Cowboyhüte so weit das Auge reicht und Pferdegeruch - doch wir sind nicht auf einer Ranch in Texas, sondern am Schwabenmeer: Alle zwei Jahre wird die Messe Friedrichshafen zum Szene-Treff für Western-Fans. Doch wie sieht der Traum vom Wilden Westen am Bodensee aus?
Americana heißt die Messe, die Gunnar Schneider (60) und seine Frau Esther (53) von Dresden in den tiefen Süden gelockt hat. Karohemd, Jeans, Cowboyhüte, große Gürtelschnallen und Lederstiefel: Die Outfits sprechen für sich. «Ich finde das gehört dazu», sagte Esther Schneider. «Und es sieht auch gut aus.»
Eigene Ranch in der Heimat
Die beiden haben sich in ihrer Heimat den Traum von einer eigenen Ranch erfüllt. Vier Pferde beherbergen sie, Wildwestreiten ist ihre Leidenschaft. Doch auch sonst sind die Schneiders große Fans des Rancher-Lebens.
«Whiskey, tolle Landschaften, pure Freiheit - so fühlt sich der Western-Lifestyle für mich an», sagt Gunnar Schneider. Seit 25 Jahren seien er und seine Frau Fans des American Way of Life. In den USA waren sie aber noch nie. Diesen Traum will sich das Paar erst noch erfüllen.
Fans aus ganz Deutschland
Western-Fans aus ganz Deutschland zieht es zur Americana nach Friedrichshafen. Seit Mittwoch sind die Messe-Tore geöffnet, erst am Sonntag schließen sie wieder. In dieser Zeit werden mehr als 50.000 Besucher erwartet.
Mehr als 300 Aussteller aus 16 Nationen sind dabei. Großes Highlight sind die Reitshows. Dafür wurden 460 Pferde und 650 Rinder auf das zweitgrößte Messegelände Baden-Württembergs gebracht. Aber nicht nur das: Auch 700 Tonnen Sand, 100 Tonnen Waldboden und 40 Tonnen Heu mussten in die Hallen transportiert werden. Die Messe gilt als eines der wichtigsten Events für Western-Fans in Europa.
«Hier kann man sein Faible ausleben»
«Das tolle hier ist, man hat Gleichgesinnte», sagt Dirk Trautmann, der eine Truck-Bar auf vier Rädern auf der Messe betreibt. «Hier kann man sein Faible ausleben und das ist einfach toll.»
Western und Bodensee passe doch auch ganz gut zusammen, so der Münsterländer. «So mit den Bergen - klar, im weitesten Sinne», sagt er lachend. Frankfurt mit seinen Hochhäusern wäre aus seiner Sicht wohl eine schlechtere Location für so eine Messe.
Den Spaß am Western macht für den Vollblut-Fan die Ungebundenheit, die Freiheit und das amerikanische Flair aus, sagt er kurz bevor ihn eine Dame auf schwäbisch unterbricht und darum bittet, die Country-Musik «ein Ticken leiser zu machen». Manchmal müsse man sich ein wenig arrangieren, so der Bar-Betreiber.
Auf dem Gelände kann man es sich nicht nur auf Trautmanns Truck bequem machen. Es gibt auch einen Saloon, der den Namen einer ganz bekannten Western-Serie trägt: «Yellowstone». Erfolge wie die US-amerikanische Serie über die Familie Dutton und ihre Ranch in Montana halten das Genre und damit auch den Lifestyle am Leben.
Viele der Western-Fans auf der Messe kennen die Serie. Für den authentischen Lifestyle holen sie sich auf der Americana entweder die Inspiration oder direkt die passenden Klamotten und Accessoires - und die müssen nicht unbedingt von der Stange sein.
Der perfekte Cowboyhut
Cowboyhut-Designer Klaus Inderfurth fertigt für seine Kunden maßgeschneiderte Cowboyhüte. «Das Material und die Passform machen den perfekten Cowboyhut aus», sagt der Experte. Echte Cowboyhüte bestünden aus Biberhaar, manchmal auch gemischt mit Kaninchenhaar.
Der Hutmacher verkauft seine Kreationen für Preise ab 540 Euro, bei richtiger Pflege würden sie aber auch 20 Jahren halten. Was man mit einem Cowboyhut auf gar keinen Fall machen sollte? «Bei Hitze im Auto liegen lassen», sagt der Fachmann, zu dessen Kunden vor allem Reiter gehören. Das eingearbeitete Schweißband sei aus Leder und könne schrumpfen und brüchig werden.
Einen Cowboyhut bräuchten Western-Neulinge nicht unbedingt, sagen Esther und Gunnar Schneider. «Einsteiger sollten einfach mitmachen und sich mitreißen lassen», so die 53-Jährige. Der Western-Zauber passiert dann wohl von ganz alleine.









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