„Führerschein bestanden“. Mit diesen beiden Worten endete für Alexandra Holscher eine Odyssee, die 20 Jahre zuvor begonnen hatte. Die 40-Jährige setzte sich auf den Fahrersitz neben ihren Fahrlehrer, schaffte es während der Fahrprüfung, ihre Aufregung unter Kontrolle zu bekommen und überzeugte letztlich den Prüfer auf der Rückbank. Ein Szenario, das viele so, oder so ähnlich, erlebt haben. Doch bei Holscher ist die bestandene Fahrprüfung ein besonderer Erfolg. Es war ihre achte Prüfung - und die erste liegt etwa zwei Jahrzehnte zurück.
Frau aus Heidelberg fällt durch sieben Fahrprüfungen
Eigentlich wollte Holscher den Führerschein mit Anfang 20 machen. „Ich verwechselte erst Gas und Bremse. Aber dann lief es gar nicht so schlecht“, blickte die Heidelbergerin im Gespräch mit Bild auf ihre erste Fahrstunde zurück. Nach ihrer 38. Fahrstunde folgte die Prüfung, die anfangs gar nicht schlecht gelaufen sein soll. Doch der Prüfer stoppte, nachdem sie rechts vor links übersah und teilte Holscher mit, dass sie durchgefallen sei.
Die zweite Fahrprüfung lief dann noch unglücklicher: „Alles war frei, ich suchte mir ausgerechnet eine Lücke zwischen zwei Autos. Es machte ‚rums‘ und der Spiegel war weg. Später stand ich alleine und heulend auf dem Parkplatz“, berichtet Holscher bei Bild. Bei der dritten Prüfung schien die Aufregung dann groß gewesen zu sein, denn sie blieb vor einer ausgeschalteten Ampel stehen, bis der Prüfer die Geduld verlor und abbrach.
Nach drei Fahrprüfungen hatte Holscher genug. Sie zog zum Studium nach Düsseldorf und 2010 weiter nach Hamburg, um ein Volontariat zu absolvieren, wie aus dem Bild-Bericht hervorgeht. Erst einige Jahre später entschloss sich die Journalistin einen neuen Anlauf zu wagen, da sie häufig auf ihren Mann angewiesen war, der sie fahren musste. Zunächst lief es nach der langen Pause nicht besser, Holscher scheiterte 2023 in drei weiteren Fahrprüfungen. „Ich bin Mutter von zwei Kindern und brauche den Führerschein!“, soll sie einen Prüfer angebettelt haben - vergeblich.
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Fahrschülerin braucht 20 Jahre bis zum Führerschein - so bezwang sie ihre Angst
Da sie im Auto Herzrasen, Atemnot und Panikattacken bekam, suchte sich Holscher in der Folge professionelle Hilfe. Zunächst versuchte sie, ihre Angst mit Hypnose loszuwerden. Als das nicht funktionieren wollte und Holscher durch eine weitere Prüfung rasselte, absolvierte sie ein Stressmanagement und stellte ihre Herangehensweise um: vor Prüfung Nummer sieben belegte sie Theorie- und Praxisstunden parallel. „Plötzlich verstand ich alles, meine Synapsen vernetzten sich, es fühlte sich anders an“, sagte Holscher der Bild.
Sie bestand die Fahrprüfung, die Angst war weg. „Es war mein Wille, es zu schaffen und ich möchte anderen Menschen Mut machen. Man kann alles erreichen – trotz großer Angst“, lautet ihr Fazit. Die Bilanz sieht wie folgt aus: 20 Jahre, etwa 200 Fahrstunden und rund 10.000 Euro Kosten für den Führerschein.
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