In seinem Brief bezeichnet Werner die Äußerungen des Grünen-Vorsitzenden Bütikofer in der Frankfurter Rundschau, das Konzept des "bedingungslosen Grundeinkommens" sei "offen unsozial", als polemisch und undurchdacht. "Ich habe in den vergangenen Monaten Hunderte von Menschen kennengelernt, die sich alsGrüne definieren oder mit Ihrer Partei sympathisieren. Menschen, die sich zur Parteibasiszählen und die ihre Parteispitze nicht mehr verstehen", schreibt Werner. "Die politischen Eliten sperren sich mit aller Macht gegenein Bedingungsloses Grundeinkommen, selbst wenn sie einen 'sozialen Aufbruch' fordern wieBütikofer", so Werner.
Werner: Subvention für Oberschicht größer als für sozial Bedürftige
Den Grund für die Ablehnung sieht der Karlsruher Professor für Entrepreneurship in einem von den Politikern befürchteten Bedeutungsverlust ihrer eigenen Rolle: "Der Verlustan Deutungs- und Entscheidungsmacht zur Frage, wer Zuwendungen vom Staat erhalten darfund wer nicht." Dem Argument, ein gleiches Grundeinkommen für jeden Bürger lähme die Eigeninitiative, hält Werner entgegen, die vom Parteitag letztlich beschlossene Grundsicherung erfordereeine Bedarfsprüfung wie bei Hartz IV - "und diese bremst und behindert Eigeninitiative,anstatt diese durch eine Teilhabe am Volksvermögen zu ermöglichen, die Voraussetzung füreine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist".
Werner erinnert Politiker an ihre öffentliche Verantwortung, wenn er schreibt: "Die Politik gibt nichts, sie verteilt lediglich. Die Politiker, auch die Parteispitzen geben nichts,sondern sie haben eine Ermächtigung seitens der Bürger zur Verwaltung der öffentlichen Haushalte.Sie sind stets Beauftragte der Bürger (und oft indirekt gewählt durch ihre Parteibasis)und keinesfalls Herrscher von Gottes Gnaden. Auch Bütikofer nicht; er und Metzger sind keinebesseren Menschen als Hartz-IV-Empfänger." Abschließlich stellt der dm-Chef fest, die Alimentation der Oberschicht durch die öffentlichen Haushalte - etwa durch Subventionen für Opernaufführungen - sei pro Kopf höher als bei den sozial Bedürftigen; diesen Umstand geißelt Werner als "offen unsozial".