Karlsruhe "Ohne Hilfen gehen die Lichter aus": Zerbricht der Karlsruher Einzelhandel an der Corona-Krise?
Triste Fußgängerzonen, verwaiste Geschäfte, leere Kassen - der Corona-Lockdown setzt dem Einzelhandel schon seit Monaten massiv zu. Und das wird wohl auch erst einmal weiter so bleiben, sollte der Lockdown noch einmal verlängert werden. Auch Karlsruhe hat die Krise hart getroffen, das weiß Unternehmerin Petra Lorenz. Ihre bittere Bilanz: "Bleibt die aktuelle Situation so wie sie aktuell ist, geht in vielen Läden bald das Licht aus."
Die Corona-Krise hat den Einzelhandel derzeit fest im Griff. Eine Aussicht auf Besserung besteht aktuell nicht. Denn: Aller Voraussicht nach wird der Lockdown bei den am Mittwoch anstehenden Bund-Länder-Beratungen bis Ende Februar erneut verlängert. In Karlsruhe zieht sich damit für viele Unternehmen die finanzielle Schlinge weiter zu.
Von Hilfszahlungen keine Spur
"Die Situation in Karlsruhe ist wirklich sehr sehr schlecht", meint Petra Lorenz im Gespräch mit ka-news.de. Die Stadträtin der Fraktion Freie Wähler/Für Karlsruhe ist selbst Inhaberin eines Einzelhandelsgeschäfts und kennt die Sorgen, die die lokale Wirtschaft derzeit plagen. "Die Stimmung ist am Tiefpunkt. Viele wissen nicht mehr weiter", stellt die ehemalige OB-Kandidatin fest.

Das wohl größte Problem: Die von der Regierung versprochenen Überbrückungshilfen seien zu großem Teil immer noch nicht geflossen. "Viele Händler warten noch immer auf Hilfen für November und Dezember, wenn diese in den nächsten zehn Tagen nicht fließen, wird Ende Februar in vielen Läden das Licht endgültig ausgehen", prognostiziert Lorenz.
Bei den laufenden Kosten müsse nicht nur die zu zahlende Miete berücksichtigt werden, auch Faktoren wie Lieferungen oder Gehälter kommen dazu. "Viele Händler stehen mittlerweile schon mit dem Rücken zur Wand."
Ketten schließen ihre Karlsruher Filialen
Erst Konsequenzen könne man schon jetzt hören und sehen. "In der Karlsruher Kaiserstraße sind schon viele Läden geschlossen, in Durlach hat es auch schon einige Geschäfte erwischt und auch einige große Ketten haben schon angekündigt, viele ihrer Filialen zu schließen", so Lorenz. Beispiele wären Modehäuser wie Pimkie und Promo, aber auch Douglas.
Laut Lorenz sei dies aber erst die Spitze des Eisbergs: Weitere Insolvenzen und Pleiten drohen, wenn nicht bald mehr Hilfen ausbezahlt werden. "Die bisherigen Hilfen und das Click&Collect-System sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", so Lorenz.
Händler gefangen in der Perspektivlosigkeit
Hinzu kommt: Viele Händler würden aufgrund mangelnder Perspektive den Mut verlieren und sich nach Alternativen umschauen. "Viele sagen auch 'Ich mache zu', weil die Perspektive fehlt, weil es einfach keine Anhaltspunkte gibt, um eventuell Pläne aufzustellen."

Perspektivlosigkeit - und das, obwohl viele Kunden Solidarität zeigen würden. "Eine Kollegin hat mir vor Kurzem erzählt, dass eine ihrer Stammkunden einen 1.000 Euro-Gutschein gekauft hat, weil sie so viel Mitleid hatte. Aber auch sowas hilft nur kurz weiter", erzählt Lorenz.
Wenig Hoffnung in kommendes Bund-Länder-Treffen
Am Mittwoch kommen die Kanzlerin und Länderchefs wieder zusammen, um über das weitere Vorgehen in der Krise zu beraten. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann bremste schon in der vergangenen Woche die Erwartungen über mögliche Lockerungen.

