Auf dem Podium saßen am vergangenen Donnerstag Corina Bohner (Redaktionsleiterin bei ka-news), Martin Fuchs (Politikberater, Blogger und Speaker), Tobias Keber (Professor für Medienrecht und Medienpolitik an der HdM Stuttgart) und Rebecca Rutschmann (Social Media Expertin und PR-Fachfrau).

Was sind "Fake" News?

Der Abend startete mit einer Defintion von Falschmeldungen von Corina Bohner: "Keine Fake News sind Satire, versehentliche Falschmeldungen aufgrund journalistischer Fehler oder das Überspitzen von Überschriften und Teasern, sogenanntes Clickbaiting." Als Definitionsgrundlage dient Bohner die Veröffentlichung von Alexander Sängerlaub, welcher das Projekt "Measuring Fake News" bei der Stiftung Neue Verantwortung leitete. Dieses analysierte die Auswirkungen von Fake News auf die Bundestagswahl.

Fake News sind laut dieser Definition völlig frei erfundener Content, zudem manipulierte Nachrichten, wenn also falsche Informationen an eine wahre Nachricht angehängt werden. So geschehen im Fall Lisa S. 2016 als die Vermisstenanzeige einer 13-jährigen Schülerin mit den Worten "Vergewaltigt, festgehalten, gedemütigt" versehen und somit zur Fake News wurde. Fake News sind nach Sängerlaub-Definition gezielte Desinformation: Die Verbreitung von falschen oder irreführenden Informationen, in der Absicht einer Person, einer Institution oder einer Organisation zu schaden.

Wie Fake News erkennen?

"Eine recht einfache Definition. Dann könnten wir an dieser Stelle aufhören, oder? Nein – leider nicht. Denn das Gefährliche an den Fake News ist, dass sie schwer zu erkennen sind", so Bohner in ihrem Vortrag weiter. Der Grund: "Weil sie sich als News tarnen. Das News steckt nicht umsonst im Namen, sie bedienen sich an einigen wichtigen, nachrichtlichen Elementen."

Dazu gehören laut Bohner eine Nachricht (Was ist passiert?), das Auslösen von Emotionen sowie die Verbreitung und damit verbundene Reichweite. Den Fake News - den "Darth Vader der Nachrichten" - fehlen allerdings weitere nachrichtliche Bestandteile, oftmals die Nennung der Informationsquelle oder ein seriöse Absender.

 

 

Um Fake News schnell zu erkennen, gibt es im Internet zahlreiche Seiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten und einem gemeinsamen Ziel: Fake News zu widerlegen und aufzuklären. Die Portale:

Fake News = ein Internetphänomen?

Wie einfach es ist, gezielt Menschen mit bestimmten Interessen über Social Media zu erreichen, verdeutlichte die PR-Fachfrau Rebecca Rutschmann in ihrem Vortrag: So verfügen Seiten von Firmen oder von Gruppierungen auf Facebook über die Möglichkeit, zielgruppenpezifische Werbung zu schalten (sogenanntes Mikrotargeting). Dieses Werkzeug kann auch zur Werbung und Verbreitung von Fake News missbraucht werden.

So lässt sich im Zeitalter der Digitalisierung schnell und einfach Reichweite generieren. Sind Fake News folglich ein reines Internetphänomen? Nein, sagt Referent Martin Fuchs. Der Politikberater weiß: Das Phänomen der Fake-News ist gar nicht so neu, wie man meinen könnte. Bereits in der griechischen Antike gab es die ersten gezielten Falschmeldungen - damals auf Steintafeln statt auf Internetseiten. Der einzige Unterschied heute ist die potentielle Reichweite jedes Einzelnen: "Jeder, der einen Social Media-Account hat, ist heute selbst Verleger." Dadurch würde eine große Menge an Informationen ins Netz gelangen - unter anderem eben auch falsche Nachrichten.

Was hilft gegen Fake News?

Aber, und das stellt der Parteiberater auch fest, sei das Misstrauen in die sozialen Medien gestiegen. "Gar nicht mehr so viele informieren sich ausschließlich über diesen Weg", so Fuchs. Daraus resultiere, dass immer weniger Menschen auf Fake News hereinfallen würden. Eine Gefahr für die Demokratie des Landes bestehe daher nicht, sodass zumindest vom Gesetzgeber also nicht regulierend eingegriffen werden müsse.

 

 

Das sieht auch der Medienrechts-Professor Tobias Keber von der Hochschule der Medien in Stuttgart so: Er plädiert dafür, dass für Fake News eine Selbstregulierung eingeführt werden sollte, statt eines Gesetzes. Dieses könnte vor allem daran scheitern, dass eine eindeutige Definition von Fake News schwierig ist, macht Keber deutlich. Eine Formulierung könnte laut Jurist Tobias Keber folgendermaßen lauten:

"Bewusst unwahre Tatsachenbehauptung, die ihrer äußeren Form nach für einen verständigen und situationsadäquat aufmerksamen Betrachter als Nachrichtenmeldung erscheint und vom Urheber aus politischen (oder finanziellen) Gründen über reichweitenstarke Informations- und Kommunikationsdienste ind er Absicht verbreitet wird, dass die Nachricht von Rezipienten als wahr aufgefasst und geeignet ist, auf den Prozess öffentlicher Meinungsbildung einzuwirken."

Helfen könne hingegen eine verbesserte "Digitalkompetenz", die bereits in jungen Jahren angelernt werden soll. Kein Gesetz, sondern die engagierte Gesellschaft soll gegen Fake News vorgehen, darin sind sich Podium und Publikum am Donnerstag einig. Im Publikum wurde am Abend gleichfalls die Aufgabenrolle der Bildungseinrichtungen diskutiert - Schulen sollten mehr in Digitalkompetenz investieren, um die nachfolgenden Generationen digital fit zu machen.

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Die Veranstaltungsreihe #digiTALK ist eine Plattform für digitale Gesellschaft und Netzkultur in Karlsruhe und wird als Gemeinschaftsprojekt von Stadtmarketing Karlsruhe GmbH, Karlshochschule, ka-news und dem Contentwerk organisiert. Wer nicht dabei sein kann: Getwittert wird immer unter dem Hashtag #digitalkka.