Seit 2001 engagiert sich Alois Fleig im BVMW, dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft. Als Schwerpunkt seines Engagements sieht er die Aufgabe, Mittelständler nicht nur mit Rat und Tat zu unterstützen, sondern vor allem die Unternehmer zusammen zu bringen, um in der Region etwas zu bewegen. Deshalb gründete er auch das Mittelstandsforum, einen Treff aufgeschlossener Unternehmer, der sich inzwischen entwickelt und etabliert hat.
Seit 1984 selbstständig, kann Fleig mit Rat und Erfahrung aus dem Vollen schöpfen. Nach bis dahin drei beruflichen Stationen in Heilbronn, Düsseldorf und Ettlingen wagte der damals 42-Jährige den Schritt in die Selbstständigkeit. Er gründete die Ingenieurberatung ILT, die sich heute zur FIT Fleig, einem Consulting-Unternehmen, entwickelt hat, das über die Technik hinaus mittelständische Unternehmen tatkräftig unterstützt. Nach über 20 Jahren der Einzelkämpferschaft mobilisiert er nun seit 2001 Mitstreiter beim BVMW als Kreisgeschäftsführer der Region Karlsruhe. Seit vergangenem Jahr hat Fleig auch die BVMW-Regionalgeschäftsführung Oberrhein-Schwarzwald übernommen. Für den überzeugten Badener ist es "eine zusätzliche Herausforderung, nicht nur die Stimme des Mittelstands, sondern auch die der Region in Stuttgart und anderswo deutlich hörbar zu machen". Im Vorfeld des kommenden Mittelstandsforums am morgigen Freitag in der Alten Fabrik in Waldbronn-Neurod (ka-news berichtete) unterhielt sich ka-news-Wirtschaftsredakteur Jochen Fischer mit Alois Fleig über die Aufgaben und Ziele des BVMW.
ka-news: Herr Fleig, es gibt ja eine Menge Verbände in Deutschland, die sich für den Mittelstand einsetzen. Was unterscheidet den BVMW von den anderen Verbänden?
Alois Fleig: Der Unterschied besteht in erster Linie aus zwei Merkmalen: Erstens legen wir größten Wert darauf, dass der BVMW unabhängig agiert und weder an eine Partei noch an eine sonstige Institution angelehnt ist. Wir stehen auf den Beinen unserer freiwilligen Mitglieder, bundesweit sind das etwa 50.000 - damit sind wir auch die stärkste unabhängige Interessenvertretung des deutschen Mittelstands. Der zweite wichtige Punkt ist, dass bei uns an der BVMW-Basis ein "Unternehmer für Unternehmen" tätig ist. Ich bin als Kreisgeschäftsführer nicht ehrenamtlich oder gar als Angestellter mit Pensionsberechtigung für den BVMW tätig, sondern als selbstständiger Unternehmer für mittelständische Unternehmen. Ich führe den Verband auf Kreis- und Regionalebene wie meine eigene Firma, mit allen Konsequenzen.
ka-news: Wie viele Mitglieder zählt ihr Verband auf Regionalebene derzeit?
Fleig: Ich habe den Stadt- und Landkreis Karlsruhe vor etwa vier Jahren "als weißen Fleck" übernommen, da sich der BVMW in dieser Region bis dahin noch nicht angesiedelt hatte. Seither haben sich rund 100 Mitglieder aus allen Branchenfeldern der Regionalgeschäftsstelle des BVMW angeschlossen, darunter auch renommierte Fördermitglieder wie der Siemens Industriepark oder die Karlsruher Messe- und Kongressgesellschaft. Ich versuche natürlich zum Wohle der Mitglieder, die letztlich davon profitieren können, aus jeder Branche den "Besten der Besten" mit ins Boot zu holen und verfolge dabei das Rotarier-Prinzip, um die Wirtschaft im ganzen Querschnitt darzustellen. Wir nehmen auch Mittelständler auf, die 5.000 Mitarbeiter haben, aber inhabergeführt sind, also ein Familienbetrieb sind.
ka-news: Was bieten Sie mit dem BVMW ihren Mittelständlern?
