Karlsruhe Karlsruher OB von Corona-Beschlüssen für Handel "schwer enttäuscht": "Unsere Inzidenzlage hätte mehr zugelassen"
Es ist beschlossene Sache: Der Lockdown geht weiter. Doch was heißt das jetzt speziell für Karlsruhe? Oberbürgermeister Frank Mentrup hat in einer virtuellen Pressekonferenz zum Austausch zur aktuellen Corona-Situation eingeladen. Fest steht: Nicht mit allen Punkten, die Bund und Länder am Mittwoch beschlossen haben, ist der Karlsruher OB einverstanden.
Friseure, Kitas, Grundschulen und Einzelhandel - die Oberpunkte der letzten Besprechungen von Bund und Länder haben es auch in die Pressekonferenz der Stadt Karlsruhe geschafft.
"Ich bin mit den gestrigen Ergebnis soweit zufrieden, da sich jetzt eine verbindliche Öffnung der Kindertagesstätten und Grundschulen abzeichnet", sagt Oberbürgermeister Frank Mentrup zu Beginn.

Mentrup, selbst einstiger Kinderarzt, hatte sich bereits vor einigen Wochen für eine Öffnung der Einrichtungen ausgesprochen. Der Grund: Nach Ansichten Mentrups würden sich allmählich Folgeschäden bei den Kleinsten abzeichnen, die sie in ihrer Entwicklung ausbremsen könnten.
Zufrieden zeigt er sich auch mit der Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März und nicht - wie lange debattiert wurde - bis zum 14. März. Das Gegenteil ist jedoch beim Thema Einzelhandel der Fall. Hier sei Mentrup von der Beratung von Bund und Ländern "schwer enttäuscht", denn: Ihm fehle eine "klare Ansage für eine entsprechende Öffnung".
"Inzidenzlage hätte mehr zugelassen"
Denn, so das Stadtoberhaupt, eine solche Öffnung könne er sich in Karlsruhe aufgrund der fallenden Infektionszahlen durchaus bereits vorstellen. "Allein schon darum, um eine Entzerrung der Einkaufenden vorzunehmen."

Der Grund: Weil weniger Geschäfte geöffnet haben, würden sich die Einkäufer laut Mentrup in den geöffneten Läden stärker konzentrieren: "Jeder, der am Samstag in den Supermarkt oder die Drogerie geht, merkt, dass diese Läden zum Ausflugsziel von Familien geworden sind - das ganze bekommt eine Art Freizeitpark-Charakter", meint er.

Umso kritischer sieht der Rathaus-Chef vor diesem Hintergrund die neue Vorgabe, dass sich ab sofort pro 20 Quadratmeter Ladenfläche nur noch ein Kunde aufhalten darf. "Zehn Quadratmeter waren gut einzuhalten, aber diese Hochsetzung macht den Kleinhändlern das Leben wieder zusätzlich schwer. Ich denke, unsere Inzidenzlage hätte mehr zugelassen."
FFP2-Masken jetzt auch in Karlsruher Kitas
Sorge, dass sich bei einer zu frühen Öffnung die gefürchteten Mutationen ausbreiten könnten, plagt den Oberbürgermeister dabei jedoch weniger. "Es ist nicht erkennbar, dass dort eine große Infektionsgefahr hervorgeht, trotz Mutationen."
Als "größeres Problem" sieht Mentrup die Mutationen eher bei Einrichtungen, in denen "die Hygieneregeln nicht unbedingt eingehalten werden können", so etwa bei Kindergärten. Diese sind in der Notbetreuung aktuell bei rund 48 Prozent ihrer sonstigen Auslastung.

"Ich finde es daher gut, dass Erzieher und Lehrer jetzt in die zweite Impfwelle aufgenommen werden", so der OB. Aber nicht nur das Vorrücken bei den Impfungen ist für die Stadt Karlsruhe ein Thema - auch die aktuelle Sicherheit von Kita-Personal und Kindern wird am Donnerstag virtuell diskutiert.
Hier gibt die Leiterin der Sozial- und Jugendbehörde Karlsruhe, Karina Langeneckert, allerdings Entwarnung: "Das Personal wird bei Aktionen, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, ab sofort FFP2-Masken tragen, wie zum Beispiel beim Wickeln", erklärt Langeneckert. "Aber wenn es Familien gibt, die da Sorge haben, dann können sie die Kinder auch zu Hause lassen."

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12.02.2021 15:55 Uhr
12.02.2021 17:12 Uhr
In Wahrheit legen die Geschäfte die Regeln vielleicht leicht unterschiedlich aus; danach gibt es täglich irgendwo "Lockdownlockerungen" und -"verschärfungen". Ist das Aufstellen eines zweiten Desinfektionsmittelspenders für Dich auch schon eine "Lockdownverschärfung"? Reicht Ein Lidl für Dich für so ein "Paket Alarmismus" - oder braucht es vielleicht derer vielleicht drei?
12.02.2021 18:23 Uhr
12.02.2021 15:26 Uhr
Die haben sich im April 2020 abgezeichnet. Jetzt sind sie schon lange da. Ein Kind, dass demnächst seinen 4 Geburtstag feiert, hat ein Viertel seines gesamten Lebens unter den Corona-Maßnahmen gelebt.
Wir sollten jetzt darüber nachdenken, zum Beispiel ein Viertel aller Renten ab einer bestimmten Höhe an diese Kinder zu übertragen. Dann geben die Menschen, die von den Maßnahmen profitieren und profitiert haben, etwas an die größten Opfer zurück.
13.02.2021 10:31 Uhr
14.02.2021 14:29 Uhr
Was ich geschrieben habe, bezog sich nur auf hohe Renten oder anderweitige Altersbezüge.
Wieso hast du profitiert? Siehe Altersverteilung bei den Toten und auf den Intensivstationen.
13.02.2021 10:33 Uhr
14.02.2021 14:30 Uhr
12.02.2021 15:41 Uhr
13.02.2021 05:57 Uhr
Es stört mich aber trotzdem etwas: Die Argumentation zu den Folgeschäden bei jetzigen Kleinkindern.
Dazu könnte ich jetzt lange und viel ausführen, aber das ist hier nicht der passende Anlass, nur weil ein OB aufgrund seiner Vorbildung Folgeschäden schon erkennen können will.
Vor dreißig Jahren sassen auch schon Einzelkinder einsam im Garten eines Hauses und die Eltern hatten kaum Zeit, weil sie schufteten um das Haus abzahlen zu können. Vor dreißig Jahren gab es auch schon keine verlässliche Grundschule. Vor etwas mehr als freißig Jahren sollten Kinder möglichst gar nicht in einen Kindergarten. Ich weiß wovon ich rede, weil ich damals alleinverdienende Mutter war.
Wer Schäden bei der Bildung befürchtet, der hat auch nicht wie ich erlebt, dass sich Kinder auf Weltreisen der Eltern gut weitergebildet haben und später alle Prüfungen schafften, obwohl sie nie in der Schule waren. Kommt auf die Eltern an.