Das Interieur und die Räume der Volkshochschule sind schön gestaltet, großformatige Bilder und Zitate der hauseigenen Dozenten hängen an der Wand, man ist merklich stolz auf das engagierte Team. Wir haben die vhs-Marketing-Leiterin Beatrice Winkler und die Assistentin Franziska Schreiber zum ausführlichen Gespräch gebeten.
ka-news.de: Erzählen Sie mal ein bisschen über Ihre Kurshefte!
Beatrice Winkler: Diese Kurshefte kommen dreimal im Jahr, alle vier Monate, da sind dann in etwa 1.000 Angebote drin. Hier gibt es das aktuelle Kursheft als PDF. Neuerdings fragen wir auch unsere Kunden explizit, was fehlt euch denn, vermisst ihr etwas? Wir haben im Frühjahr den Wettbewerb "Ihre Idee, unser Programm" ausgeschrieben.

War das eine erstmalige/erste Aktion?
Natürlich kann man sich immer mit Kursideen bei uns melden. Diesmal war das eine konzertierte Aktion. Wir haben also über verschiedene Kanäle (Print, Social Media) nicht nur Interessenten und Kunden befragt, sondern auch Dozenten, zudem Mitarbeiter - es ist also quasi ein 360-Grad-Blick auf die vhs. Über 200 Vorschläge sind schon reingekommen, das ist toll - und es ist noch nicht vorbei! Eine Jury hat die besten (Kurs-)Ideen dann herausgefiltert.
Was kam denn alles an Ideen?
Franziska Schreiber: Aus den vielen Vorschlägen greife ich ein paar Beispiele heraus. Kickboxen, Umgang mit Schlafstörungen, auch Selbstverteidigung war ein Thema, Autoreparaturen selbst machen wurde gewünscht - also ganz praktische Sachen. Außerdem kamen Vorschläge zu glutenfreiem Kochen, Eismachen, Ahnenforschung und "Knigge für Kinder“.

Über Facebook kam die Frage, ob wir Tischharfe lehren. Die Tischharfe (auch Veeh-Harfe oder Zauberharfe genannt) wurde Anfang der 90er-Jahre von Herrn Veeh für seinen Sohn mit Down-Syndrom entwickelt.
Insgesamt betrachtet waren wir regelrecht geflasht von der Freude der Menschen, uns ihre Kursideen mitzuteilen und sind sehr dankbar, was da beim Ideenwettbewerb alles gekommen ist. Wir werden das in der einen oder anderen Weise und auf den verschiedenen Kanälen sicher fortführen.
Und wie geht es mit den Ideen weiter?
Wir kriegen den Vorschlag, dann eruieren wir; gibt es einen Dozenten dafür? Und gibt es noch mehr/weitere Interessenten? Unter Umständen brauchen Dozenten dann bestimmte Räumlichkeiten (zum Beispiel für Kickboxen). Wir gehen mit Kursen ab und zu auch außer Haus. Dann müssen wir einen vernünftigen Preis finden. Der Preis orientiert sich unter anderem an der Größe der Gruppe. Wir kalkulieren auch Kurse für zwei oder drei Teilnehmende bis hin zu großen Gruppen, beispielsweise beim Rheinauenwandern.

