In Indien ist das Land der krassen Gegensätze: Hier stehen Hightech und extremer Wohlstand bei einigen Wenigen unbeschreiblicher Armut einer großen Masse von Menschen gegenüber. In Kalkutta beispielsweise – das auch als Armenhaus der Erde bezeichnet wird – leben 80 Prozent der über 15 Millionen Einwohner in Slums oder einfach auf der Straße.
Vor rund 38 Jahren begann das Missionswerk Karlsruhe in Indien mit ersten Patenschaften, Kindern in den Slums von Kalkutta zu helfen. Indien ist bis heute das Land geblieben, wo sich das Werk nicht nur am längsten, sondern auch am intensivsten humanitär engagiert.
Kinder werden buchstäblich in den Straßen und auf Müllbergen aufgesammelt: sie werden gewaschen, bekommen saubere Kleidung, eine Schuluniform, oftmals die allerersten Schuhe ihres Lebens, außerdem täglich ein warmes Essen und Unterricht in der Missionsschule. Im angrenzenden Missionshospital werden sie und ihre Familien kostenlos medizinisch behandelt. Ihre Eltern, die meist in einfachsten Hütten zwischen Müll und Dreck in den Elendsvierteln der Millionenmetropole hausen, können sie noch nicht einmal mit dem Allernotwendigsten versorgen.
Aus den kleinen und bescheidenen Anfängen hat sich im Laufe der Jahre ein großes Sozialwerk entwickelt mit über 200 Schulen, Kinderheimen, einer Blindenschule sowie einem modernen 200-Betten-Krankenhaus in der Innenstadt von Kalkutta sowie ambulanten Krankenstationen auf dem Land. Neben Kalkutta hat sich die sozialchristliche Arbeit inzwischen auf viele indische Bundesstaaten ausgebreitet. Über 30.000 Mädchen und Jungen werden heute in Indien betreut, ausgebildet und mit allem versorgt, was sie zum Leben brauchen.
Patenschaften
Von Anfang an hat das Missionswerk Karlsruhe mit seinen Spendengeldern geholfen, notleidene, ausgesetzte und verwahrloste Kinder – inzwischen über mehr als drei Schulgenerationen hinweg – aus den Slums in eine menschenwürdige Umgebung zu bringen und ihnen durch schulische und weitere Ausbildung, Chancen eröffnet, dem Kreislauf des Elends zu entrinnen.
Sanjay Prasad ist einer der unterstützten Kinder aus der ersten Generation. Nach erfolgreicher Karriere im Wirtschafts- und Bankensektor dachte er sich, es sei jetzt an der Zeit, etwas zurückzugeben: Er ist heute Geschäftsführer des Mercy-Missionshospitals in Kalkutta. Auch die Direktorin der Hindi-Midium-Schule, in der über 560 Kinder unterrichtet werden, war eines dieser Straßenkinder. Auch diese Schule wird ganz vom Missions- und Sozialwerk Karlsruhe unterhalten.
Als Daniel Müller im Jahr 2005 auf dem Flughafen von Kalkutta landete, kam ein Pilot auf ihn und seine Begleiterin, die Leiterin der Indienmission Dr. Huldah Buntain, zu und sagte: "Kennst du mich noch? Ich war eines der Patenkinder von damals. Und jetzt bin ich Pilot." Beispiele dieser Art gibt es viele und sie zeigen, wie effektiv sinnvolle "Hilfe zur Selbsthilfe" greift und welche Chancen sie Menschen ermöglicht, die sonst zu einem Leben in Armut verdammt gewesen wären.
Die Patenschaften des Missionswerks Karlsruhe geben der Hilfe ein Gesicht, sie verbinden den Spender dauerhaft mit einem Kind, das Hilfe mehr als nötig hat.
Weitere Hilfsprojekte in Indien stellt ka-news im zweiten Teil des Berichts über das soziale Engagement des Missionswerks in diesem Land vor.