Kolumne Rüstige Rüpelrentner oder: Ein Einkauf mit Hindernissen
Ältere Menschen haben unseren Respekt verdient - keine Frage. Es gibt allerdings Senioren, die ihr Alter schamlos ausnutzen, um sich mit Dreistigkeiten durch den Alltag zu mogeln. Beobachten kann man diese Spezies an jedem beliebigen Wochentag beim Einkaufen.
Ich schiebe meinen Sohn im Einkaufswagen durch den Supermarkt. Das heißt ich versuche es, denn er steht ständig aus dem Sitz auf und versucht sich Richtung Auslage zu balancieren. Wenn ich den Abstand zu den Lebensmitteln falsch einschätze, kann es passieren, dass das kleine Monster auf einmal eine Kiwi im Mund hat oder hinter mir ein Klopapierberg zu Boden geht. Das nur als Erklärung dafür, warum ich solche Shopping-Ausflüge immer möglichst schnell über die Bühne bringen will.
Man wird es mir also nachsehen, dass ich an solchen Tagen nicht so zuvorkommend bin wie sonst: Das Rentnpaar mit dem halbleeren Einkaufswagen muss sich heute also hinter mir an der Kasse einreihen. Ihre Versuche, mich mit Blickkontakten dazu aufzufordern, ihnen meinen Platz in der Schlange zu überlassen, ignoriere ich. Heute bin ich nicht zuvorkommend, heute kämpfe ich um jede Minute, damit mein Sohn mich mit seinen Quengelattacken verschont.
Warten Sie, ich hab's passend
Während ich meinem Sohn nach geglücktem Bezahlen einen Keks mit Puderzucker aus der neu gekauften Packung fische und den Rest meiner Einkäufe in Beuteln verstaue, beobachte ich das Rentnerpaar weiter. Obwohl sie es gerade eben noch so eilig hatten, muss jetzt die Kassiererin lostigern um die Bananen abzuwiegen - haben sie ganz vergessen; klar das kann jedem mal passieren. Aber selbst danach - die Kundenschlange beginnt schon unruhig zu werden - lässt die Seniorin sich eine Ewigkeit Zeit, um ihr Kupferkleingeld nach 79 Cent zu durchsuchen. Ob sie es wohl passend hatte? Ich werde es nie erfahren, da ich zur nächsten Warteschlange beim Bäcker wandern muss.
Das Anstehen beim Bäcker ist eine viel schwammigere Sache als an der Supermarktkasse: Man kann sich überall durchschlängeln. Die Bäckerin fragt: "Wer kommt als nächstes" und schwups meldet sich eine ältere Dame zu Wort. Ich lasse ihr den Vortritt, mein Sohn hat mittlerweile einen Keks in der Hand, er verhält sich also ruhig. "Wer kommt als nächtes?" Ich versuche gerade meine Bestellung abzugeben, da hebt schon die nächste Rentnerin ihre Hand und redet drauf los. "Ich war vor Ihnen da," sage ich streng. "Das glaube ich nicht, ich habe sie nicht gesehen."
Bin ich zu übersehen? Einkaufswagen, Puderzuckerverschmiertes Kind, knallrotes Oberteil?
Bin ich zu übersehen? Einkaufswagen, Puderzuckerverschmiertes Kind, knallrotes Oberteil? Ich glaube nicht... Zum Glück meldet sich die Kundin vor mir - die Frau, die ich halbfreiwillig vorgelassen habe - zu Wort: "Die junge Frau hat Recht, sie ist mit mir zusammen hier angekommen." Einer ungefähr Gleichaltrigen glaubt die Dame hinter mir natürlich sofort - ihr Tonfall wandelt sich mit einem Schlag: "Ach so, entschuldigen Sie vielmals." Während ich auf mein Brot warte, versucht sie weiter ihre Dreistigkeit wieder wett zu machen: "So ein liebes Kind."
