Der Fußballbetrieb macht Sommerpause – ROCK Am Wald übernimmt. Seit 2002 gilt dieses Gesetz beim FC Alemannia Eggenstein. Ursprünglich gedacht als Auftrittsplattform für zwei Bands, die damals im Clubhauskeller probten, gehört das Festival heute zum qualitativ Besten, was die Region zu bieten hat. Ein Gespräch mit Leopold Csik und Dieter Reuter vom Organisationsteam.
Für welches Publikum ist ROCK Am Wald gedacht?
Leopold Csik:
ROCK Am Wald ist das Festival für Alle und für jedes Alter. Das ist keine Floskel, sondern das Fundament für das gesamte Konzept. Wir sprechen sowohl Besucher an, die leidenschaftlich gerne auf Rockkonzerte gehen, als auch solche, die einfach einen entspannten Abend mit Freunden verbringen wollen und für die es gar nicht so wichtig ist, welche Band konkret auftritt.
Dieter Reuter: Dieser Ansatz zieht sich auch durch unser Programm. Bei ROCK Am Wald geben sich ganz unterschiedliche Stilrichtungen das Mikro in die Hand. Country, Soul, Party-Klassiker, Heavy Rock – alles hat hier seinen Platz.
Man könnte das auch orientierungslos nennen...
Reuter
: Klar, es gibt immer wieder Stimmen, die uns genau das vorwerfen. Die einen hätten am liebsten einen ganzen Tag nur Metal, andere nervt es schon, wenn sie mal ein Lied nicht kennen und mitsingen können. Trotzdem hat sich das gemischte Konzert als vollkommen richtig erwiesen – und dabei bleiben wir auch.
Csik: Es gibt ja noch das andere Highlight von ROCK Am Wald, ich meine die spezielle Atmosphäre abseits der Bühne mit unserem „kulinarischen Park“ als Mittelpunkt. Das könnten wir in diesem Umfang nicht bieten, wenn wir uns nur auf eine ganz bestimmte Zielgruppe beschränken würden. So kann man sich immer ein bisschen zurückziehen und trotzdem wohlfühlen, wenn eine Band einem mal nicht zusagt.
Bei ROCK Am Wald treten fast ausschließlich Cover- und Tribute-Bands auf. Warum dieser Fokus?
Reuter
: Man braucht sich nur den Erfolg des Queen-Musicals vor Augen führen oder die „Australian Pink Floyd Show“, die weltweit riesige Halle füllt und fast mehr Kultstatus genießt als die Vorbilder selbst. Soll heißen: Egal ob im Original oder gecovert, der so genannte Classic Rock im weiteren Sinne findet riesigen Zuspruch, und den bedienen wir konsequent. Wir sind natürlich in einer günstigen Position: Das Karlsruher „Fest“ etwa konzentriert sich fast ausschließlich auf aktuell angesagte Künstler und spricht das etwas ältere Publikum nicht mehr so stark an. Da kommen wir dann ins Spiel und fangen die Sehnsucht nach „richtiger“ Rockmusik auf. Vielleicht ist das ein typisches Phänomen unserer Zeit: Alles wird immer kurzlebiger und unsicherer – da klammert man sich verstärkt an Dinge aus der „guten alten Zeit“, und da spielt eben auch der entsprechende Soundtrack eine wichtige Rolle. Ich will damit das Niveau beim „Fest“ in keiner Weise abwerten, aber es geht eben um etwas anderes.
Csik: Cover-Rock muss in höchster Qualität präsentiert werden. Man hat das Original im Ohr und erwartet, dass die Interpretation genauso perfekt ist. Deshalb achten wir speziell bei unseren Headlinern darauf, dass wir die besten ihres Fachs bekommen. Das gelingt uns eigentlich immer. ROCK Am Wald hat sich gerade wegen des künstlerischen Levels einen Namen gemacht – und trotzdem können wir diese Qualität zu vergleichsweise moderaten Preisen präsentieren, auch das ist erwähnenswert.
Die Dimension der Bühne fällt sofort ins Auge. So etwas findet man nicht oft bei Festivals dieser Größenordnung.
Reuter
: Das ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Bei uns treffen selbst Bands, die sehr viel herumkommen, auf außergewöhnlich professionelle Bedingungen bei Sound, Beleuchtung und Bühne, was wir immer wieder bestätigt bekommen. Das war von Anfang an unser Anspruch. Natürlich spielt uns dabei sehr in die Karten, dass uns ein vergleichsweise großzügiges Festivalgelände zur Verfügung steht und Platzbeschränkungen kaum ein Thema sind. Trotzdem sind wir natürlich ein Risiko eingegangen, denn so eine Infrastruktur muss finanziert werden – aber der Erfolg gibt uns Recht. Es ist inzwischen so, dass sich immer mehr Bands von sich aus bewerben, weil sie einfach mal auf dieser Bühne spielen wollen – und das Publikum profitiert natürlich auch von diesen Bedingungen.
Wie lässt sich so ein Event mit den Ressourcen eines Fußballvereins stemmen?
Csik
: Wir haben das Besucher-Catering weitestgehend ausgelagert. Unsere Partner sind quasi Mieter mit ihren Ständen und kümmern sich selbst um alles, wobei wir natürlich darauf achten, dass hohe Qualität geboten wird. Bei Bühne und Technik arbeiten wir mit professionellen Dienstleistern zusammen, das geht ja nicht anders. Alles Übrige, z.B. den Getränkeverkauf, regeln wir mit Helfern aus dem Verein bzw. mit Unterstützung anderer Ortsvereine, denen wir dann bei ihren Veranstaltungen unter die Arme greifen. So haben wir den Aufwand ziemlich gut auf mehrere Schultern verteilt.
ROCK Am Wald gibt es seit 12 Jahren. Wie lautet Ihr Fazit bis hierher und wie sehen Sie die Zukunft des Festivals?
Reuter
: Dass sich ROCK Am Wald von einem Vereins- und örtlichen Event zu einer regelrechten „Marke“ entwickelt hat, ist für mich der größte Erfolg. Wir sind heute anerkanntermaßen das Festival-Highlight in Nordbaden, und auch von der anderen Rheinseite kommen jedes Jahr mehr Besucher. Natürlich wollen wir weiter wachsen und unseren Radius noch vergrößern. Vom Kern des Festivals werden wir aber nicht abweichen: ROCK Am Wald ist und bleibt das Event für Alle, die sich für handgemachte Rockmusik begeistern und auf Ambiente und Atmosphäre dabei nicht verzichten möchten.
ROCK Am Wald
Das Fest nach dem „Fest“ – das ist ROCK Am Wald auf dem Gelände des FC Alemannia Eggenstein. Seit 2002 steht das Festival-Highlight in Nordbaden für handgemachte, authentische Rockmusik, die ein bunt gemischtes Publikum anspricht und anzieht. Entsprechend weit reicht die stilistische Bandbreite, wobei der Fokus auf Cover- und Tribute- Bands liegt. Dieses Jahr findet ROCK Am Wald am 1. und 2. August statt. Als Headliner treten Rock's Off, Kauf mich! und The Great Rockblock auf, eröffnet wird das Festival traditionsgemäß von den „Lokalmatadoren“ der Dead Flowers. Tickets kosten 12 € (Freitag), 15 € (Samstag) bzw. 22 € (beide Tage). Alle Informationen zum Programm und rund um das Festival gibt es unter www.rock-am-wald.de. Dort kann man auch online Tickets ordern.