Fleig: Es sind im Prinzip drei Basis-Leistungen, die wir den Unternehmern bieten: Punkt 1 ist die Interessenvertretung, das heißt Lobbyarbeit von der Regionalebene über die Bundesebene in Berlin bis hin nach Brüssel auf EU-Ebene. Wenn es um Auseinandersetzungen mit Behörden und staatlichen Institutionen geht, kann ich als Regionalgeschäftsführer beispielsweise vermittelnd eingreifen. Darüber hinaus zählt auch die Einholung von Informationen über eventuelle EU-Förderprogramme für den Mittelstand zu meinen Aufgaben.
Basis-Leistung 2 umfasst die Betreuung in allen unternehmerischen Fragen: Die Fragen die auf ein Unternehmer zukommen sind sehr ähnlich, egal ob er zwei, 20 oder 2.000 Mitarbeiter hat. Der Unternehmer mit 2.000 oder 20.000 Mitarbeitern hat aber in der Regel zu allen Problemen und Fachgebieten einen Experten, oft sogar eine eigene Abteilung. Kleinere Unternehmen können sich diesen Luxus aber nicht leisten. Hier setzt der BVMW mit seinem Angebot an und ergänzt das kleine mittelständische Unternehmen, um dieses ungleiche Verhältnis mit entsprechender Beratung und Betreuung aufzufangen. Damit ist auch die Vermittlung und Vernetzung von unternehmerischen Kontakten gemeint: Von den etwa 100 Mitgliedern meines Geschäftsbereichs stellen nämlich etwa ein Dutzend Mittelständler ihre unternehmerische Kompetenz zur Verfügung. Bei etwaigen Anfragen anderer Mitglieder des BVMW kann ich hier jederzeit Kontakte zu den jeweiligen Fachleuten herstellen.
Neben diesen weitestgehend immateriellen Dienstleistungen, bieten wir unseren Mitgliedern mit Basis-Leistung 3 aber auch handfeste greifbare Vergünstigungen an: In etwa zehn Wirtschaftsbereichen hat der BVMW Rahmenverträge abgeschlossen, damit auch kleinere, mittelständische Unternehmen in den Genuss von wirtschaftlichen Vorteilen und Konditionen kommen können. Ganz gleich ob es sich um Nachlässe beim Firmenwagen-Kauf sowie bei Versicherungs-Verträgen handelt, oder um Vergünstigungen bei der Telefon- oder Strom-Abrechnung.
ka-news: Was kostet es die mittelständischen Unternehmen in ihren Verband aufgenommen zu werden und von den Angeboten ihres Netzwerkes zu profitieren
Fleig: Das Mitglied zahlt einen Monats-Beitrag, der bei einem Unternehmen mit zehn Angestellten derzeit bei etwa 40 Euro liegt. Aus den von mir generierten Beitragsaufkommen, bekomme ich meinen Anteil. Da ich auf selbstständiger Ebene agiere, habe ich natürlich ein unternehmerisches Interesse, dass es meinen Mitgliedern gut geht, denn nur dann kann es auch mir gut gehen.
ka-news: Wie lautet die "Botschaft" des BVMW mit der Sie, Herr Fleig, durch die Lande ziehen und ihr Verband identifiziert werden möchte?
Fleig: Es sind im Prinzip zwei Botschaften: Ich möchte Unternehmer zusammenführen und mit ihnen zusammen über den Tellerrand blicken. Deshalb lade ich auch immer wieder Unternehmer aus benachbarten Regionalbezirken in unsere Veranstaltungen ein. Unser Motto lautet "Gemeinsam mehr erreichen" - um Synergien zwischen Mittelständlern entwickeln zu können, muss ich sie kennen, müssen sich vielmehr die Unternehmer untereinander erst einmal kennen lernen. Deshalb zieht sich das Mittelstandsforum wie ein roter Faden durch meine Veranstaltungsangebote. Durch die Häufigkeit mit der ich die Veranstaltungen anbiete, versuche ich eine gewisse Nachhaltigkeit zu erzeugen, durch die Unternehmen profitieren können.
ka-news: Die nächste größere Veranstaltung, das Mittelstandsforum am kommenden Freitag in der Alten Fabrik in Waldbronn-Neurod steht unter dem Motto "David unter Goliaths". Es beschreibt die Lage der Mittelständler gegenüber den Großkonzernen. Wen haben sie diesmal als als Gastredner zur Gesprächsrunde eingeladen?
