Es ist Montag, 8. März, Mittagszeit. Während zu dieser Zeit vor rund einem Jahr der erste Corona-Lockdown kurz bevor stand und die Karlsruher Innenstadt sich auf die Schließungen der Geschäfte vorbereitete, erwacht die Fächerstadt nun - passend zur Frühlingssonne an diesem Tag - zum ersten Mal seit Monaten wieder aus dem corona-bedingten Dornröschenschlaf.
Denn: Seit Montag dürfen - so regeln es die neuen Corona-Maßgaben - die von der Krise geplagten Einzelhändler in der Fächerstadt wieder ihre Türen öffnen. Pro 40 Quadratmeter kann ein Kunde sich vor Ort wieder in den Räumlichkeiten umsehen und auf Shoppingtour gehen - Beratung inklusive. Voraussetzung: Es muss ein zeitlicher Rahmen eingehalten werden, der im Minutentakt mittels Terminvergabe von den Läden abgesteckt wird.
Karlsruher tendieren weiter zum Online-Shopping
Restriktionen, die die Karlsruher an diesem ersten Tag der vorsichtigen Öffnungen noch etwas abzuschrecken scheinen. So zumindest der Eindruck von ka-news.de, als wir uns zur Mittagszeit in der Innenstadt umsehen: Statt langer Schlangen vor etwa Bekleidungsgeschäften sind es eher weiterhin die - ohnehin schon geöffneten - Läden des alltäglichen Bedarfs, die am Montag die eigentlichen Ziele der Karlsruher zu sein scheinen - etwa Supermärkte, Drogeriemärkte und Essensstände. Insgesamt hält sich die Anzahl der Innenstadt-Besucher an diesem Mittag aber auch so in Grenzen.

In Gesprächen mit ka-news.de bestätigen viele Passanten den Eindruck: Die sogenannten "Click & Meet"-Termine werden noch nicht wirklich in Anspruch genommen, im Gegenteil: "Ich möchte da lieber beim Online-Shopping bleiben, da ich selbst zu den Risikopatienten zähle", erzählt eine Fußgängerin, die anonym bleiben möchte und die ka-news.de in der Waldstraße trifft. Sie sei an diesem Tag selbst nur in der Innenstadt unterwegs, weil sie einen Friseurtermin habe.
Nur ein Kunde kommt für das "Klick & Meet-Erlebnis"
Ähnlich sieht es auch die 27-jährige Fernanda Caracamo. Sie ist nur in der Innenstadt, um etwas aus der Reparatur abzuholen, erklärt sie gegenüber ka-news.de. "Click & Meet" stehe bei ihr erstmal nicht auf dem Plan. "Ich bestelle lieber online, nur wenn ich zum Beispiel mal einen neuen Sport-BH brauche, könnte ich mir vorstellen, Click & Meet zu machen."

Zu den Lockerungen rund um das neue Prinzip "Click & Meet" scheinen bei den Karlsruhern die Meinungen auseinanderzugehen. "Ich hoffe, das mit den Lockerungen gibt kein Eigentor", erklärt die anonyme Fußgängerin in der Waldstraße weiter. Auf dem Marktplatz trifft ka-news.de indes auf einen Passanten, der diese Art der Lockerung wiederum als "eine gute Herangehensweise" empfindet. Auch er möchte anonym bleiben.

Wegen des Shopping-Erlebnisses per "Click & Meet" sei er jedoch ebenfalls nicht in die Stadt gekommen. Tatsächlich habe er von dem Begriff selbst noch nicht einmal etwas gehört. Lediglich eine Person, die die Redaktion an diesem Tag in der Innenstadt befragt, gibt an, gezielt zum Einkaufen in die Innenstadt gekommen zu sein.
Keine ausgefüllten Kapazitäten
Diesen ersten Eindruck bestätigt auch unser Gespräch mit Sylvia Klocke, Inhaberin von "Stoff-Ideen" am Europaplatz. Bei ihr haben für den Montag zehn Kunden einen Termin auf den rund 400 Quadratmetern gebucht, verteilt auf zwei Stockwerke. Das heißt: Insgesamt dürften elf Personen auf einmal in den Laden, jede davon genau 30 Minuten lang.

"Überrannt" werde Klockes Laden jedoch nicht. "Wir haben heute das erste Mal auf, wir hatten vorher gar kein Click & Collect und keine Bestellungen", erklärt die Ladeninhaberin auf Anfrage von ka-news.de. "Zwar sind 30 Minuten von der Regierung vorgegeben, aber bei uns könnte man locker eine Stunde buchen."

Warum aber die Wiedereröffnung so schleppend läuft, ist für Klocke selbst nicht wirklich zu konkretisieren. "Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass wir ein Stoffladen sind oder ob es bei den Kunden vielleicht noch nicht wirklich durchgesickert ist, dass wir öffnen", sagt sie.

"Vielleicht liegt es auch daran, dass wir erst ab heute Telefondienst machen konnten und wir eben diesen Vorlauf nicht hatten." Sie hoffe jedoch darauf, dass bis spätestens Ende der Woche die "Kapazitäten ausgefüllt sind". "Ich kann mir vorstellen, dass viele noch nicht angerufen haben, weil sie denken, es wird heute bestimmt zu voll", so Klocke weiter.
"So macht es keinen Spaß zu shoppen"
Ob das Click & Meet ausreichen wird, um fehlende Umsätze auszugleichen, kann Klocke jedoch nicht beantworten. "Es kommt wahrscheinlich darauf an wie lange wir öffnen dürfen, diesen Service anbieten dürfen oder ob wir bald wieder schließen müssen." Was aber ganz eindeutig fehle, sei die Laufkundschaft, denn: Spontan zum Stöbern in den Laden zu kommen, ist zurzeit keine Option.
"Viele Innenstadt-Besucher wissen aktuell nicht, wo sie auf Toilette gehen oder wo sie ihren Kaffee trinken können. Da macht es dann mit der Maske und der begrenzten Zeit in einem großen Laden einfach keinen Spaß, shoppen zu gehen", so die Einzelhändlerin gegenüber ka-news.de weiter. Hoffnungen setzt sie daher nun auf das anstehende Ostergeschäft. "Wir machen Muster und bereiten Schnitte vor. So hoffen wir, die Besucher zum Kaufen zu animieren und zu inspirieren."
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