Die vhs gibt es ja schon lange ...
... wir sind 2022 75 Jahre alt geworden. Das ist imposant und wunderbar!
In den Kursheften zitieren Sie Menschen aus der Stadt Karlsruhe. Was sagen sie zur vhs?
Beatrice Winkler: Nach Stimmen von Kursleitenden, Mitarbeitenden und Statements von Teilnehmenden haben wir aktuell Menschen befragt, die auf andere Weise mit der vhs zu tun haben. Also Mitglieder aus dem Gemeinderat, der vhs -Mitgliederversammlung und der Stadtverwaltung. Viele haben uns geantwortet und das überaus positiv. Der Tenor ist: "Wir unterstützen die vhs" - das freut uns sehr!
Ganz wichtig: Gibt es Angebote, die sich mit dem Thema Demokratie beschäftigen?
Wir bieten den Bürgern einen Platz, wo sie darüber nachdenken können, was ist Demokratie eigentlich, was kann ich tun, damit wir diese erhalten können. Was uns ganz wichtig ist, und das Thema rutscht uns oft hintenrunter: An demokratischen Prozessen müssen alle teilhaben können. Das Stichwort dazu lautet Grundbildung, ein schreckliches Wort, da kann sich niemand etwas drunter vorstellen: Lesen, schreiben, rechnen - wenn ich nicht lesen kann, kann ich auch nie an einem demokratischen Prozess teilnehmen, man weiß ja gar nicht, wo mache ich denn mein Kreuz hin - und warum!
Wir planen ein "Grundbildungszentrum" und bieten dort Kurse zum Lesen und Schreiben lernen. Angebote für Menschen, die nicht (ausreichend) lesen und schreiben können, gab es schon immer an der vhs. Mit der Abteilung Grundbildung werden wir mit vielen Karlsruher Institutionen zusammenarbeiten, um die betroffenen Menschen besser erreichen zu können.
Das Ganze passiert ohne große Hürden, auf niedrigschwelligem Niveau. Menschen, die nicht lesen können, sind oft recht geschickt darin, ihre Schwäche zu überspielen. Die Angebote müssen lebensnah stattfinden (beispielsweise Lesen beim täglichen Einkauf). Es ist ein wichtiges Thema für uns, denn in der Fächerstadt gibt es geschätzte 25.000 Menschen, die nicht hinreichend lesen und schreiben und beispielsweise einen Satz sinnerfassend lesen können.
Mal einen Schritt weitergedacht: wir digitalisieren aktuell die Ämter. Das ist für jede Kommune ein Riesenproblem - diese Leute gehen unter Umständen nicht wählen, können einen digitalen Antrag nicht stellen und keinen Termin buchen. Das ist im weitesten Sinne auch ein Demokratie-Thema, diese Menschen einzubeziehen, zu sagen: Wir vergessen euch nicht!
Das ist ja auch eine Art von Inklusion ...
... genau. Nächstes Jahr sind die Etatverhandlungen - und Grundbildung kann man nun mal nicht kostendeckend anbieten! Da ist politischer Wille und vor allem politisches Handeln notwendig und wichtig. Diese Angebote müssen erschwinglich sein, das kann man nicht etwa ehrenamtlich stemmen. Und man bedenke: diese Menschen gehen ja auch als Wähler verloren!
Volkshochschule ist gelebte Demokratie!
Beatrice Winkler: Man muss konstatieren: (Weiter-)Bildung, das kostet richtig Geld! Unser Leben findet ja momentan leider oft in Blasen statt. In der vhs treffen in jedem Kurs Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen aufeinander. Da sitzt im Französischkurs die Architektin neben dem Buchhalter, beide wollen sie diese Sprache lernen. Sie kommen zu uns, weil sie ein gemeinsames Interesse haben/verfolgen und lernen. Durch Angebote wie den Marktplatz Demokratie wird zudem ein lebendiges demokratisches Gemeinwohl gefördert.
Wir haben aktuell wieder ein tolles Programm mit vielen Angeboten, unbedingt einfach mal stöbern, ob digital oder via Print im Kursheft. Wir bieten den Menschen in vielerlei Hinsicht Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ein beredtes Beispiel: Man kann bei uns auch (über die Abendschule) Schulabschlüsse nachmachen.
Frau Winkler und Frau Schreiber, vielen Dank für das schöne Gespräch!
Was man final unbedingt festhalten muss: Eine solch sinnstiftende Einrichtung wie die Volkshochschule MUSS gefördert werden! Punkt! Das ist auch die dezidierte Meinung des Schreibers!
Kontakt
vhs Karlsruhe e.V.
Kaiserallee 12e
76133 Karlsruhe
Telefon: 0721/98575-0
Fax: 0721/98575-75
E-Mail: info@vhs-karlsruhe.de
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Montag: 9 bis 12 Uhr, 13 bis 15 Uhr
Dienstag: 9 bis 12 Uhr, 13 bis 15 Uhr
Mittwoch: 9 bis 12 Uhr, 13 bis 15 Uhr
Donnerstag: 13 bis 16 Uhr
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