren.

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    2 Kommentare
    Harald Kastner

    Nachtrag: ...zur Schwangerschaft etwas dafür. Diese Bevölkerungsgruppe ist nicht das Problem, sie ist das Rückgrat für Frieden und Wohlstand in diesem Land, ohne wenn und aber. Ich bin Jahrgang 63, habe 45 Jahre gearbeitet.... trotz zwischenzeitlicher Fachschule ohne Rentenpunkte. Ich habe 15 Monate ohne Murren Wehrdienst abgeleistet, nahezu einkommensfrei. Wann gehen wir endlich dazu über, alle Arbeitenden, Beamte, Selbstständige für die Renten- und Pflegekasse einzubeziehen. Es sind Reformen notwendig, keine Frage, aber man sollte alles betrachten. Vielleicht lohnt sich mal ein Blick darauf, ob auch immer alles zum gerechtfertigten Wert und Preis über Kranken-/ Pflege- und Rentenkassen abgerechnet werden. Bin mir sicher, auch hier könnte man das eine oder andere Milliardchen finden, ohne dass auch nur einer Hunger dafür leiden müsste. Ich bin stolz auf das, was ich geleistet habe und gehe mit viel Lust und ohne jedes schlechte Gewissen in Rente und freiwillig werde ich nicht verzicht

    Harald Kastner

    Guten Tag. Es erscheinen täglich nahezu die gleiche Anzahl an "Experten, Weisen und sogenannte Wissenschaft", die offensichtlich alle das gleiche Ziel verfolgen, die Jahrgänge 56 bis 64 aufs übelste darzustellen. Offensichtlich erscheint dieser Bevölkerungsteil die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Apocalypse in sich zu vereinen. Vergessen die Leistungen bei einer Integration von Millionen Ostflüchtlingen in den 50er/60er Jahre, dessen wirtschaftliche Hauptlast bereits von diesen Menschen im Nachgang geschultert wurde. Der Einsatz für Europa und dem brüchigen aber immer noch währenden Frieden. Vor allem jedoch auch die Wiedervereinigung wirtschaftlich fasat im Alleingang gewuppt. Den Soli zahlen diese Menschen bis heute. Max. 10 % mit Abitur und Studium, sprich 90 % seit dem 15-16. Lebensjahr im Job, in aller Regel 40-50 Jahre arbeitend. So gut wie keiner dieser Bevölkerungsgruppe kann für die Erfindung der Pille und für die richtige Selbstbestimmung der Frau zu

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