Mein Sohn grinst sie an - er weiß wie man sich einschleimt - der Finger der alten Dame geht mit Dutzidutzi-Worten in Richtung Kinderwange. Ich wünsche mir heimlich, dass der Kleine in den Finger beißt - ich mag es nicht wenn fremde Leute meinen Sohn einfach so anfassen. Dann entdeckt die Frau den Puderzucker - und ich meine Chance, sie abzuwimmeln: "Was hat der Kleine denn da?" " Ach nix, das ist nur eine kleine Pilzinfektion am Mund," trällere ich. Die Frau zieht augenblicklich mit einem angeekelten Gesichtsausdruck ihren Finger zurück. Ich lächle sie freundlich an, wünsche ihr noch einen schönen Tag und bin froh, den Supermarkt wieder zu verlassen, ohne dass die Rüpelrentner mich gelyncht haben.
"Tina trotzt dem Alltag" ist die neue, wöchentliche Kolumne auf ka-news. Sie erscheint immer donnerstags. Anregungen, Aufregungen und sonstige Hinweise an rastatt@ka-news.de.
Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen.
Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!
23.07.2010 02:11 Uhr
Im Übrigen waren Kupferlinge abzählende Renter schon immer der Aufreger der Berufstätigen, hat mich schon vor 25 Jahren genervt. Ganz übel fand ich die Seniorinen, die mich unverhohlen anbaggern wollten und die ungedultige Drängelei an der Kasse zur körperlichen Nähe ausnutzten. Schmachtblick, kombiniert mit einer Dunstwolke aus Mottenkugeln, ungewaschenen Haaren und kölnisch Wasser.
Da habe ich mir die hetfield-Frage "wollen sie Sex?" gerade noch verkneifen können.
Manchmal hilft es, einfach böse zu gucken, dann trauen sie sich nicht mehr sich vorzudrängeln und halten Abstand.
Ist aber nicht so mein Ding. wenn ich Zeit habe, lasse ich gerne die Eiligen vor. "Sie haben es eilig? gehen sie ruhig vor."
22.07.2010 22:29 Uhr
nervige, überforderte, junge Mütter mit quengelden Kindern in der Öffentlichkeit
gespannt. Die kommt doch sicherlich??? Wir warten alles gespannt darauf!
22.07.2010 22:03 Uhr
Gesundheit!!!
22.07.2010 17:10 Uhr
wieder einmal denken Sie in Problemen. Nie sehen Sie Lösungen oder Verbesserungen. Sie sehen immer nur Probleme und Defizite. Das ist natürlich leichter. Und indem man sich in die Reihe der Dauer-Nörgler einreiht tut man ja niemandem weh.
Aber welche Lösungen schlagen Sie denn vor?
Ausgangsverbot für Rentner werktags ab 17 Uhr?
Nach Altersgruppen getrennte Stadtteile?
Einen Orden für jede Mutter pro Kind, der die Mutter offen trägt und an jeder Stelle im öffentlichen Leben zum Vortritt autorisiert?
Denken Sie mal nach. Aber beeilen Sie sich, denn die Zeit spielt gegen Sie!
22.07.2010 19:08 Uhr
Wenn dich Mütter mit Kindern nerven (mich manchmal auch, das füllt ebenso ein Buch) dann schreib doch was drüber und verkauf es ka-news.
Aber schreib es so harmlos, augenzwinkernd und lustig wie Frau Bartolomeo.
Dann reden wir weiter.
22.07.2010 17:06 Uhr
Aber aufgefallen ist mir, ob's bei der Post, Bank oder irgendeine Behörde ist, das Mütter mit Kleinkindern kurz vor Schließungsschluss kommen. Diese Altersgruppe hat nämlich den ganzen Tag Zeit.
22.07.2010 18:27 Uhr
22.07.2010 16:34 Uhr
sagt ein 63 jähriger Rentner, der seine Kinder auch ohne Brutaltäten zu ordentlichen Menschen erzogen hat
(Ihr Feiglinge, Schwächer schlagen!!)
22.07.2010 16:30 Uhr
und muss ZUGEBEN
so ist es. Ich schäme mich oft für diese älteren Menschen, die so tun, als sei Altwerden eine Leistung!
Außerdem gehen sie IMMER in der Mitte der Gänge....
na ja..
22.07.2010 16:19 Uhr
Mit Rentnern komm ich gut zurecht, man schwadroniert über die Kaiserzeit und erwähnt nebenher "dürfte ich mal vor bla,bla,bla, -na klar junger Mann" und schon ist das Ziel erreicht. Ganz ehrlich, viel schlimmer find ich die zustände beim McDrive in Mühlburg da bin ich shit ohne innerlich schon zigmal amok gelaufen.