Karlsruhe Corona-Sorgen im Ettlinger Tor: "Die Herausforderungen werden immer größer", sagt Center-Chefin Anne Klausmann
Während Friseure nach den vergangenen Bund-Länder-Beratungen etwas aufatmen können, bleibt die Lage im Einzelhandel weiter angespannt. Zwar wurde eine Öffnung in Aussicht gestellt, zu 100 Prozent könnten die Händler aber nicht planen, wie Anne Klausmann feststellt. Und die Managerin des Karlsruher Einkaufszentrums Ettlinger Tor weiß, was das bedeuten kann: "Wir bekommen schon von den einzelnen Geschäften Rückmeldungen - auch über Insolvenzen."
Seit Mittwochabend steht fest: Der Corona-Lockdown wird mindestens bis zum 7. März verlängert. Ausnahmen oder Lockerungen wird es bis zu diesem Datum wohl nur wenige geben. Das Land plant die schrittweise Öffnung von Kitas und Schulen, Friseure sollen ab dem 1. März wieder zur Schere greifen dürfen. Und Einzelhandel und Gastronomie? Die hingegen müssen weiter ausharren.

"Die Herausforderungen werden immer größer"
Stadträtin und Unternehmerin Petra Lorenz zeichnete vor diesem Hintergrund im Gespräch mit ka-news.de ein düsteres Bild über die Zukunft des Einzelhandels in Karlsruhe. Und damit ist sie nicht allein: Auch Anne Klausmann, Managerin des Einkaufscenters Ettlinger Tor, sieht die Lage kritisch: "Fakt ist: Es ist eine enorme Herausforderung, eine absolute Ausnahmesituation - und die Herausforderungen für die Händler werden immer größer."

Da mache es auch keinen Unterschied, ob man von einem Einkaufszentrum oder von einem kleinen Geschäft spricht, erklärt sie gegenüber ka-news.de. "Wir sitzen alle in einem Boot und müssen alle mit dieser Situation klarkommen."
Ersten Geschäften droht Insolvenz
Im Center selbst sei diese Ausnahmesituation deutlich zu spüren. "Wir bekommen schon von den einzelnen Marken und Geschäften Rückmeldungen. Auch über Insolvenzen." Erstes prominentes Beispiel: Die Schokoladenkette Hussel, die im Ettlinger Tor eine Filiale betreibt, meldete Ende Januar Insolvenz an.

Was das für den Standort im Karlsruher Einkaufszentrum bedeutet, stehe allerdings noch nicht fest. Grund für die Insolvenz seien vor allem die fehlenden Einnahmen aus den "saisonalen Höhepunkten", wie Klausmann erklärt.
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Die Frage nach dem "Wann...?"
Denn wie so viele andere Unternehmen musste auch Hussel mitten im Weihnachtsgeschäft auf wichtige Einnahmen verzichten. Für das anstehende Ostergeschäft sehe es aktuell nicht besser aus. "Das Ostergeschäft wird auch nicht so laufen, wie es sich viele gewünscht haben", stellt Klausmann jetzt schon fest und ergänzt: "Die große Frage, die sich weiterhin viele Einzelhändler stellen, ist die nach dem 'Wann...?'"

Wann wird geöffnet? Wann endet die Kurzarbeit, die in vielen Geschäften herrsche? Wann kann man wieder von einer Normalität sprechen? Alle Händler seien aktuell in einer extremen Wartesituation gefangen, so die Center-Chefin.

Antworten auf diese drängenden Fragen gab es bei den vergangenen Bund-Länder-Beratungen nicht unbedingt. "Wir haben lange auf ein konkretes Datum gewartet und das ist jetzt da und das ist auch gut. Aber die Öffnungen sind an den Inzidenzwert geknüpft", meint Anne Klausmann.
Unsicherheitsfaktor Inzidenz
Mit diesem Faktor in der Rechnung "birgt das leider wieder eine Unverbindlichkeit - und damit eine Unsicherheit. Wir können also nicht sicher sagen, ob wir am 8. März öffnen können oder dürfen", erklärt die Unternehmerin das Dilemma, das aktuell alle Einzelhändler verbindet. Und: "Über die Gastronomie wurde gar nicht geredet."

Trotz der aktuell misslichen Lage, Klausmann versucht positiv in die nähere Zukunft zu blicken und hofft, dass der Inzidenzwert weiter sinkt. "In Karlsruhe ist der Wert ja relativ gut und wir sind optimistisch, dass wir den 35er-Wert bald erreichen."
Click&Collect? "Nicht mehr als ein Zubrot"
Bis es soweit ist, versucht die Center-Managerin zwischen den Mietern im Ettlinger Tor und dem Vermieter, den DEKA Immobilien mit Sitz in Frankfurt, zu vermitteln. "Vor allem die Kleinen sind auf ein Entgegenkommen des Vermieters angewiesen. Hier versuchen wir auf partnerschaftliche Art und Weise eine Lösung zu finden. Doch leider können wir nicht alles abfedern."