Fleig: Anhand des Beispiels der Express-Logistik geht es um die Frage, wie sich ein einzelner Mittelständler unter all den großen Paketdiensten wie UPS oder DHL bewegt und behauptet. Aus der Bundeszentrale des Logistikunternehmens GO (General Overnight) in Bonn wird dazu Wolf-Rüdiger May sprechen. Er sammelte über 20 Jahre lang bei international tätigen "Logistik-Goliathen" berichtenswerte Erfahrungen. Daneben wird Klaus Rühle referieren, der mit seiner Firma BOSS und 120 Mitarbeitern im Bereich der Sicherheitsdienstleistungen agiert, und sich bravourös gegen die ganz Großen in der Branche behauptet. In der anschließenden Diskussion können sich dann weitere "Davids" zu Wort melden und ihre Eindrücke zum Thema hervorbringen. Das Forum soll Beispiele aufzeigen, Mut machen und zeigen, wie es gehen kann.
ka-news: Was erwarten Sie von der Diskussion?
Fleig: Es geht nicht darum nun zu polarisieren oder zu polemisieren, oder gar eine Konfrontation zwischen Mittelstand und den Groß-Konzerne zu schaffen. Es geht mir vor allem darum, die so genannten "Hidden Champions" vorzustellen. Ich habe den Eindruck, dass in Karlsruhe zwar sehr viel getan wird für die großen Unternehmen, was natürlich auch legitim ist. Aber ich sehe vor allem die vielen so genannten "Hidden Champions", die kleinen verborgenen Spezialfirmen, die in ihren jeweiligen Bereichen besonders gute Arbeit leisten, aber bisher noch nicht groß in Erscheinung getreten sind. Gerade diesen mittelständischen Firmen möchte ich mit dieser Art Veranstaltung ein Forum geben.
ka-news: Gibt es ein Patenrezept wie sich mittelständische Unternehmen unter all den großen Konzernen behaupten können?
Fleig: Wenn es ein Patenrezept gibt, dann ist es sicher das, dass der Mittelständler am ehesten eine Chance hat, wenn er sich nicht in den eigenen Problemen vergräbt, sondern auf andere Kollegen zugeht, Kontakte pflegt und sich mit ihnen austauscht und vernetzt. Ich sehe es als einen Gewinn, wenn sich zwei Mittelständler aus derselben Branche auf einer unserer Veranstaltungen nicht als Wettbewerber gegenübertreten. Vielleicht stellen sie am Ende sogar fest, dass sie beide gemeinsam von einem Groß-Konzern ausmanövriert werden.
ka-news: Worauf arbeiten Sie mit ihrem Verband langfristig hin?
Fleig: Die Leistung des Mittelstands muss in der Zukunft wieder mehr zur Geltung kommen und in der Gesellschaft honoriert und beachtet werden werden. Dafür werde ich weiter eintreten. Daneben möchte ich den Unternehmern helfen, innerhalb der Regionen Brücken zu bauen und Grenzen zu überwinden. Der Vernetzungsgedanke steht dabei an oberster Stelle. Diesen versuche ich weiterhin so voranzutreiben, so dass er in absehbarer Zeit alle mittelständischen Unternehmen in der gesamten Region Oberrhein erfasst.
Am 13. Februar ist der BVMW zu Gast bei den Michelin Reifenwerken. Dann steht eine Unternehmensbegehung auf dem Programm. Michelin hat nämlich ein Mittelstandsförderprogramm entwickelt, das mittelständische Unternehmen unterstützen soll. Interessierte können sich unter der E-Mail-Adresse alois.fleig@t-online.de bei Alois Fleig melden.