Im Rahmen der 35. Regionalkonferenz der Technologieregion Karlsruhe präsentierte die IHK eine regionale Zwischenbilanz zur Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt. Die Eingliederung - besonders junger - Flüchtlinge in den regionalen Arbeitsmarkt könne nicht nur gelingen, sie verspreche langfristig auch eine Entschärfung des Fachkräftemangels. So die Einschätzung der IHK.
Denn, und darauf legt die IHK wert, es gehe nicht darum, dass die Flüchtlinge möglichst schnell, möglichst viel Geld verdienen. Es gehe viel mehr darum, sie auszubilden, ihnen Deutsch beizubringen und besonders die jüngeren unter ihnen für das System der dualen Ausbildung zu begeistern.
Rund 3.000 Flüchtlinge sind in Vorbereitungskursen
Und die Zahlen, die die IHK am vergangenen Donnerstag vorlegte, sprechen für sich: Derzeit gibt es im Landkreis 55 VABO-Klassen (Vorqualifizierung aus Ausbildung und Beruf ohne Deutschkenntnisse) mit insgesamt 912 Schülern im Alter zwischen 16 und 21 Jahren.
Dazu kommen 136 VKL (Vorbereitungsklassen in allgemeinbildenden Schulen), die von 2.295 Schülern im Alter bis 15 Jahren besucht werden. Weiter kommen noch Einstiegsqualifizierungen (EQ) und EQ plus Sprache - speziell für Flüchtlinge aus Afghanistan, Eritrea, Gambia, Iran, Irak, Somalia und Syrien, im Alter bis 34 Jahre dazu.
"Der Anfang ist gemacht"
Die IHK selbst berät Unternehmen, Migranten und ehrenamtliche Helfer zu Integrationsmöglichkeiten und vermittelt in Praktika, Einstiegsqualifizierungsmaßnahmen, Ausbildung- und Arbeitsverhältnisse. 36 Migranten konnten bis Oktober 2016 auf diese Weise direkt in ein Unternehmen vermittelt werden. Das sei zunächst nur eine kleine Zahl, aber in einigen Jahren, wenn die sprachlichen Hemmnisse abgebaut sind, könne man mit noch besseren Statistiken rechnen.
"Der Anfang ist gemacht. Die Strukturen, Netzwerke und Produkte für die Flüchtlinge bestehen, das ganze ist viel positiver angelaufen, als man das im vergangenen Jahr hätte erwarten können", erklärte Ingo Zenker, der Chef der Karlsruher Arbeitsagentur. "Man muss das als Langstreckenlauf betrachten, wir sind gut aus den Startblöcken gekommen und liegen gut im Rennen", so Zenker weiter.
Über die gesamte Region seien 400 Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert worden und über 100 Jugendliche in eine EQ- oder EQ plus-Maßnahme. Auch Unternehmen können ihren Teil zur Integration beitragen: Sie können ihre Ausbilder in interkulturelle Trainings schicken, die von der IHK in Karlsruhe organisiert werden, zudem wird das Prinzip der dualen Ausbildung in Integrationskursen, Gemeinschaftsunterkünften und an beruflichen Schulen vorgestellt.
Gesetzesänderung hilft bei der Arbeitssuche
Nicht zuletzt die Änderungen im Integrationsgesetz vom Juli helfen, Migranten in Arbeit zu bringen. So ist die Vorrangsprüfung aufgrund der guten Arbeitsmarktsituation in Baden-Württemberg bis aus Weiteres ausgesetzt, und nach drei Monaten können Asylbewerber und Geduldete nun auch in Zeitarbeitsverhältnisse vermittelt werden.
Und über die wohl größte Veränderung freuen sich besonders die Ausbildungsbetriebe: Denn Asylbewerber und Geduldete in Berufsausbildung haben für mindestens fünf Jahre nun einen gesicherten Aufenthalt - und das ohne Altersbegrenzung. Damit lohnt sich ein Ausbildungsvertrag auch für das Unternehmen, das erst einmal Geld in den Azubi investiert. Wird ein Auszubildender nicht übernommen, hat er sechs Monate Zeit, eine Anschlussbeschäftigung zu finden. So sei es möglich, besonders für junge Flüchtlinge mit der dualen Ausbildung eine Perspektive zu schaffen.
"Das ist nicht immer einfach und bei Weitem kein Selbstläufer, aber es herrscht ein durchweg positives Grundgefühl. Es wird uns gelingen, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt der Region zu integrieren", ist sich Zenker sicher.
Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!