Auch deswegen knüpft Lorenz wenig Hoffnung an das Treffen von Merkel, Kretschmann und Co. "Meiner Erfahrung nach wird dabei nichts herauskommen, außer, dass der Lockdown verlängert wird - und dann wird sich die Spreu vom Weizen trennen", sagt Petra Lorenz.
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10.02.2021 16:22 Uhr
10.02.2021 15:12 Uhr
Entgegen aller Unkenrufe scheint es also doch um die jeweilige Lage und die dazu passenden Maßnahmen zu gehen (und nicht um "kaputt machen" "Einsperren" "Diktatur", "Great Reset", etc.).
Schön, dass sich diese Erkenntnis herumspricht.
Auf dieser Grundlage kann man dan ganz anders diskutieren.
10.02.2021 13:15 Uhr
Ich persönlich habe mit den Unternehmern Mitleid die versuchen sich irgendwie mit Kreativität über Wasser zu halten.. Diese gilt es zu unterstützen ... und nicht irgendwelche Ketten die auf der Kaiserstraße für zig Tausend € meinen ein Geschäft zu unterhalten.
10.02.2021 13:01 Uhr
In solchen Situationen rufen immer die sehr laut, wo z.B. gerade aktuell etwas klemmt.
Kommt dann die angeforderte Auszahlung dann z.B. 2 Tage später, erfährt man als Außenstehender dann davon selbstverständlich nichts.
Ich kenne Restaurantbetreiber und andere Unternehmer mit geschlossenen Betrieben, die mit den Hilfen besten leben können.
Die gehen damit natürlich nicht an die Öffentlichkeit.
Wo es in der City u.a. klemmt sie überhöhte Mieten (nach Jahren ungesunder Mietsteigerungen). Funktioniert Marktwirtschaft, so müssen diese deutlich sinken, der Staat kann nicht alles regeln. Daher: Redet mit Euren Vermietern. Die finden aktuell kaum bessere Ersatzmieter.
In KA gibt es noch den Sonderfaktor der jahrelangen U-Strabbausstellen, die uns bestimmte "wirtschaftsnahe/konservative" Kreise eingebrockt haben (CDU, FDP, teils SPD); da wäre Selbstkritik angebracht sowie eine klare Distanzierung seitens der Handelsvertreter.
10.02.2021 14:44 Uhr
10.02.2021 12:45 Uhr
Viele der kleinen Läden haben oder konnten keine Rücklagen bilden. Es ist ja seit Jahren zu beobachten, dass ein ständiger Wechsel stattfindet. Auch die Kettenfilialen verschwinden immer mal wieder und andere 08/15 Läden machen auf. Das wird nach Corona auch weiter gehen.
Aber natürlich müssen jetzt viele auch wegen der Schließung durch Corona leider aufgeben.
Allerdings werden wir die immensen Kosten durch Corona, die auch nicht immer weiter gesteigert werden können, alle wieder hereinwirtschaften müssen. (Nach den Wahlen, vorher traut sich das kein Politiker zu sagen.) Also höhere Steuern und Sozialabgaben, wahrscheinlich nicht unerheblich, das heißt wir haben alle weniger Geld zum wieder ausgeben. Ich glaube nach Corona wird der höhere Umsatz des Einzelhandels nur ein kurzes Strohfeuer sein, denn durch die erhöhten Abgaben ist weniger auf dem Konto.
10.02.2021 11:31 Uhr
10.02.2021 12:07 Uhr
10.02.2021 12:52 Uhr
Dass Parteien von Bürgern mittels Wahlen gewählt werden und dann eine Regierung gehört zum Wesen der Demokratie. Selbstverständlich bemühen sie sich -jeder wie es ihm beliebt- darum gewählt zu werden, alles andere währe psychologisch bedenklich. Der Wähler beurteilt dann und entscheidet.
Was bitte ist daran so erstaunlich?
10.02.2021 16:30 Uhr