Karlsruhe Zwischen Lockdown-Alltag und Existenzängsten: Droht Karlsruher Restaurants das Aus?
Ein Angriff auf die Gastronomie, ein Schlag ins Gesicht. So oder so ähnlich betiteln Gastronomen den zweiten Lockdown, der am Montag als "Light-Version" in Kraft getreten ist. Das heißt: Während Einzelhändler weiterhin öffnen dürfen, müssen Restaurants, Kneipen und Bars wieder schließen. Doch wie geht es jetzt weiter? Werden die Betreiber einen zweiten Lockdown überstehen? Und können die Hilfspakete tatsächlich die finanziellen Folgen etwas abmildern? ka-news.de hat mit Karlsruher Gastronomen gesprochen.
Bars, Restaurants, Cafés. Diese Geschäfte haben nunmehr zum zweiten Mal infolge der Corona-Pandemie geschlossen. Für viele Gastronomen beginnt nun der Kampf um die bloße Existenz, manche haben Glück und können auf Geldanlagen zurückgreifen - sofern noch welche seit dem letzten Lockdown vorhanden sind.
Auch die Betriebe in Karlsruhe sind davon betroffen. Die ursprünglichen Pläne, die Außenbereiche länger geöffnet zu lassen, sind jetzt nicht mehr umsetzbar.

Stattdessen darf Essen nur noch zum Mitnehmen oder Liefern angeboten werden. Auf diese Art und Weise einen rentablen Umsatz erwirtschaften, scheint unwahrscheinlich.
Bis zu 75 Prozent Einnahmen zurück
Deshalb sollen Gastronomiebetriebe ab jetzt bis zu 75 Prozent ihres Umsatzes von November 2019 erstattet bekommen. Ein Versprechen, dass bisher wohl noch nicht wirklich Fahrt aufgenommen hat.
Denn: Laut unseren befragten Inhabern gibt es bisher keine konkreten Hinweise darüber, ob und wie die Finanzspritze mit den Einnahmen von 2020 verrechnet wird.

Auch Michael Kant vom Hotel- und Gaststättenverband bestätigt, dass die fehlenden Details bei den Gastronomen für Verwirrung sorgen: "Wir können selbst nicht sagen wann, wie und ob das mit 75 Prozent umgesetzt wird. Für Gastronomen ist das natürlich sehr emotional, ich bekomme viele Anrufe bei denen auch geweint wird."
Einbußen bis zu 90 Prozent
So hofft Barbara Tolone, Mitinhaberin des Café Palaver, darauf, dass die Überbrückungshilfen bis zum Ende des Monats eintreffen wird. Denn da müssen sämtliche Kosten abgedeckt sein.

Doch Tolone hat hierbei Bedenken: "Es gibt bisher weder Antragsformulare noch konkrete Aussagen wie das mit den Überbrückungen und den 75 Prozent funktionieren soll", so Tolone im Gespräch mit ka-news.de.
Die sowieso schon schwere Situation wird durch die Unklarheit weiter verschlimmert und, dass die Gastronomen auf die Umsetzung der Beschlüsse warten müssen, ist für sie nichts Neues.

Bereits während des ersten Lockdowns hat es immense Verzögerungen gegeben - der erste Antrag wurde gar nicht angenommen, weil die finanzielle Notlage vom Café Palaver nicht anerkannt wurde. Erst beim zweiten Versuch wurde dem Antrag stattgegeben.

Infolgedessen hatte das Café im Frühling einen Spendenaufruf gestartet, auf den dieses Mal aber tunlichst verzichtet werden soll - sofern das Geld rechtzeitig kommt. Ansonsten drohen dem Café bis zu 90 Prozent Einbußen. Ob sich das Café Palaver dann weiterhin halten kann? Mit Sicherheit sagen kann Tolone das im Moment nicht.
"Ich glaube es erst, wenn ich das Geld auf dem Konto sehe"
Auch der Inhaber der Karlsruher Hausbrauerei "Vogelbräu", Rudi Vogel, rechnet mit hohen Einbußen: "Wir werden Ende des Jahres definitiv rote Zahlen schreiben."
Wie dramatisch diese ausfallen werden, kann der Inhaber nicht sagen. Die gute Nachricht für ihn: Für immer schließen muss er keine seiner Lokalitäten, die sich in Karlsruhe, Ettlingen und in Durlach befinden.

"Wir haben das Glück, dass es uns bereits seit 20 Jahren gibt und wir gut gewirtschaftet haben", sagt Vogel im Gespräch mit ka-news.de. "Wir haben das Glück, dass unsere Bonität dementsprechend gut ist. Jemand der kürzlich erst eröffnet hat, dürfte da mehr Probleme haben", so Vogel weiter.

Zwar hat Vogel keine Existenzängste - wie die 75-Prozent-Regelung angewendet werden soll, kann der Gastronom auch nicht sagen: "Es wird viel versprochen, aber keine konkreten Aussagen gemacht. Ich glaube es erst, wenn ich das Geld auf dem Konto sehe."
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04.11.2020 07:49 Uhr
03.11.2020 18:00 Uhr
Ist es richtig, dass einem Bundesligaverein, welcher Millionen € an seine Spieler bezahlt, auch Geld bekommen soll ???? Ich sage NEIN und nochmals NEIN!!!!
03.11.2020 16:42 Uhr
03.11.2020 17:58 Uhr
03.11.2020 13:07 Uhr
Niemand soll, wenn er wirklich bedüftig ist in Not kommen, das ist meine Prämisse.
Aber kein Gießkannenprinzip für alle die laut sind, Zweifel säen oder nur die Hand aufhalten, es sind und bleiben Steuergelder die wir als Gemeinschaft erbringen müssen.
03.11.2020 13:18 Uhr
Des weiteren unterschätzen Sie glaube ich, wie schnell Rücklagen aufgebraucht sind, wenn Kosten wie Miete (und ich meine in mindestens einem Fall zahlt Vogel Miete), Personal, etc. weiter laufen, die Einnahmen aber auf 0 sinken. Rücklagen kann man nur aus dem Gewinn ziehen, das sind in der Gastro im Schnitt wohl gute 5% bevor das Finanzamt zulangt. Jetzt können Sie ganz grob überschlagen, wie lange man mit dem Gewinn aus 10 Jahren überlebt, wenn der Umsatz gegen 0 geht und die Kosten weiter laufen
03.11.2020 13:20 Uhr
03.11.2020 13:06 Uhr
Aber grundsätzlich fehlt mir gerade aus dieser Ecke oft auch die grundsätzliche Unterstützung für die Maßnahmen. Denn eines ist klar: wenn der Staat die Pandemie unkontrolliert laufen lässt, die medizinische Versorgung zusammenbricht, und vor den Kliniken die Kühlcontainer aufgebaut werden, dann werden die Leute die Läden leerkaufen und sich zuhause einigeln. Da wird kaum jemand ins Restaurant oder ins Theater gehen. Also: Kontrolle des Ausbruchs nutzt allen. Nur über Art und Höhe der Entschädigung kann man sinnvoll streiten.
03.11.2020 11:51 Uhr
Er glaubt erst an die 75% Erstattung wenn sie auf seinem Konto sind, womöglich zusätzlich zu seinen weiteren Millionen?
03.11.2020 12:30 Uhr