Kolumne Die Bahn macht kreativ
Die Bahn ist eine nie versiegende Quelle an Kreativität. Das beweisen nicht nur unendlich viele Texte, in denen Autoren ihre traumatischen Reiseerlebnisse schriftlich verarbeiten. Die Kreativität beginnt allerdings für den normalen Bahnkunden bereits an ganz anderer Stelle: Wie komme ich möglichst schnell und vor allem günstig mit dem Zug an mein Ziel?
Bei diesem Vorhaben werden einem von frustrierten Schalterangestellten der Deutschen Bahn gerne Steine in den Weg gelegt. Nehmen wir als Beispiel den uneinsichtigen Freiburger Fahrkartenverkäufer, der sich weigerte, mir die günstigste Verbindung von Freiburg nach Luxemburg zu verkaufen: "Die gibt es in meinem System nicht." Dabei nutzte ich genau diese Strecke schon seit Jahren. Auf meinen Hinweis, dass die von ihm vorgeschlagene Verbindung doppelt so lang - und auch doppelt so teuer sei - wurde er ungehalten: "Fräulein, wenn Sie kein Geld haben, dann bleiben Sie doch zuhause!"
Ich löste das Problem indem ich ihm ganz genau diktierte, was er in sein System eintragen müsse um meine Verbindung zu finden. Aber spätestens seit diesem Erlebnis glaube ich nicht mehr an die Nutzerfreundlichkeit der Deutschen Bahn. Deswegen war ich einigermaßen überrascht, als mich der Mitarbeiter am Baden-Badener Schalter vor meinem letzten Reiseantritt sehr kompetent beriet, was das Reisen mit Hunden angeht: "Hunde unter Katzengröße reisen kostenlos, größere Hunde zahlen den Kinderpreis... es sei denn sie reisen in einer Tasche."
Schäferhund und Labrador im Reisetäschchen?
Aber wozu sollte ich zahlen, wenn der Vierbeiner dann doch nur im Weg rumliegen würde, die anderen Passagiere über ihn stolpern und sich dann bei mir über den "Drecksköter" beschweren müssten? Nur damit ich entgegnen könnte: "Der hat dafür gezahlt, der darf das." Das war mir definitiv zu anstrengend. Also die Korbvariante. Ich trainierte mit meinem Hund - übrigens ein spanischer Straßenköter mit einem unglaublichen Dickschädel und wenig Verständnis für unnütze Kommandos - eine Woche das Verharren in seinem Transportkörbchen. Am Ende der Woche beherrschte er das Wunderwerk dank einer riesigen Menge Leckerlies - zumindest solange wie der Schaffner brauchen würde, das Abteil zu durchqueren.
Die Reise verlief dann übrigens einwandfrei - bis auf einige strafende Blicke. Und der Hund? Tja, der fand es toll fünf Stunden lang auf meinem Schoß zu sitzen und sich den Bauch kraulen zu lassen, der von den Leckerlies für die zehn Minuten im Korb sitzen ganz rund war. Und ich freute mich, dass ich mir keine Deutsche Dogge zugelegt hatte.
"Tina trotzt dem Alltag" ist eine wöchentliche Kolumne auf ka-news. Sie erscheint immer donnerstags. Anregungen, Aufregungen und sonstige Hinweise an rastatt@ka-news.de.
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15.08.2010 16:19 Uhr
Meine letzte Reise habe ich mit dem Saturn-Ticket bestritten. Das ging ziemlich gut!
mfG
Manfred
13.08.2010 15:29 Uhr
Ich meine das völlig ernst. Wieso gibt es mehr negative als positive Kolumnen? Es gibt so viele gute und schöne Dinge (sogar von Menschen gemacht!) - und wieso wird nicht wöchentlich darüber berichtet um die Menschen daran zu erinnern und zu ermuntern, vielleicht selbst etwas zu schaffen?
Ist das hier denn wirklich gemeinhin unterhaltsamer?
13.08.2010 10:36 Uhr
12.08.2010 20:22 Uhr
Und sollen Tiere soviel kosten wie Menschen? Oder die Hälfte? Oder gar nix?
Fazit des Artikels: Ausser Polemik nix gewesen oder seit es Menschen gibt, kann man es einigen dieser Spezies nicht recht machen, egal wie mans anstellt.
Eine Idee hätte ich noch: Im Doppel-ICE nach Basel-Köln der erste Zugteil nur mit Sitzplatzreservierung, im zweiten alles ohne. Viel Spass.
Was ich kritikwürdig finde: Der Hund kostet die Hälfte, kann aber keinen Sitzplatz reservieren. Also das Herrchen, nicht der Hund
12.08.2010 18:41 Uhr
Anspruch auf einen Sitzplatz hat, wer einen Sitzplatz reserviert - das ist ein zusaetzlicher Service und kostet zusaetzlich. Ich weiss nicht, warum Menschen das nicht einsehen wollen?
12.08.2010 19:18 Uhr
solange die bahn nur gnadenhalber fahrgäste mitnimmt, ist das kein akzeptabler servicebetrieb.
13.08.2010 00:30 Uhr
13.08.2010 10:07 Uhr
hettie, wir beide werden dermaleinst wohl die letzte bastion des individualverkehrs bilden.
;)
12.08.2010 16:54 Uhr