Nach dem Schulabschluss ist vor dem Berufsleben – allerdings verwirre das große Informationsangebot sowohl viele Jugendliche als auch viele Eltern, erklärt Jörn Pelzer, der bei der IHK Karlsruhe den Bereich der Berufsorientierung leitet. "Viele Studien zeigen, dass es einerseits ein sehr großes Informationsangebot gibt, andererseits aber Jugendlichen nach dem Schulabschluss nicht richtig klar ist, wie es weitergeht." Eltern und Kinder falle es oft schwer, im "Informationsdschungel" aus Ausbildungsmagazinen, Beratungsangeboten, Karrierewegen und Institutionen den Überblick zu behalten.
Online-Veranstaltung: "Fit" in unter einer Stunde
"Grundsätzlich sind Eltern für die Berufsorientierung von Jugendlichen die wichtigsten Bezugspersonen, was Umfragen und Studien immer wieder belegen", so Pelzer. Aus dem Grund spricht die Industrie- und Handelskammer gezielt Eltern an. "Oftmals ist die eigene Berufswahl der Eltern schon einige Jahre her und das Wissen zwangsläufig nicht mehr ganz aktuell. Daher geht es uns bei der Online-Veranstaltungsreihe "59 Minuten Elternwissen" darum, Eltern zu verschiedenen Themen der Berufswahl fit zu machen und auf einen aktuellen Stand zu bringen. Die 59 Minuten sind plakativ gewählt, um zu zeigen, dass sich Eltern maximal eine Stunde Zeit nehmen müssen. Bisher haben wir auch nie länger gebraucht." Dabei hat die IHK in der Regel immer einen Partner mit im Boot – beispielsweise ein Ausbildungsbetrieb, der aus der Praxis berichten kann.
Im IHK-Fokus: Duale Ausbildung
Die Veranstaltungsreihe startete bereits 2019, im nächsten Jahr sind sieben Termine geplant. Im Januar werden beispielsweise mit "Abi und dann?" die unterschiedlichen Karrierewege für Abiturienten erläutert, mit der Agentur für Arbeit als Partner. "Da wir als IHK das Thema duale Ausbildung betreuen, setzen wir hier bei allen unseren Online-Veranstaltungen einen besonderen Fokus." Pelzer bezieht sich dabei auf die Ausbildung in Berufsschule und Ausbildungsbetrieb.
Karrierechancen: Höheres Einkommen abseits des Studiums in den ersten Jahren möglich
Auch gegen die oft von Eltern und Jugendlichen vertretene Meinung, unbedingt ein Studium anstreben zu müssen, "um Karriere zu machen", stemmt sich die IHK: Studien zeigen, dass berufliche Bildung, also Aus- und Weiterbildung, oft zu vergleichbaren Einkommens- und Karriereperspektiven führt wie die akademische Qualifizierung." Es gehe nicht darum, einen Ausbildungsweg besser oder schlechter darzustellen. "Wir wollen die duale Ausbildung und ihre Karrierechancen aber wieder mehr in die Köpfe der Eltern und Jugendlichen bringen, damit gegen Ende der Schulzeit eine gute berufliche Entscheidung getroffen werden kann."
Mut zur "Lücke"?
Auch möchte Pelzer Ängste vor einem "kurvigen" Lebenslauf entgegentreten. Die IHK wird beispielsweise auch zu Elternabenden in Schulen hinzugezogen. "Wir fragen oft nach, welche Eltern noch in dem Beruf tätig sind, den er oder sie ursprünglich erlernt hat. Ein Teil ist das noch, teils sogar im gleichen Betrieb – aber immer mehr arbeiten in anderen Berufen und anderen Betrieben. Das zeigt: Es ist nicht tragisch, wenn der Lebenslauf nicht immer geradlinig verläuft. Das kommt immer häufiger vor. Uns geht es in diesem Zusammenhang auch darum, die Angst zu nehmen, dass sich jemand nach der Schule falsch entscheiden kann."

Ausbildung als "gute Grundlage"
Das sei das besondere an der dualen Ausbildung: "Danach stehen alle Wege offen – ob Arbeiten im erlernten Beruf, Weiterbildung, Studium, Spezialisierung. Sie können auch ohne Abitur studieren mit der dualen Ausbildung." Eine Ausbildung zu absolvieren, sei ein toller Einstieg ins Berufsleben.
Praktika als Weg, einen Beruf vorab zu "testen"
Sie legen auch ans Herz, in der Berufsorientierungsphase viele Praktika zu machen: "Einfach, um herauszufinden, ob das Berufsfeld zu einem passt – sei es teilweise auch nur ein Schnuppertag." Praktika seien laut Pelzer für die meisten Betriebe das Hauptinstrument, um an passende Auszubildende zu kommen. Stichwort "reinschnuppern": Es sei wichtig, die berufliche Realität mit den eigenen Vorstellungen abzugleichen, meint Pelzer. "Ich kenne das von mir selbst: Ich habe in der 9. Klasse ein zweiwöchiges Praktikum bei einem Architekten absolviert", erinnert er sich. "Beide Seiten stellten danach fest: Das wird nichts!", er lacht. "Ohne das Praktikum hätte ich vielleicht Architektur studiert und irgendwann abgebrochen", resümiert er. "Das wäre schade gewesen"
Kostenfreie Teilnahme für Eltern und Jugendliche
Die Teilnahme an den Veranstaltungen "59 Minuten Elternwissen" der IHK ist kostenfrei, eine Anmeldung ist vorab erforderlich. Die Reihe erfolgt online, "sodass man sich auch gerne nach dem Abendessen von der Couch aus zuschalten und bei Bedarf Fragen stellen kann, ohne große Hürden." Bislang hatten die Termine bis zu 65 Teilnehmer. Jugendliche dürfen selbstverständlich ebenso teilnehmen. "Hinter der MS-Teams-Bubble sitzen neben den Eltern oft auch die Kinder selbst", er schmunzelt. "Darüber freuen wir uns auch sehr, wenn Jugendliche oder Kids selbst mit dabei sind."
Termine "59 Minuten Elternwissen" 2023 – jeweils ab 19 Uhr:
24. Januar: Abi und dann?
26. Januar: Wege nach der Schulzeit
02. März: Azubi-Speed-Dating
20. April: Ausbildungsplatzsuche und Bewerbung
04. Mai: Einstieg Beruf
21. Juni: Praktikum
19. Juli: Last-Minute-Ausbildungsplatzsuche
19. Oktober: Bei der Berufsorientierung unterstützen
Weitere Informationen und Anmeldung:
www.ihk.de/karlsruhe/elternwissen

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