Zeitgleich würden manche Händler versuchen, über das Click&Collect-System des Ettlinger Tors einen kleinen Umsatz zu generieren. Folgende Centershops nehmen aktuell an der Aktion teil:
- Blue Tomato
- Christ
- Comma
- dm
- Intersport Voswinkel
- Media Markt
- Müller Drogerie
- Olymp
- Tally Weijl
- Tamaris
- Tommy Hilfiger
- Zara
"Das System ist unterschiedlich erfolgreich, was vor allem am Internetauftritt der verschiedenen Geschäfte liegt. Mehr als ein Zubrot ist es aktuell aber nicht", erklärt Klausmann im Gespräch mit ka-news.de.
Eine Pleite-Welle im Center erwartet die Managerin dadurch insgesamt aber dennoch nicht: "Bei Hussel muss man abwarten und alle anderen Shop-Wechsel standen ja schon vor dem Lockdown fest. Wir hoffen, dass alle wieder geöffnet werden können und es dann auch bleiben."
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12.02.2021 09:03 Uhr
Die ECE-Multis fallen erst als letztes hinten runter, wenn die Einzelhändler pleite sind. Händler sagen: öffnen - Virologen sagen nein. Wer Recht hatte haben wir zur Genüge schon mitgekriegt. Fakt ist die "Schwarzmaler" Drosten und Lauterbach haben sich fast nie geirrt. Erst kommt die Gesundheit - dann das Geld.
12.02.2021 15:22 Uhr
13.02.2021 01:00 Uhr
Genau so muss es gewesen sein!
(Merken Sie selbst, dass dieser Mann nichts für Corona kann, oder?)
Übrigens fordert der böse Mentrup Öffnungen für Einzelhändler, das müsste Ihnen doch eigentlich zusagen.
12.02.2021 16:33 Uhr
13.02.2021 01:08 Uhr
Mentrup wurde 2012 gewählt, der Citypark 2015 fertiggestellt, Teile der Grünanlagen später.
Ihre Fakten stimmen nicht.
Eine Stadt, die wächst, scheint übrigens attraktiv zu sein. Zumindest was die Wohnungspreise angeht, kann man im Citypark jetzt nicht von einem Zuzug von Armen reden.
Das Gegenteil von Wachstum wäre Stagnation oder Schrumpfung. Sie können ja mal im Ruhrgebeit, in Pirmasens oder Teilen Ostdeutschlands nachfragen, ob eine Stadt dann besser dasteht (Spoiler: Sie tut es nicht.)
Als man mit dem Auto noch durch die Kaiserstraße fahren konnte, war diese jetzt auch nicht wirklich attraktiver. Ich habe so ein bisschen das Gefühl Sie beschweren sich auch einfach gerne.
12.02.2021 17:29 Uhr
Finde den Fehler.
Gleiches zur U-Strab. Die wurde vor allem von sog. bürgerlich-konservativen Kräften, Autofreunden etc., propagiert, z.B. CDU-Fenrich, der Erfinder der Kombifrage. Folgen dieses großen Stadtumbaus sind seriös nicht am jetzigen OB festzumachen.
Da wäre eher Selbstkritik angesagt, als auf andere zu zeigen.
Für mehr Sicherheit in der City gibt es den Vorschlag, ab 20 h die Straßenbahnen weiter oben fahren zu lassen.
Dafür sollte sollte sich jeder bürgernahe Politiker -Frauen sind auch Bürger
12.02.2021 11:20 Uhr
Wenn es den beiden wirklich um die Gesundheit der Allgemeinheit gehen würde, würden sie diesen Irrsinn, der hier läuft nicht befürworten und seit Monaten nur noch auf eine einzige Krankheit schauen, ohne zu fragen, was sonst noch passiert und welche Folgen das Ganze hat.
Eine österreichische Studie zeigt jetzt schon einen Anstieg um das 10fache bei schweren depressiven Fällen. Und zwar bei jungen Leuten.
Es geht diesen Egoisten aber nur um ihre eigene Meinung und den Risikofaktor für ihre Generation. Die Jungen werden momentan geopfert, um einigen älteren mit Vorerkrankungen ein paar Monate/Jahre mehr zu ermöglichen.
Fehlende sportliche Betätigung, weniger Vorsorgeuntersuchungen, etc. lassen noch mehr Erahnen, welche gesundheitlich negativen Folgen der Hausarrest für uns haben wird.
13.02.2021 01:17 Uhr
Lauterbach und Drosten lagen leider oft richtig. Sie können die ja nervig, unsympathisch oder sonstwas finden, aber gerade Lauterbach erklärt ja immer WARUM durch er was für wahrscheinlich hält und auf welche Studien er sich bezieht. Er korrigiert sich übrigens auch, wenn er falsch liegt.
Man kann sich mit den wissenschaftlichen Fakten auseinandersetzen, dennoch politische Maßnahmen (z.B. Geschäftsschließungen) für falsch halten oder man schreibt einfach, wie Sie das tun, unqualifiziert und faktenfrei, dass Experten auf dem Holzweg seinen. Viele Wissenschaftler äußern sich übrigens differenzierter als Sie das unterstellen.
12.02.2021 17:37 Uhr
In Wirklichkleit wurde durch Verzicht auf zahllose unnötige Operationen ("Fallpauschale") vielen Menschen geholfen. Experten meinen, zahlreiche Therapien sollten nun auf ihre Sinnlosigkeit hin überprüft werden.
Besuche beim Psychologen sind u.a. (nicht nur) natürlich auch Ausdruck einer übersatten Wohlstandgesellschaft, siehe USA. In Ländern, in denen es den Menschen wirklich weniger gut geht, gehen diese deutlich weniger in psychologische Behandlung.
Vieles hat zwei Seiten...
die Wirklichkeit ist nicht so "schwarz/weiß" wie Ihr Weltbild.
12.02.2021 11:22 Uhr
Was dann indirekt auch für die Verschlimmerung der Gesundheit bei der Bevölkerung sorgen wird.