Eigentlich ist man in Karlsruhe stolz auf das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs. Ein Aspekt hiervon: Der Nightliner, mit dem man in den späten Abend- bzw. frühen Morgenstunden noch immer von A nach B kommt. Das Prinzip: Bahnen, Busse und Anruf-Linien-Taxis sollen sicherstellen, dass man jederzeit in die einzelnen Stadtteile gelangt. Ab 1.30 Uhr fahren daher mehrere Busse und die Stadtbahnlinien 1 und 2 immer zur Minute '30 sternförmig als "Nightliner" in alle Richtungen. Geht es nach der Stadt Karlsruhe, könnte bald Schluss sein mit dieser Taktung.

Stadt und VBK wollen Nightliner-Angebot ausdünnen

Der Sparkurs, den die Stadt in den kommenden Jahren einschlagen will, geht auch an den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) nicht spurlos vorbei. Diese haben ein Finanzierungsproblem und rutschen immer mehr in die Verlustzone. 2012 betrug das Defizit noch rund 24,1 Millionen Euro, im Jahr darauf waren es bereits 25,7 Millionen Euro. 2014 gab es dann einen weiteren Sprung auf 30,3 Millionen Euro. Gleichzeitig verlangt die Stadt ab 2019 von den VBK jährliche Einsparungen von 10 Millionen Euro.

Ende Oktober wurde dann ein Vorschlag laut, wie man bei den VBK Geld einsparen könnte und das trotz steigender Kostensteigerung: Im Gespräch mit ka-news sprach VBK-Geschäftsführer Alexander Pischon über Überlegungen, künftig den Nachtfahrplan auszudünnen, um Kosten einzusparen. Man müsse sich fragen, ob es notwendig ist, dass der ÖPNV die ganze Nacht verfügbar ist, so Pischon.

Karlsruhe sei bislang eine der wenigen Städte, die auch in den Nachtstunden ein solches Angebot zur Verfügung stelle. "Wir schlagen vor, dass man hier einspart", erklärte der Geschäftsführer im Oktober. Nun scheint dieser Vorschlag tatsächlich konkret zu werden: In ihrem aktuellen Maßnahmenpaket zur Haushaltsstabilisierung schlägt die Stadt vor, den Nightliner bereits ab diesem Jahr nach der Sommerpause zu reduzieren. Der Nightliner-Knoten um 4.30 Uhr soll für die Pendler erhalten bleiben. Der endgültige Haushalt soll dann im Herbst verabschiedet werden.

Bye bye, Linie 5 und 8?

Ausdünnung des Nightliner-Plans ist aber nicht die einzige Umstellung, die auf Pendler zukommen könnte. Ein weiterer Vorschlag der Stadt Karlsruhe: für die Bahnen der Linie 5 soll ein Sommerferienplan eingeführt werden. Während der langen Ferien sollen die Bahnen auf dieser Linie dann nur noch im 20-Minuten-Takt unterwegs sein. Etwas radikaler greift der Sparkurs in Durlach durch: Hier, so der Vorschlag der Stadt, soll die Linie 8 mit Ausnahme von zwei Schülerfahrten am Morgen und am Mittag komplett eingestellt werden.

Diese Maßnahme wurden allerdings noch nicht mit dem Ortschaftsrat abgestimmt, erklärt der Oberbürgermeister bei der öffentlichen Vorstellung des Maßnahmenpakets am Mittwoch. Ob die Karlsruher künftig auf manchen Linien mit weniger Bussen und Bahnen auskommen müssen, entscheidet der Gemeinderat bei seiner kommenden Sitzung.

Hintergrund bei ka-news:

Um den jährlich ansteigenden Defizit entgegenzuwirken, startete die Stadtverwaltung 2015 einen Haushaltsstabilisierungsprozess. Die Vorschläge wurden in den einzelnen Dezernaten erarbeitet: Dabei erhielt jedes Dezernat eine individuelle Zielvorgabe für die Haushaltsjahre 2017 bis 2022. Der Plan der Stadtverwaltung sieht bislang vor, zwei Maßnahmenpakete mit Sparmaßnahmen zu erarbeiten.

In einem ersten Paket sollen Sparmaßnahmen bereits in den kommenden Doppelhaushalt 2017/18 aufgenommen werden. Die konkreten Sparvorschläge liegen nun öffentlich vor: Insgesamt 304 Maßnahmen sind aufgelistet, mit denen die Stadt Karlsruhe künftig Beträge in Millionenhöhe einsparen will. 75 Maßnahmen betreffen dabei das Geschäft der laufenden Verwaltung, 124 weitere müsste der Gemeinderat vorher absegnen. Mithilfe der über 300 Maßnahmen plant die Stadt, bis 2022 185,2 Millionen einzusparen.

Diesen Vorschlägen muss die der Karlsruher Gemeinderat zustimmen. Am 26. April berät der Karlsruher Gemeinderat über die 300 Sparvorschläge der Stadtverwaltung. Es wird allerdings nicht bei diesem einen Maßnahmenpaket bleiben: Bald soll ein zweites Maßnahmenpaket folgen, in dem Sparvorschläge für 2019 und 2020 aufgeführt sind.

Laut Oberbürgermeister Mentrup reduziert sich die Ursache im Wesentlichen auf einen Ausgabenanstieg von zwei bis drei Prozent pro Jahr bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen, dies erklärte der Oberbürgermeister bei der Gemeinderatssitzung im Januar. "Diese geringe Steigerung hat ein paar Jahre lang durch gewisse Sonderkonditionen keine Rolle gespielt", so Mentrup und meint damit die positive überdurchschnittliche Einwohnerentwicklung in Karlsruhe sowie Einmaleffekte gerade in den Gewerbesteuererträgen (2012/2013), die so in den Folgejahren nicht mehr erwartet werden können.

 

Alle Einsparungen und weitere Informationen zum Haushaltsstabilisierungsprozess finden Sie hier (Link führt auf externe Seite).

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