Karlsruhe Tschüss Nightliner? Karlsruhe schlägt massiven Sparkurs im Nahverkehr vor
Sparen, sparen, sparen - das ist das Ziel der Stadt Karlsruhe bis 2022. Damit sich das städtische Defizit nicht auf 400 Millionen Euro aufsummiert, will die Stadt mit zahlreichen Maßnahmen gegensteuern. Unter anderem schlägt sie Einsparungen vor - so auch im Karlsruher Nahverkehr.
Eigentlich ist man in Karlsruhe stolz auf das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs. Ein Aspekt hiervon: Der Nightliner, mit dem man in den späten Abend- bzw. frühen Morgenstunden noch immer von A nach B kommt. Das Prinzip: Bahnen, Busse und Anruf-Linien-Taxis sollen sicherstellen, dass man jederzeit in die einzelnen Stadtteile gelangt. Ab 1.30 Uhr fahren daher mehrere Busse und die Stadtbahnlinien 1 und 2 immer zur Minute '30 sternförmig als "Nightliner" in alle Richtungen. Geht es nach der Stadt Karlsruhe, könnte bald Schluss sein mit dieser Taktung.
Stadt und VBK wollen Nightliner-Angebot ausdünnen
Der Sparkurs, den die Stadt in den kommenden Jahren einschlagen will, geht auch an den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) nicht spurlos vorbei. Diese haben ein Finanzierungsproblem und rutschen immer mehr in die Verlustzone. 2012 betrug das Defizit noch rund 24,1 Millionen Euro, im Jahr darauf waren es bereits 25,7 Millionen Euro. 2014 gab es dann einen weiteren Sprung auf 30,3 Millionen Euro. Gleichzeitig verlangt die Stadt ab 2019 von den VBK jährliche Einsparungen von 10 Millionen Euro.
Ende Oktober wurde dann ein Vorschlag laut, wie man bei den VBK Geld einsparen könnte und das trotz steigender Kostensteigerung: Im Gespräch mit ka-news sprach VBK-Geschäftsführer Alexander Pischon über Überlegungen, künftig den Nachtfahrplan auszudünnen, um Kosten einzusparen. Man müsse sich fragen, ob es notwendig ist, dass der ÖPNV die ganze Nacht verfügbar ist, so Pischon.
Karlsruhe sei bislang eine der wenigen Städte, die auch in den Nachtstunden ein solches Angebot zur Verfügung stelle. "Wir schlagen vor, dass man hier einspart", erklärte der Geschäftsführer im Oktober. Nun scheint dieser Vorschlag tatsächlich konkret zu werden: In ihrem aktuellen Maßnahmenpaket zur Haushaltsstabilisierung schlägt die Stadt vor, den Nightliner bereits ab diesem Jahr nach der Sommerpause zu reduzieren. Der Nightliner-Knoten um 4.30 Uhr soll für die Pendler erhalten bleiben. Der endgültige Haushalt soll dann im Herbst verabschiedet werden.
Bye bye, Linie 5 und 8?
Ausdünnung des Nightliner-Plans ist aber nicht die einzige Umstellung, die auf Pendler zukommen könnte. Ein weiterer Vorschlag der Stadt Karlsruhe: für die Bahnen der Linie 5 soll ein Sommerferienplan eingeführt werden. Während der langen Ferien sollen die Bahnen auf dieser Linie dann nur noch im 20-Minuten-Takt unterwegs sein. Etwas radikaler greift der Sparkurs in Durlach durch: Hier, so der Vorschlag der Stadt, soll die Linie 8 mit Ausnahme von zwei Schülerfahrten am Morgen und am Mittag komplett eingestellt werden.
Diese Maßnahme wurden allerdings noch nicht mit dem Ortschaftsrat abgestimmt, erklärt der Oberbürgermeister bei der öffentlichen Vorstellung des Maßnahmenpakets am Mittwoch. Ob die Karlsruher künftig auf manchen Linien mit weniger Bussen und Bahnen auskommen müssen, entscheidet der Gemeinderat bei seiner kommenden Sitzung.
Hintergrund bei ka-news:
In einem ersten Paket sollen Sparmaßnahmen bereits in den kommenden Doppelhaushalt 2017/18 aufgenommen werden. Die konkreten Sparvorschläge liegen nun öffentlich vor: Insgesamt 304 Maßnahmen sind aufgelistet, mit denen die Stadt Karlsruhe künftig Beträge in Millionenhöhe einsparen will. 75 Maßnahmen betreffen dabei das Geschäft der laufenden Verwaltung, 124 weitere müsste der Gemeinderat vorher absegnen. Mithilfe der über 300 Maßnahmen plant die Stadt, bis 2022 185,2 Millionen einzusparen.
