Die Digitalisierung von Fahrzeugpapieren war eines der Ziele, das sich die ehemaligen Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP in den Koalitionsvertrag geschrieben hatten. Auf den letzten Metern vor der Bundestagswahl 2025 hatte Ex-Verkehrsminister Volker Wissing dann noch einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, der den digitalen Führerschein möglich macht. Das nun CDU-geführte Bundesverkehrsministerium will dieses Vorhaben künftig mittels einer eigens entwickelten App in die Tat umsetzen. Nach Abschluss der laufenden Testphase sollen Nutzer damit sowohl ihren Führerschein als auch den Fahrzeugschein in digitaler Form speichern und abrufen können.
Führerschein-App: Wie soll der digitale Führerschein funktionieren?
Die Idee des digitalen Führerscheins ist laut eines Berichts von BR24 einfach: Der Führerschein soll in einer App gespeichert werden, in der er jederzeit mit dem Handy aufgerufen werden kann. In der App sollen alle wichtigen Daten vorhanden sein und nur die Unterschrift fehlen. Dadurch müsste der Papier- oder Kartenführerschein nicht mehr mitgeführt werden.
Hierfür hat das Bundesministerium für Verkehr (BMV) das Kraftfahrt-Bundesamt und die Bundesdruckerei mit der Entwicklung der offiziellen „i-Kfz-App“ beauftragt. Mit diesem digitalen Angebot wolle man zum Bürokratieabbau beitragen und den Alltag von Fahrzeugnutzern vereinfachen, schreibt das BMV auf seiner Website.
Im Frühjahr 2025 startete die Testphase der App, die zunächst allerdings nur den digitalen Fahrzeugschein abbilden kann. Dieser soll über die App bequem verwaltet, geteilt und unter anderem bei Verkehrskontrollen oder beim Fahrzeugverleih genutzt werden können. Auf das Mitführen des Fahrzeugscheins in Papierform könne man dann verzichten. Für die Zukunft sieht das BMV dann auch eine Integration des digitalen Führerscheins in die i-Kfz-App vor. Ein konkreter Zeitplan steht hierfür allerdings bislang nicht fest.
Digitaler Führerschein als Erleichterung für Autofahrer?
Der digitale Führerschein soll eine Ergänzung zum Papier- oder Kartenführerschein sein. Laut der Bild könnten durch seine Einführung viele Verwaltungsprozesse vereinfacht werden. So könnten Autofahrerinnen und Autofahrer online die Verlängerung, den Umtausch und den Ersatz des Führerscheins abwickeln. Sie müssen nur noch das Handy dabeihaben, was für die meisten keine Umstellung bedeuten dürfte. Die Nutzung der App soll kostenlos sein.
Auch der ADAC sieht durch die Führerschein-App Erleichterungen für Autofahrerinnen und Autofahrer kommen. Allerdings weist der größte Verkehrsclub Europas auch auf Fallstricke hin. So müsse bei der Umsetzung des digitalen Führerscheins geklärt werden, wie der Entzug der Fahrerlaubnis und Fahrverbote in einer Polizeikontrolle schnell erkannt werden könnten. Der ADAC fordert, dass die herkömmlichen Führerscheinpapiere erhalten bleiben müssen, auch wenn der digitale Führerschein eingeführt wird.
Wann kommt der digitale Führerschein?
Wie schnell die i-Kfz-App mit digitalem Fahrzeug- und später auch Führerschein für alle Autofahrerinnen und Autofahrer nutzbar sein wird, dürfte vom Erfolg der laufenden Testphase abhängen. „Nach Abschluss der Pilotierungsphase und dem Live-Gang der App wird die i-Kfz-App im App Store und im Google Play Store auf Deutsch und Englisch verfügbar sein“, heißt es vonseiten des BMV. Ab wann die Nutzung der Anwendung möglich sein wird, hat das Ministerium bisher nicht bekannt gegeben.
Zunächst würde der digitale Führerschein aber nur in Deutschland gelten. Die Europäische Union (EU) arbeitet allerdings ebenfalls an einem einheitlichen digitalen Führerschein, der über eine EU-weite digitale Brieftasche („EU e-Wallet“) auf dem Smartphone verfügbar sein soll. Nach Angaben des ADAC soll die Einführung bis 2030 erfolgen. Eine Pflicht, dann vom Kartenführerschein auf den digitalen Führerschein umzusteigen, sei aber nicht vorgesehen. Die 4. EU-Führerscheinrichtlinie, welche die Einführung des digitalen Führerscheins vorsieht, könnte noch im Jahr 2025 beschlossen werden. Anschließend muss die Änderung noch von der Bundesregierung in nationales Recht umgesetzt werden.
Übrigens: Robert Habeck (Grüne) plante einen Führerscheinzuschuss. Was nun aus dem Plan wird, ist ungewiss.
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