Diesen Vorschlägen muss die der Karlsruher Gemeinderat zustimmen. Am 26. April berät der Karlsruher Gemeinderat über die 300 Sparvorschläge der Stadtverwaltung. Es wird allerdings nicht bei diesem einen Maßnahmenpaket bleiben: Bald soll ein zweites Maßnahmenpaket folgen, in dem Sparvorschläge für 2019 und 2020 aufgeführt sind.
Laut Oberbürgermeister Mentrup reduziert sich die Ursache im Wesentlichen auf einen Ausgabenanstieg von zwei bis drei Prozent pro Jahr bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen, dies erklärte der Oberbürgermeister bei der Gemeinderatssitzung im Januar. "Diese geringe Steigerung hat ein paar Jahre lang durch gewisse Sonderkonditionen keine Rolle gespielt", so Mentrup und meint damit die positive überdurchschnittliche Einwohnerentwicklung in Karlsruhe sowie Einmaleffekte gerade in den Gewerbesteuererträgen (2012/2013), die so in den Folgejahren nicht mehr erwartet werden können.
Alle Einsparungen und weitere Informationen zum Haushaltsstabilisierungsprozess finden Sie hier (Link führt auf externe Seite).
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16.04.2016 17:21 Uhr
Jetzt sollen auch noch Angebote gestrichen und ausgedünnt werden. Damit würde die Abwärtsspirale unseres ÖPNV erst richtig angeheizt.
Es ist wichtig sich den Angebotsverschlechterungen entgegenzustellen und stattdessen auf Wachstum beim öffentlichen Verkehr zu setzen.
Besserer und attraktiverer ÖPNV ist der einzige und richtige Weg die Verkehrs- und Umweltproblematik zu lösen.
16.04.2016 16:50 Uhr
16.04.2016 16:10 Uhr
Gier, Gier, Gier - das Lebensmotto einiger Leute schlechthin. Und dann noch jammern...
16.04.2016 16:48 Uhr
Menschen, die schon mal die Karriereleiter so hoch heraufgefallen sind, dass sie Dienstwagen bekommen, können sich auch eine Alternative aus der eigenen Tasche bezahlen, bzw. carsharing betreiben.
16.04.2016 15:59 Uhr
16.04.2016 10:01 Uhr
Damit wären nachhaltig die reinen Betriebskosten in Höhe von vielen Millionen jährlich eingespart.
Die Kriegsstraße mit dem eingesparten Geld fertig bauen, dann wäre auch für den ÖPNV eine Verbesserung erreicht.
16.04.2016 01:26 Uhr
Wir sparen im Nahverkehr, keine Bahnen im 10 Minuten takt kein Polizeiaufgebot mehr, kann man dann zu einem Drittel in die Stadt verlegen und die Verpflegungskosten fallen weg.
Und keine Kosten für das Gartenbauamt um den Rasen nach dem Fest zupflegen.
16.04.2016 09:46 Uhr
Aber ja, die Rintheimer haben eine City-Verbundung verdient. Aber das endgültige liniensystem für die Zeit nach der Kombi ist ja noch nicht fest.
Dennoch, ÖPNV ist ein Luxusgut, denn es gibt fast keine Großstadt in DE, deren ÖPNV schuldenfrei durch die Gegend fährt. Die Fahrzeuge, die technischen Anforderungen, Wartungen, Gleisbau, Lohnausgaben, etc. sind nunmal teuer. Man schaue nur mal in die USA. Dort ist -mal abgesehen von New York - der ÖPNV eine absolute Katastrophe, die Menschen kommen kaum voran, und falls doch, dann gibt es noch etliche Meter Fußweg. In anderen ausländischen Städten sieht das genauso aus. Also mal etwas weniger meckern.
16.04.2016 13:43 Uhr
Wenn man schon heute so anfängt zu sparen, dürfte eine Angebotsausweitung wie beim vorgeblichen Mitfall-Liniennetz - mit dem man die wegfallenden Direktverbindungen zumindest teilweise kompensieren wollte - wohl noch etwas weiter in die Ferne gerückt sein.
Und was die Rintheimer anbelangt, bei einem Wegfall der oberirdischen Gleise können die eine direkte Anbindung an die Kaiserstraße westlich vom Kronenplatz wohl für alle Zeiten vergessen. Die Fahrplantrassen im Tunnel sind nämlich ein knappes und damit wertvolles Gut, und sechs Stück davon direkt hinter dem Tunnel in Rintheim enden zu lassen, wäre, so hart das auch klingen mag, eine ziemliche Verschwendung. Bei den aktuellen Spartendenzen würde ich mich sogar als Waldstädter langsam darauf einstellen, in Zukunft in Richtung Innenstadt umsteigen zu müssen.
16.04.2016 10:58 Uhr